Oberhausen. Oberhausener Einkaufszentrum bleibt in der Pandemie ein beliebtes Reiseziel - auch bei Niederländern. Lange Schlangen bei Bändchen-Vergabe.

Während der Weihnachtsmarkt zwischen Arena und Centro Oberhausen abgebaut wird, herrscht im Einkaufszentrum noch Weihnachtsstimmung. An den Decken und in den Schaufenstern der vielen Läden hängt Weihnachtsdeko, in den langen Gängen stehen geschmückte Weihnachtsbäume. Und weil aktuell noch Weihnachtsferien sind, herrscht am zweiten Verkaufstag des neuen Jahres in Deutschlands größtem Einkaufszentrum auch reger Betrieb. Da Shopping hier derzeit nur unter der 2G-Regel möglich ist, bildeten sich bei der Bändchen-Vergabe lange Schlangen. Teilweise standen Menschen bis zu den Parkdecks an, um ein 2G-Bändchen zu ergattern.

In den Niederlanden herrscht Lockdown

Seit dem 18. Dezember sind die Niederlande im Lockdown, eine Woche später begannen dort die Weihnachtsferien. Im Nachbarland sind die meisten Läden geschlossen, nur Geschäfte des täglichen Bedarfs dürfen Kundinnen und Kunden reinlassen. Darum kommen jetzt offenbar viele Shoppingtouristen trotz steigender Coronazahlen über die nahe Grenze nach NRW, bevölkern die Einkaufsstraßen in den Städten am Niederrhein und kommen auch ins Centro nach Oberhausen. Für tagestouristische Ausflüge empfiehlt das Gesundheitsministerium dennoch, sich vorher auf Corona testen zu lassen. Außerdem sollten sich Touristen über die derzeit geltenden Corona-Regeln informieren. Abschreckende Wirkungen zeigen die jüngsten Regelverschärfungen bei einigen niederländischen Einkaufstouristen jedoch nicht: „Ich finde es gut, dass ich nach Deutschland kommen und weiterhin shoppen gehen kann. Das geht ja momentan leider in den Niederlanden nicht“, erklärt eine niederländische Studentin, die ihren Namen lieber nicht nennen mag.

Aber nicht nur wegen des Lockdowns kommt die junge Frau nach Oberhausen. „Auch schon vor der Pandemie bin ich immer gerne zum Shoppen ins Centro gefahren. Ich wohne in der Nähe der Grenze und von dort aus ist es nicht weit nach Oberhausen“, betont sie.

Auch eine niederländische Familie aus der Grenzregion bei Emmerich nutzt die Ferienzeit für einen Shoppingausflug im Centro. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern kommt der Familienvater regelmäßig zum Shoppen nach Deutschland. „Es ist gut, dass wir hier einkaufen können. Bei uns ist ja seit fast drei Wochen alles geschlossen“, sagt er uns. Umgekehrt kämen ja auch immer viele Menschen aus Deutschland nach Roermond und Venlo.

Centro Manager Remark: „Weniger Niederländer als in den Jahren zuvor“

Eine „Invasion“ an niederländischen Shoppingtouristen sei aber ausgeblieben, sagt Centro Manager Marcus Remark. „Vor allem in der Vorweihnachtszeit hatten wir deutlich weniger niederländische Kunden als in den Vorjahren. Zwischen den Feiertagen sind es aber wieder mehr geworden.“ Dass es insbesondere Menschen aus dem Nachbarland ins Centro zieht, habe Tradition: „Wir hatten schon immer viele Kunden, die aus Holland kamen. Das ist nicht erst seit dem Lockdown so“, berichtet Remark.

Insbesondere der Weihnachtsmarkt erfreut sich bei Niederländern großer Beliebtheit, insgesamt verlief das gesamte Weihnachtsgeschäft aber deutlich ruhiger, als in den Jahren zuvor. Dies stellten die Mitarbeiter fest, die die 2G-Bändchen verteilen und den Zugang zum Weihnachtsmarkt vor dem Centro regelten. „Unsere Mitarbeiter konnten nicht feststellen, dass es aufgrund der Bestimmungen in Holland mehr Kunden von dort waren. Eher das Gegenteil war der Fall.“

Auch für den Handelsverband Nordrhein-Westfalen Ruhr stellen Shoppingtouristen aus den Niederlanden trotz steigender Infektionszahlen kein Problem dar. „Wenn sich jeder an die Hygieneregeln hält, ist das Shoppen im stationären Einzelhandel in NRW eine sichere Sache. Ganz egal ob man aus einem anderen Bundesland oder den Niederlanden kommt“, erklärt Geschäftsführer Marc Heistermann. Zwar wisse er, dass das Centro in Oberhausen als „Einzelhandels-Hotspot“ gelte, aber solange die Regeln eingehalten werden, stellen Niederländer kein Risiko dar.

Handelsverband will keine Kunden vergraulen

Insgesamt freue sich Heistermann grundsätzlich über jeden Kunden, der den angeschlagenen stationären Handel in der Region stärkt. Entgegen der Appelle des niederländischen Premier Mark Rutte und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, besser nicht über die Grenzen zu kommen, wolle der Handelsverband auch keinen potenziellen Kunden vergraulen. „Wir wollen uns jetzt nicht hinstellen und ausrufen: Liebe Niederländer, bitte bleibt zu Hause“, so Heistermann. Angesichts der Corona-Pandemie sei eh festzustellen, dass deutlich weniger Shoppingtouristen unterwegs gewesen sind, als in den vergangenen Jahren. „Die Sonderbusse aus Belgien oder den Niederlande blieben ja jetzt das zweite Jahr in Folge aus. Alleine da sieht man schon, dass es deutlich weniger waren.“

Und auch wenn das Infektionsgeschehen manche Menschen derzeit abschreckt, ins Centro zu kommen, stehen in den gut gefüllten Parkhäusern viele Fahrzeuge mit gelb-schwarzen Nummernschildern. Statt Sonderbusse setzen viele Niederländer nun auf die private Anreise.

Für Heistermann sei dies auch legitim, wenn die Corona-Regeln eingehalten werden: „Natürlich wissen wir, dass Weihnachtsmärkte und das Centro bei Niederländern beliebt sind“. Doch solange sich beim Shoppen an geltende Regeln gehalten wird, spielt es auch keine Rolle wo die Kunden herkommen.