Essen. Der NRW-Ministerpräsident hat einen positiven PCR-Test stundenlang „übersehen“. Ein ärgerlicher Fehler, der nicht ohne Folgen bleibt.

Hendrik Wüst will anders sein. Anders als sein Vorgänger Armin Laschet. Laschet ist nicht zuletzt über seine eigene Schlunzigkeit gestolpert. Tapsig, täppisch, tollpatschig – eine rheinische Frohnatur, eigentlich zum Liebhaben, wenn es sich nicht gerade um den NRW-Ministerpräsidenten und Unions-Kanzlerkandidaten gehandelt hätte, zu dessen Anforderungsprofil das alles nicht passte. Schnee von gestern. Jetzt also Wüst, der sich selbst als den Akribischen sieht, den Akkuraten, den, der mit humorloser Präzision und Gewissenhaftigkeit seinen Job erledigt. Dieses Bild hat nun einen kleinen, für einen Wahlkämpfer in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um das Ministerpräsidentenamt jedoch ärgerlichen Riss bekommen.

Kann es sein, dass man als selbst ernannter Anführer des „Teams Vorsicht“ in der Corona-Pandemie bei einem Israel-Besuch stundenlang ein positives PCR-Einreiseergebnis übersieht? Dass man es ignoriert, wenn Menschen im unmittelbaren Umfeld bereits positiv getestet wurden und man dennoch die israelische Wirtschaftsministerin trifft? Ja, lautet die Antwort, das kann sein, das ist so. Aber es hätte nicht passieren dürfen. Wüsts Entourage, bis auf wenige Ausnahmen Laschets Leute, hätte das verhindern müssen. Es ist kein Skandal, nichts, was Wüst dauerhaft schaden sollte. Aber es ist eine international beobachtete Peinlichkeit, die einen innenpolitischen Preis hat.