Ruhrgebiet. Am Montag (23.5.) beginnt der Vorverkauf für das 9-Euro-Ticket. Verkehrsbetriebe befürchten einen Ansturm - und haben Tipps für die Fahrgäste.

Wer nicht Urlaub hat, wer nicht krank ist, der ist Montag dran. „Wir haben alle im Einsatz“, sagt Ewelin Reclik, Sprecherin der Vestischen Straßenbahnen im Kreis Recklinghausen: alle Kundenberater, alle Beraterinnen. Denn am Montagmorgen beginnt der Vorverkauf der 9-Euro-Tickets, und allerorts richten sich die Verkehrsbetriebe mindestens auf „große Nachfrage“ ein, so Britta Heydenbluth von der Dortmunder DSW21. Was Sie wissen sollten.

Ticket: Es kostet neun Euro pro Monat und ist im Juni, Juli und August jeweils bis zum Monatsletzten um 24 Uhr gültig. Es verlängert sich nicht automatisch. Es erlaubt, im Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland beliebig oft zu fahren, also in Bussen und Straßenbahnen, S- und U-Bahnen sowie in der 2. Klasse von Regionalzügen. Es gilt nicht in EC, IC, ICE, Thalys, Flixtrain und Fernbussen.

Es gibt so viele 9-Euro-Tickets, wie die Leute kaufen

Die Bahn erwartet volle Züge und rät davon ab, zu versuchen, Fahrräder mitzunehmen.
Die Bahn erwartet volle Züge und rät davon ab, zu versuchen, Fahrräder mitzunehmen. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Verkauf: Der Vorverkauf beginnt in Nordrhein-Westfalen fast überall am nächsten Montag, dem 23. Mai: in Reisecentern der Bahn, Kundencentern und Vertriebsstellen des ÖPNV und natürlich online oder via App. Fahrscheinautomaten sind mancherorts noch nicht umgestellt, es gibt sie auch noch nicht überall bei Fahrer oder Fahrerin. Zum 1. Juni soll das anders sein. Der Verkauf läuft bis Ende August.

Ansturm: Aus Sorge vor einem Ansturm weisen die Verkehrsbetriebe unisono darauf hin, dass man die 9-Euro-Tickets gerne online kaufen kann und dass es keine Mengenbegrenzung gibt. In Wuppertal sind in einem vorgezogenen Online-Vorverkauf in 24 Stunden 1700 Tickets verkauft worden. „So eine Zahl haben wir nicht erwartet“, sagt ein Sprecher.

Für Abonnenten ändert sich außer dem Preis fast nichts

Abonnenten: Für sie ändert sich fast nichts, außer, dass sie nur neun Euro monatlich abgebucht bekommen. Die Zusatzleistungen auf Monatstickets bleiben im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) erhalten, etwa die, am Wochenende mehr Leute mitzunehmen. Begrenzungen wie ,gültig ab 9 Uhr’ entfallen. Aber: Die Gültigkeit des Tickets endet an der deutschen Grenze, sie reicht nicht - wie sonst - nach Holland hinein. Eine kleine Ausnahme gibt es bei Aachen.

Eezy-Kunden: Checken wie bisher mit dem Handy ein und aus und bekommen später die Luftlinien-Strecke ihrer Fahrt berechnet. Sobald sie für insgesamt neun Euro unterwegs waren, wird der Preis an dieser Stelle gedeckelt. Einchecken müssen Sie jedoch weiterhin: Sonst fahren Sie schwarz.

9-Euro-Ticket kann bei langen Strecken billiger sein als eine einzelne Fahrkarte

Schon zu normalen Zeiten können sich in Kundencentern Schlange bilden, wie hier 2019 bei der Bogestra. Zu Beginn des Vorverkaufs wird große Nachfrage erwartet.
Schon zu normalen Zeiten können sich in Kundencentern Schlange bilden, wie hier 2019 bei der Bogestra. Zu Beginn des Vorverkaufs wird große Nachfrage erwartet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nicht-Abonnenten: Können mit dem Ticket fahren, fahren, fahren, haben aber keine Zusatzleistungen. Wer jedoch im Aktionszeitraum bis August ein Abonnement abschließt, bekommt diese Leistungen (für den VRR-Raum).

Kinder: Kinder bis sechs Jahre fahren weiter umsonst. Kinder über sechs brauchen ein eigenes 9-Euro-Ticket. Schoko-Tickets werden auf neun Euro heruntergesetzt.

Abruf-Angebote: Für Abruf-Angebote wie den Bus auf Bestellung oder Taxi-Zusatzdienste (Taxibusplus, Ast) an bestimmten Bahnhöfen gilt das 9-Euro-Ticket nicht. Die Zuschläge müssen weiter gezahlt werden.

Sonstige Fahrkarten: Die Preise für Einzelfahrten, Tagestickets und Vier-Fahrten-Karten bleiben gleich. Von einer gewissen Entfernung an aber ist das 9-Euro-Ticket billiger als diese Fahrscheine.

Die Bahn garantiert nicht, dass Fahrräder mitgenommen werden können

Befürchtungen: Neben dem Ansturm der ersten Tage? Busse und Bahnen könnten sehr voll werden, größere Reserven an Fahrzeugen oder Personal gibt es nämlich nicht. Die Bahn kann nicht garantieren, dass Fahrräder mitgenommen werden können. „Reisen mit Fahrrad an Feiertagen sollte man vermeiden“, heißt es dort: „Wir empfehlen, sich am Ausstiegsbahnhof ein Fahrrad zu leihen.“ Dem schließt sich der VRR an.

Fernreisen: Manche Urlaubsregion befürchtet, jetzt kämen Billiggäste aus halb Deutschland für neun Euro zu ihnen, die regionale Verbindungen miteinander verkoppeln. Bei dem entfernt vergleichbaren, anfangs nur 15 Mark teuren „Schönes-Wochenende-Ticket“ der 1990er-Jahre ist das nicht in großer Zahl passiert. Allerdings mussten die Leute damals auch spätestens Sonntagabend zurück sein.

Danach: Vom 1. September an sollen die jetzigen Tarife wieder gelten. Und die ungeliebten Billig-Gäste sonder Zahl sind bestimmt abgereist und haben sich noch entschlossen geärgert, dass es auf die 9-Euro-Tickets nicht auch noch einen Bahncard-Rabatt gab.