An Rhein und Ruhr. Nach den Corona-Lockerungen sinkt die Nachfrage nach Testangeboten in NRW. Warum Betreiber die Teststellen noch nicht schließen wollen.
Noch im Februar mussten alle, die nicht geimpft sind, täglich einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest vorzeigen, wenn sie morgens zur Arbeit kamen. Bis in den März hinein galt für Ungeimpfte noch eine Testpflicht für den Besuch eines Cafés oder bei einer Übernachtung im Hotel. Doch nun sind die Corona-Beschränkungen größtenteils aufgehoben, die Impfquote für die Auffrischimpfungen in NRW liegt bei 61,7 Prozent (Stand: 13. April). Ein aktueller Test ist nur noch in den seltensten Fällen nötig, zum Beispiel bei einem Besuch im Krankenhaus oder Altenpflegeheim. Doch der Großteil der Bevölkerung scheint das kostenlose Angebot der Bürgertestungen gar nicht mehr zu benötigen. Ist die Aufrechterhaltung der Teststellen überhaupt noch sinnvoll?
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, sagt ja. Zwar seien die Testzahlen in den NRW-Apotheken „stark“ gesunken, aber: „Unsere Klientel, die zum Großteil zur vulnerablen Gruppe gehört, geht einfach davon aus, dass sich die jungen Leute testen lassen. Vor allem jetzt, wenn es um Familientreffen an Ostern geht.“ Lockerungen würden derzeit den Anschein geben, dass die Pandemie vorbei sei. „Nach den Osterferien werden die Leute aus dem Urlaub zurückkommen und wieder Infektionen mitbringen“, befürchtet Preis. Er könne sich vorstellen, dass Betreiber von privaten Testzentren ihren Betrieb nach Ostern Stück für Stück einstellen werden und verspricht: „Die Apotheken werden mindestens noch bis zum Sommer eine flächendeckende Versorgung mit den Tests sicherstellen.“
Dinslakener Apotheke will Testzentrum weiter betreiben
Schließungen seien erst einmal nicht geplant, bestätigt auch Christian Kühl, Leiter der Testzentren der Malteser-Apotheke in Dinslaken. Doch auch Kühl bekräftigt den Eindruck von Preis: Im Vergleich zum Jahresende 2021 seien die Testungen in den beiden Zentren bis jetzt ungefähr um die Hälfte zurückgegangen. „Wir als Malteser Apotheke sehen hier eine Verantwortung trotzdem weiter Testmöglichkeiten aufrecht zu erhalten. Dies werden wir so lange wie möglich machen.“ Auch, um den 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine langfristige Perspektive zu geben, die aber auch nach einem Aus der Testzentren gesichert bleibt.
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Auch die Johanniter in NRW wollen derzeit keine ihrer 27 stationären und mobilen Testzentren schließen, teilt Sprecher Marco Schauff auf Anfrage mit. „Die Anzahl der Tests ist seit Januar bis Ende März um circa 25 Prozent gestiegen“, sagt er. Monatlich führe man derzeit etwas über 2.000 Testungen durch.
Zahl der Testungen in NRW hat insgesamt abgenommen
In ganz NRW gibt es derzeit 6626 Teststellen, unter anderem in Apotheken, Arztpraxen und kommunalen Zentren, teilt das Land auf NRZ-Anfrage mit. In der vergangenen Woche habe es dort 3.836.645 Testungen gegeben. Ende März waren es noch 5.363.265 und Mitte Januar 6.634.463. Die Tendenz ist seit Jahresbeginn sinkend. Dennoch ist das Angebot kostenloser Schnelltests bundesweit bis in den Frühsommer verlängert worden. Die ursprünglich bis 30. März geltende Testverordnung, die auch die sogenannten Bürgertests regelt, bleibt vorerst bis einschließlich 29. Juni in Kraft.
>>> Anbieter erhalten 11,50 Euro pro durchgeführten Test
Teststellen können beim Bund aktuell 11,50 Euro pro Bürgertest abrechnen. Bis Juli 2021 wurden den Testanbietern noch bis zu 18 Euro überwiesen. Führte medizinisches Personal die Testung durch, waren sogar bis zu 21 Euro möglich. Nach zahlreichen Betrugsvorwürfen gegen mehrere Teststellen-Betreiber passte das Bundesgesundheitsministerium im Juli 2021 seine Testverordnung an. Die Folge: Private Anbieter verdienen mittlerweile deutlich weniger als vorher.
Bis wann die Schnelltests für Bürgerinnen und Bürger kostenlos bleiben, ist unklar. Das Bundesgesundheitsministerium hatte Mitte März angekündigt, dass das Angebot noch mindestens bis Ende Mai bestehen bleiben soll. Ob die Tests auch darüber hinaus für Bürger gratis sind, hängt unter anderem von der Pandemie-Lage ab.