Aus den Niederlanden. Die Ankündigung des Teil-Lockdowns in den Niederlanden hat Proteste nach sich gezogen. In Den Haag kam es zu Ausschreitungen und Festnahmen.

  • Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den Niederlanden steigt seit Wochen massiv an.
  • Am Freitagabend hat der niederländische Premier Mark Rutte bekannt gegeben, dass das Nachbarland von NRW in einen Teil-Lockdown geht.
  • In Den Haag war es anschließend zu gewaltsamen Protesten gegen die Verschärfung der Corona-Maßnahmen gekommen. Auch am Samstag gab es in einzelnen Städten Proteste.
  • Vor allem aus der Gastronomie-Branche kommt viel Kritik. In Breda blieben Gaststätten am Samstag laut niederländischen Medienberichten geöffnet.
  • In Venlo ist die Gastronomie am Sonntagmittag unterschiedlicher Meinung über den neuen Teil-Lockdown. Auch kommen offenbar weniger Menschen aus NRW. Wir haben uns umgehört.

Bei gewaltsamen Protesten gegen die Verschärfung von Corona-Maßnahmen sind in den Niederlanden mindestens fünf Demonstranten festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, bei einer Kundgebung in Den Haag Einsatzkräfte mit Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen sowie sich Anweisungen der Polizei widersetzt zu haben, wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete. Die Demonstration war nach Krawallen am Freitagabend von der Polizei mit Wasserwerfern aufgelöst worden.

Zuvor hatte Ministerpräsident Mark Rutte für das 17,5-Millionen-Einwohner-Land einen neuen Teil-Lockdown verkündet. Die strengeren Maßnahmen sollen zunächst für drei Wochen gelten. Begründet werden sie mit wieder stark steigenden Infektions- und Patientenzahlen. Eine Überlastung der Intensivstationen durch Corona-Patienten soll verhindert werden.

Wie der öffentliche-rechtliche Sender NOS aus den Niederlanden berichtet, haben am Samstag in Leeuwarden und Zwolle Menschen gegen die Schließung der Gastronomie protestiert. In Breda blieben Gaststätten den Berichten zufolge nach 20 Uhr geöffnet.

Niederlande seit Samstagabend in einem neuen Teil-Lockdown

Seit Samstagabend müssen Gaststätten und Supermärkte um 20.00 Uhr schließen, andere Geschäfte bereits um 18.00 Uhr. Die 1,5-Meter-Abstandsregel wird wieder eingeführt. Sportveranstaltungen müssen ohne Publikum stattfinden. Das gilt auch für das WM-Qualifikationsspiel der Niederlande gegen Norwegen an diesem Dienstag in Rotterdam. Die Niederlande sind damit das erste westeuropäische Land, das angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen in einen Teil-Lockdown geht, um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.

Nach Bekanntgabe des Teil-Lockdowns für die Niederlande ist es in Den Haag zu Protesten gekommen. Premier Mark Rutte hatte zuvor über die neuen Maßnahmen informiert.
Nach Bekanntgabe des Teil-Lockdowns für die Niederlande ist es in Den Haag zu Protesten gekommen. Premier Mark Rutte hatte zuvor über die neuen Maßnahmen informiert. © dpa | Jeroen Jumelet

Kinos und Theater dürfen mit einem Impfnachweis oder einem negativen Corona-Test weiter genutzt werden. Davon hatte das regierungsberatende Fachgremium Outbreak Management Team (OMT) laut Medienberichten vom Donnerstag eigentlich abgeraten.

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Corona in den Niederlanden: Teil-Lockdown nach hohen Infektionszahlen

Die Regierung plant zudem, eine 2G-Regelung einzuführen. Der Start der Boosterimpfungen wird außerdem vom 6. Dezember auf den 19. November vorgezogen.

Rutte sprach am Freitag von einem „harten Schlag für einige Wochen“. Zur Begründung führte er an: „Das Virus ist überall, im ganzen Land, in allen Branchen und allen Altersgruppen.“

Proteste und Ausschreitungen während der Pressekonferenz

Während Ruttes Pressekonferenz im Justizministerium versammelten sich Dutzende Menschen vor dem Gebäude, um gegen die Maßnahmen zu protestieren. Als sie Feuerwerkskörper zündeten und mit Steinen warfen, versuchte die Polizei, sie mit Wasserwerfern zu vertreiben. Ein AFP-Journalist berichtete von heftigen Zusammenstößen von rund 200 Demonstranten mit Bereitschaftspolizisten und der berittenen Polizei.

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Am Montag liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Nachbarland von NRW laut Daten der Johns Hopkins Universität bei 539,1. Am Donnerstag wurde der höchste Tageswert an Neuinfektionen seit Pandemiebeginn gemeldet. Auch die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich zu: Anfang der Woche hatten die fünf Kliniken in Limburg gemeldet, keine Coronainfizierten mehr behandeln zu können. Dieser Trend hatte sich bereits vor Wochen angekündigt. Mit den anstehenden Maßnahmen will die niederländische Regierung die Infektionen eindämmen und eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindern. (mh/ dpa)