Düsseldorf. Pro Tag soll in NRW ein Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Laut NRW-Gesundheitsminister Laumann scheint die dritte Welle gebrochen.

  • Impfungen in NRW: In 65 Tagen will NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) allen Bürgern in NRW ein Impfangebot machen. Pro Tag will er einen Prozent der Bevölkerung impfen.
  • Die Impfpriorisierung in NRW soll aufgehoben werden, sobald die Betriebsärzte in NRW Impfstoff erhalten. Diese sollen im Juni in die Impfaktion in NRW eingreifen.
  • "Die dritte Welle ist wohl gebrochen", erklärte NRW-Gesundheitsminister Laumann. Dafür seien neben den 450.000 Corona-Tests auch die Impfungen verantwortlich. Erstmals gehen in NRW im Mai mehr Impfmittel in die Zweitimpfung.

Der R-Faktor in NRW liegt bei 0,8, die Sieben-Tage-Inzidenz bei 116,1. "Am 1. Mai lag die Inzidenz noch bei 166", erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. "Die dritte Welle ist wohl gebrochen", sagte er.

Dafür sind aus Sicht des NRW-Gesundheitsministers nicht nur die vielen Corona-Tests (450.000 pro Tag) verantwortlichen, sondern auch das Fortschreiten der Impfkampagne. "7,9 Millionen Leute in NRW sind geimpft worden, davon 6,3 Millionen Erstimpfungen", sagte Laumann. 1,9 Millionen Impfungen wurden in den Arztpraxen durchgeführt. "Gut 35 Prozent der Menschen haben eine Erstimpfung erhalten", bilanzierte er. "Damit stehen wir ganz vorn unter den Flächenländern."

Impfungen in NRW: "Uns fehlen also noch 65 Prozent"

"Uns fehlen also noch 65 Prozent", ergänzte er. Laumann wolle erreichen, jeden Tag ein Prozent der Einwohner in NRW zu impfen. So will er in 65 Tagen allen ein Impfangebot machen. "Ich wäre glücklich", sagte Laumann, "wenn wir in 65 Tagen allen in NRW ein Impfangebot gemacht haben."

Alleine im Juni erhalten die Arztpraxen bis zu 760.000 Impfdosen der Firma Biontech. Im Mai plant NRW 760.000 Erst- und 1,25 Millionen Zweitimpfungen. Erstmals also werden in NRW mehr Impfmittel in die Zweitimpfung gehen.

Musterbescheinigung für Berufe der Prio-Gruppe 3

Am Mittwochabend veröffentlichte das NRW-Gesundheitsministerium eine Musterbescheinigung, die Angehörige der zu Priorität 3 gehörenden Berufsgruppen von ihrem Arbeitsgeber unterzeichnen lassen und dann beim Arzt vorlegen können (Hier können Sie die Musterbescheinigung herunterladen).

Wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte, gehören zu dieser Gruppe unter anderem Beschäftigte bei Polizei, Feuerwehr, Apotheken oder Energieversorgern. Die Bescheinigung als Nachweis des Anspruchs auf Schutzimpfung sei nur für die Vorlage bei den Praxen der niedergelassenen Ärzte gedacht, betonte das Ministerium.

Arztpraxen können bereits jetzt allen Personen, die nach der Coronavirus-Impfverordnung zu dieser Priorität gehören, ein Impfangebot unterbreiten. Der Impfstoff in den Praxen sei aber noch sehr begrenzt und der Andrang groß, erklärte das Ministerium.

Betriebsärzte sollen ab 7. Juni gegen Corona impfen

Ab dem 7. Juni sollen dann auch die Betriebsärzte in das Impfgeschehen eingreifen. Diese Impfungen sollen über Sonderkontingente des Bundes gesteuert werden. "Ich erwarte, dass sich die Impfgeschwindigkeit erhöht", erklärte Laumann. Sobald die Betriebsärzte Impfstoff erhalten, soll auch die Impfpriorisierung in NRW fallen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will pro Tag ein Prozent der Bevölkerung in NRW impfen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will pro Tag ein Prozent der Bevölkerung in NRW impfen. © Marcel Kusch/dpa

Der Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson soll in benachteiligten Gebieten weiter zur Verfügung gestellt werden. In den Impfzentren in NRW sind bis Ende Mai vergeben. "Die für die Impfzentren für den Mai vorgesehenen Termine sind aktuell ausgebucht. Damit ist der vom Bund für den Monat Mai zur Verfügung gestellte Impfstoff für Impfzentren vollständig verplant", teilt das Ministerium mit.

Aus diesem Grund appelliert auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): "Nehmen Sie die Termine wahr! Und wenn Sie diese nicht mehr wahrnehmen wollen, etwa weil sie woanders bereits einen früheren Termin zur Impfung erhalten haben, sagen Sie den ursprünglich vereinbarten Termin ab. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Fairness gegenüber denjenigen Menschen, die nach wie vor auf einen Termin warten."

In Arztpraxen sind weiter Termine möglich. "Die Terminvergabe bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erfolgt dagegen in Eigenregie", erklärt das Gesundheitsministerium.

In Nordrhein-Westfalen können Arztpraxen Personen unter 60 Jahren unabhängig von ihrer Priorisierung mit AstraZeneca impfen. Voraussetzung ist, dass sich die zu impfende Person nach einer individuellen Risikoanalyse und nach sorgfältiger Aufklärung durch den impfenden Arzt oder die impfende Ärztin dafür entscheidet.

Impfungen NRW: Astrazeneca-Termine in den Impfzentren können nicht vorgezogen werden

Die Termine werden mit den jeweiligen Arztpraxen vereinbart. Hier kann in Absprache mit dem Arzt der flexiblere Zeitraum für die Terminierung der Zweitimpfung genutzt werden. Denjenigen, die bereits eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten haben, steht es darüber hinaus frei, sich mit ihrem Arzt über eine Verkürzung der Frist bis zur zweiten Impfung auszutauschen.

Auch für Personen, die vom Arzt bereits mit Astrazenaca geimpft wurden, sei das möglich. In den Impfzentren könnten bereits vereinbarte Zweitimpfungstermine aufgrund des damit verbundenen organisatorischen Aufwands aber nicht nach vorne gezogen werden.

Impfung NRW: Längerer Abstand zwischen erster und zweiter Impfung erhöht Wirksamkeit

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte die Empfehlung für das Intervall zwischen Erst- und Zweitimpfung mit Astrazeneca auf den Zeitraum von vier bis zwölf Wochen ausgeweitet. Das NRW-Gesundheitsministerium weist allerdings darauf hin, dass die Wirksamkeit umso höher ist, desto länger der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis ist.

>> Lesen Sie hier: Experten warnen vor einer Verkürzung der Impfabstände

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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte, dass auch bei vermehrten Impfungen durch die niedergelassenen Ärzte die Impfzentren weiter notwendig seien. „Diese werden nun schwerpunktmäßig Menschen impfen, die aufgrund ihres Berufs ein Impfangebot erhalten", sagte er laut Mitteilung.

Weiterhin können sich auch Lehrer an weiterführenden Schulen, Mitarbeiter im Lebensmittel-Einzelhandel, Justizbeschäftigte sowie Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren über die Portale der Kassenärztlichen Vereinigungen Termine in den Impfzentren buchen.

Die Terminvergabe ist den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zufolge in den ersten Tagen stabil angelaufen. » Lesen Sie dazu: Corona-Impfungen in NRW – Die Infos zur Terminbuchung

In der „Prio-Gruppe 3“ sind zum Beispiel auch Mitarbeiter in Regierungen und Verwaltungen, Busfahrer, Apotheker und viele andere. Weil aber laut NRW-Gesundheitsministerium noch zu wenig Impfstoff da sei, könne diesen Menschen nur „Schritt für Schritt“ ein Angebot gemacht werden. Prognosen dazu seien im Moment nicht möglich. Zudem zählen zur Prio-Gruppe 3 auch Menschen mit Übergewicht; ausschlaggebend ist ein Body-Mass-Index (BMI) über 30.

Impfung mit AstraZeneca auch für unter 60-Jährige

Zur „Prio-Gruppe 3“ gehören auch Menschen zwischen 60 und 69 Jahren. Die Landesregierung bittet diese Personen aber explizit darum, Impftermine in den Hausarztpraxen zu vereinbaren.

Laumann warb in diesem Zusammenhang für den Impfstoff von AstraZeneca, der schon nach der 1. Impfung „einen guten Schutz“ biete und in größeren Mengen zur Verfügung stehe.

Laumann: Ältere sollten sich mit Astrazeneca impfen lassen

Impfungen mit AstraZeneca seien ein „Gebot der Solidarität“ von Älteren gegenüber Jüngeren, die bevorzugt mit den Produkten von Biontec, Moderna sowie Johnson & Johnson immunisiert werden sollten. Er selbst sei 63 und damit „auch der passende Kandidat für diesen Impfstoff“, so Laumann.

Termine für Impfungen können vereinbart werden

Termine für die Impfungen in der Prioritätsgruppe 3 können über die Hausärzte oder die Terminvergabeseiten der Kassenärtzlichen Vereinigungen Nordrhein (kostenfreie Telefonnummer: 0800 116 117 01) und Westfalen (kostenfreie Telefonnummer: 0800 116 117 02) vereinbart werden. Ab Mitte Mai beginnen so nach Einschätzung Laumanns etwa die Impfungen von Polizistinnen und Polizisten. (mit dpa)