Essen. 2019 flog die Drogenplantage in einem Einfamilienhaus im schmucken Essener Süden auf. Jetzt bekam der Besitzer sieben Jahre Haft.

Die perfekte Tarnung der Drogenplantage im Essener Süden ist nach Ansicht der VI. Essener Strafkammer doch nicht ganz fehlerfrei gewesen. Sie verurteilte jetzt den 41 Jahre alten Kemal K. zu sieben Jahre Gefängnis und ließ ihn im Saal festnehmen.

Seine Ehefrau, 42 Jahre alt, muss bei zwei Jahren Haft mit Bewährung zwar nicht ins Gefängnis, sie verlor aber durch Urteil das auf sie eingetragene Einfamilienhaus, in dem die Polizei 1201 Marihuanapflanzen sichergestellt hatte.

279.000 Euro werden eingezogen

Bei ihrem Ehemann sicherte das Gericht noch 279.000 Euro als Ersatz für seinen Gewinn durch das Rauschgiftgeschäft. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich den Einzug von 720.000 Euro gefordert. Sie war aber von sieben Ernten des illegalen Anbaus ausgegangen, das Gericht sah die Beweislage dagegen nur in drei Fällen als sicher an.

Aufgeflogen war das Ehepaar, das im Stadtteil Altendorf ein Mehrfamilienhaus besitzt, im Verfahren gegen eine Bande, die von einer Gaststätte im Ortsteil Borbeck aus einen schwunghaften Drogenhandel betrieben hatte. Während der Ermittlungen packte eine der Angeklagten aus und bezeichnete Kemal K. als ihren Hauptlieferanten.

Einfamilienhaus mit großem Garten

Die Polizei begann zu ermitteln und identifizierte schnell das Haus am Illänder Weg als mutmaßliche Plantage. 2017 hatte die Ehefrau von Kemal K. es als Erbbaupacht von der Stadt Essen erworben. Das Einfamilienhaus bot ideale Voraussetzungen. Es stand in einer Reihe von Häusern mit großen Vorgärten einige Meter entfernt von der Straße. Von einer Doppelgarage aus gelangte man unbemerkt ins eigentliche Wohnhaus.

Von den Nachbarn hatte auch nie jemand Verdacht geschöpft. Das lag auch daran, dass die Abnehmer der Ernten vom Haus ferngehalten wurden. Übergabeort für das frisch geerntete Marihuana war einerseits ein Supermarktparkplatz an der Heidhauser Straße und ein wenig entfernt davon der Abzweig der Straße Am Volkswald.

Große Abluftanlage mit Filter

Zufällige Beobachter dürften keinen Verdacht geschöpft haben, wenn geschlossene Kartons überreicht wurden. Dank großer Abluftanlagen mit Filter ging auch kein von außen wahrnehmbarer Geruch von der Plantage aus. Zudem hielt sich das Ehepaar K. mit seinen Kindern öfter im Garten auf und erweckte den Eindruck, dort zu leben. Tatsächlich war jeder Wohnraum ausschließlich für den Anbau reserviert.

Die Verteidiger Karl Engels und Yücel Arslan hatten in dem am 26. November 2021 gestarteten Prozess auf Freispruch gesetzt. Sie zielten darauf ab, dass das Ehepaar von der Plantage nichts gewusst habe, weil sie das Haus vermietet hatten.

Richter erinnert an Strafangebot

Das nahm die Kammer ihnen nicht ab. Im Urteil erinnerte Richter Martin Hahnemann daran, dass zu Beginn der Verhandlung das Gericht den Angeklagten in einem Rechtsgespräch Angebote unterbreitet habe. So sollte Kemal K. bei einem Geständnis eine Strafe im Bereich von vier Jahren Haft bekommen.

Angesichts der jetzt sieben Jahre Gefängnis hätte der Angeklagte sich wohl besser auf das Angebot eingelassen, meinte Richter Hanemann. Vermutlich hätte das dem Angeklagten auch erspart, dass die Kammer den Haftbefehl wieder in Vollzug setzte. Im Saal wurde er wieder festgenommen und in den Zellentrakt abgeführt.