Essen. Das Pfingstwochenende wird wie erwartet zur Nagelprobe für die Bahn. Das führt zu Verspätungen. Bitte um Verzicht auf Fahrradmitnahme.

Zu Beginn der Pfingstferien und nach der Einführung des 9-Euro-Tickets sind nach Angaben der Deutschen Bahn Regionalzüge insbesondere zu touristischen Zielen sehr stark nachgefragt - mindestens.. Reisende berichteten am Samstag von teils völlig überfüllten Zügen, es sei auch zu Verspätungen gekommen. „Regionalzüge, insbesondere zu den touristischen Zielen, sind heute wie erwartet sehr stark nachgefragt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage. Fahrgäste sollten sich kurz vor Reiseantritt noch einmal bei den Verkehrsverbünden vor Ort oder über den DB Navigator informieren. Angesichts der hohen Auslastung könne nicht garantiert werden, dass Reisende ihre Fahrräder mitnehmen könnten. „Wer kann, sollte daher auf das Rad verzichten.“

Pfingsten herrscht in der Regel immer reger Betrieb bei der Bahn. In diesem Jahr kommt noch das 9-Euro-Ticket hinzu, mit dem Inhaber jeweils in den Monaten Juni, Juli und August mit dem öffentlichen Personennahverkehr durch ganz Deutschland fahren können. Das Pfingstwochenende gilt als erste Bewährungsprobe für diese Rabattaktion. Angesichts des erwarteten Ansturms auf Regionalzüge hatten Verkehrsverbünde und Bahnbetreiber in NRW ihre Sitzplatzkapazitäten für die kommenden Tage deutlich aufgestockt. Es hat nicht ganz ausgereicht:

Bereits am Samstagmorgen ist der RE 1 proppenvoll

Es ist gerade erst Samstagmorgen, aber Gleis 3 im Bochumer Hauptbahnhof hat den Kaffee schon auf. Erstens ist er wirklich alle nach der langen Warterei, zweitens kommt der RE1 ins Rheinland 60 Minuten zu spät. Wegen einer „verspäteten Bereitstellung des Zuges. Wir bitten um Entschuldigung“, so die Durchsage. Ist aber auch voll heute!

Es kommen der verspätete RE und der nächste, pünktliche RE mit wenigen Minuten Abstand. Alles drängt in den ersten, obwohl Durchsagen darauf hinweisen, dass sofort der zweite kommt. Aber wer will jetzt schon riskieren, dass beispielsweise die beliebten „Störungen im Betriebsablauf“ noch dazwischenkommen. Doch alles geht gut, und nach dem zweiten RE ist der Bahnsteig dann tatsächlich leer, kurze Zeit. Auftritt der Pfandflaschensammler, die so eine Ahnung hatten, was heute los sein würde.

NRW testet das 9-Euro-Ticket

Am Samstag hat das Ruhrgebiet sich das 9-Euro-Ticket genommen und ist zum Bahnhof gefahren. Alleinreisende Damen mit leichtem Gepäck, Familien mit Kind und Kegel, karnevalesk Kostümierte, Gruppenreisende mit flüssiger Verpflegung sind überall in NRW unterwegs. Drängen in beliebte Linien wie den RE1, besonders Mutige auch mit Fahrrad oder Kinderwagen, minutenlang piepen die Türen des RRX in diesem typischen, alarmistischen Warnton, bis auch die letzte Lichtschranke geräumt ist. Kommentar von routiniertem Fahrgast zu unerfahrenem Fahrgast: „Wenn man Rosenmontag nach Köln fährt, dann kennt man das.“

Der erste Samstag mit gültigem 9-Euro-Ticket für den Regionalverkehr hat vielerorts zu überfüllten Züge geführt. Aus dem zentralen Ruhrgebiet fuhren viele Menschen ins Rheinland, nach Ostwestfalen und ins Sauerland. Wegen der längeren Haltezeiten zum Ein- und Aussteigen der Menschenmengen liefen erhebliche Verspätungen auf, die dann auch die Fahrpläne des Fernverkehrs durcheinanderbrachten. „Zug fällt aus“, „Geänderte Wagenreihung“, „Weiterfahrt mit Ersatzbus“ – das volle Programm.

Der Tipp: In der S-Bahn ist noch Platz

Angesichts des großen Andrangs auf manchen Linien buchen vereinzelt 9-Euro-Fahrer auf ICs oder ICEs um, um dem Gedränge zu entgehen. Gelegentlich geben Zugführer auch in Regionalzügen die erste Klasse frei, für die das 9-Euro-Ticket eigentlich nicht ausreicht. An besonders vollen Bahnsteigen versuchen Servicekräfte, die Menschen dazu zu bewegen, sich besser zu verteilen und nicht nur an den Aufgängen zu ballen. Oft vergebens: In den Mittelteilen sind die Züge nach brechend voll, an den Enden nur noch voll.

Hauptziel für viele Reisende ist an diesem Samstag Köln. Etliche glühen vor, eine Gruppe in Dortmund trägt fiktive norwegische Trikots mit Namen auf dem Rücken wie „Alko Holsson“ oder „Hau Wechsson“ – und das sind die harmlosen Namen. „Voll, voll, voll“, sagt ein Mann am Handy und bittet darum, man möge ihn mit dem Auto abholen. Wer nicht in die Ferne will, sondern sich einfach regional bewegen muss, ist am Samstag mit den S-Bahnen gut bedient: Die sind deutlich leerer.