Zahlreiche Attacken erschüttern derzeit die Küsten des Kontinents
Hannah Mighall war die vorerst letzte, die es erwischte. An der Binalong Bay im Süden Australiens biss ein knapp fünf Meter langer Hai dem 13-jährigen Mädchen ins Bein und zog sie anschließend zwei Mal unter Wasser. Nur dem mutigen Eingreifen ihres 33-jährigen Cousins Syb Mundy ist es zu verdanken, dass die Schülerin überlebte. „Er hat sie praktisch aus dem Maul des Hais gerissen”, sagte ein Surfer, der die Hai-Attacke beobachtete. „Es war wie eine Szene aus dem Film „Der weiße Hai”.
Es ist eine beispiellose Serie von Hai-Attacken, die derzeit die Küste Australiens erschüttert. Allein am Bondi Beach vor Sydney, der zu den berühmtesten Stränden der Welt zählt, wurde zuletzt an drei Tagen zwei Mal Hai-Alarm ausgelöst. Am ersten Todesfall seit langem änderte das allerdings nichts: Südlich von Perth starb am 29. Dezember der 51-jährige Familienvater Brian Guest, nachdem ihn ein Hai beim Krabbensuchen überrascht hatte. Als eine 250-köpfige Trauergemeinde eine Woche später bei einem Trauergottesdienst im Wasser dem Mann gedachte, kehrte ein Hai zurück. Die Strandwacht löste daraufhin Hai-Alarm aus und beorderte alle Badegäste aus dem Wasser.
Etwas mehr Glück hatte vor zwei Wochen der australische Surfer Jonathan Beard. Vor der Küste Fingals fügte ihm ein weißer Hai eine 40 Zentimeter lange und fünf Zentimeter tiefe Bissverletzung am Bein zu. Er überlebte. Auch die Besatzung der Yacht Wild Oats kam bei einer Hochseeregatta von Sydney mit dem Schrecken davon, als das Schiff mit einem zwei Meter langen Hai kollidierte. Die Führung war das Boot bei dem Wettkampf allerdings los.
Angesichts der Zunahme von Hai-Angriffen mehren sich auf dem Kontinent die Stimmen, die eine Aufhebung der Schutzonen von Haien fordern. Dadurch hätten sich die Tiere vor allem im Süden zu stark vermehrt und seien zu einer Bedrohung für Menschen geworden, erklärten Kritiker. Warum die Haie derzeit so aggressiv agieren, können aber auch sie nicht erklären. Normalerweise kommt es im Jahresverlauf höchstens zu 15 Hai-Attacken. Zwei Todesopfer gab es im vergangenen Jahr. Das Risiko für Schwimmer Opfer von Haien zu werden, ist damit noch immer geringer, als von giftigen Fischen getötet zu werden, denen jährlich vier bis fünf Menschen zum Opfer fallen.