Die Surfer-Stadt im tiefen Süden steht für sorglosen Urlaubsspaß
Gebannt lauschen wir dem Musical „Dancing in the Dark” in San Diegos Old Globe Theater. Es geht um Liebe, echte und falsche Drehbücher – eine fetzige Show. Fast noch interessanter aber ist das Drumherum: Das Musical-Theater steht im Balboa Park, einem weltweit einzigartigen Ensemble aus Gärten, Kultur und Freizeitspaß mit allein 16 Weltklasse-Museen. Auch San Diegos berühmter Zoo mit über 4000 Tieren in natürlicher Umgebung liegt hier.
In einer Gondelbahn schweben wir zu einer der Hauptattraktionen, einer Familie von Riesenpandas aus China. Panda-Mama Bai Yun hat letztes Jahr ein Junges bekommen, nur 1600 Exemplare dieser Tiere gibt es noch auf der Welt.
Kalifornien ist dank Gouverneur Arnold Schwarzeneggers grünem Daumen „in”. Und der neueste Hit dort ist die – von den Waldbränden bisher unberührte – südlichste und älteste Stadt. Einst lebten hier Indianer, dann kamen portugiesische Seefahrer und 1769 spanische Franziskaner-Missionare. Das war die Geburtsstunde von San Diego. Reiseexperten wählten die kleine Schwester von Los Angeles für 2008 als einzige Stadt Amerikas in die Top Ten der besuchenswertesten Plätze der Welt. Die weitläufige, hügelige Stadt mit 1,3 Millionen Einwohnern liegt direkt an der Grenze nach Mexiko. San Diego hat alles, was Kalifornien spannend macht – ohne die Staus, den Smog und das Moloch-Gefühl von L.A.
Wir machen eine Trolley-Tour im offenen Oldtimer-Bus und kommen aus dem Staunen nicht heraus: 112 Kilometer Surf- und Bade-Strände, zwei malerische Bays, die vorgelagerte Halbinsel Coronado und Kreuzfahrtschiffe vor einer imposanten Downtown-Skyline. Dazu die spanische Old Town und der historische Gaslampen-Distrikt – da fällt die Auswahl schwer. Wir beginnen mit dem Flugzeugträger USS Midway, heute ein begehbares Museum im Hafen. San Diego ist der wichtigste Stützpunkt der US-Pazifikflotte.
Das Surfer-Paradies grenzt an hohe Berge und die Anza-Borrego-Wüste im Osten. Es verwöhnt mit 250 Sonnentagen pro Jahr und einem ganzjährigen Sonnen-Klima zwischen 18 und 28 Grad. Wild ist die kalifornische Pazifikküste mit Felsen, Steilklippen und kilometerlangen Sandstränden, das Wasser wird selten wärmer als 21 Grad. Eine willkommene Abkühlung in den heißen Sommern.Viele kleine Badevororte von dörflichen Encinitas im Norden über das piekfeine Land bis vor die Stadt. Sie verströmen Nordsee-Flair, nur ein bisschen wärmer ist es: Lange Holzpiere führen aufs Meer hinaus, Strandginster wächst an der Uferpromenade, oft weht ein kräftiger Wind. Doch wir sind in Amerika: Überall flitzen Jungen mit Surfboard unterm Arm an uns vorbei. Mädchen in Shorts sausen auf Rollschuhen. Baywatch lässt grüßen.
Sam McLarty, ein uriger Typ mit Pferdeschwanz und Geheimratsecken, hat in seiner „Taco-Surf”-Fischbude am Pacific Beach ein Surf-Museum eröffnet. Die ganze Decke hängt voller Surfbretter, einige mehr als zwanzig Jahre alt und aus schwerem Mahagony-Holz. Die Hölle ist los im verrückten „Wavehouse” am Mission Beach einen Kilometer weiter, wo Profis auf einer künstlichen Mega-Welle reiten. „In San Diego ist Surfen Kult, Spaß, Zeitvertreib, aber auch eine Wissenschaft”, sagt Jeanette: Ein eigenes Institut hat hier im Zweiten Weltkrieg untersucht, wie Wellen überhaupt entstehen.
Alles dreht sich ums Wasser in San Diego, das sich nicht entscheiden kann, ob es eine Stadt mit Strand, oder ein Strand mit Stadt ist. Sea World, ein 60 Hektar großer Meerespark, beherbergt Haie, Pinguine und Delphine.
Info
San Diego
Lage: San Diego ist die südlichste Stadt Kaliforniens, an der Grenze zu Mexiko. Idealer Startpunkt für Ausflüge nach Tijuana, Los Angeles und Las Vegas.
Anreise: Flüge täglich von Düsseldorf und Köln-Bonn aus nach Los Angeles.
Einreise: Mit einem mindestens sechs Monate gültigen Reisepass.
Gesundheit: Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Ärztliche Behandlungen in den USA sind teuer, deshalb sollte eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen werden.
Sicherheit: San Diego gilt als sicheres Reiseziel.
Reisezeit: Die Sommer sind warm, aber nicht heiß. Die Winter sind mild. Kalifornien ist ein ganzjähriges Reiseziel.
Kontakt: California Tourism c/o Touristikdienst Truber, 06027/ 40 11 08, www.usatipps.de
Fröstelnd gehen wir durch die Pinguin-Kolonie. 250 Pinguine leben in dem verschneiten riesigen Pavillon bei minus vier Grad. Killerwale haben für uns ein Ballett einstudiert, das über Großbildschirme übertragen wird.
Nach dem Strand geht's zum Kontrastprogramm in die Stadt. Hinreißend restauriert ist das historische Gaslampen-Viertel, wie eine Disney-Attraktion – aber in Echt! Bis Ende der siebziger Jahre war das Viertel, in dem Westernheld Wyatt Earp eine Spielhölle betrieb, ein herunter gekommener Rotlichtbezirk. Dann gründete sich eine Initiative, um den Stadtteil mit seinen wunderschönen, viktorianischen Altbauten zu retten.
Mit Erfolg: Heute locken hier die „Horton Plaza”, ein Shopping-Center mit über zwei hundert Geschäften, und ebenso viele Kneipen und Restaurants. Das Viertel ist, wie ganz San Diego, sicher und bequem zu erkunden. Zur Eröffnung des neuen Hard-Rock-Hotels kam viel Prominenz, darunter auch Model Cindy Crawford und Filmstar Robert de Niro.
Doch wir wollen den Abend lieber klassisch beenden, im berühmten Del Coronado Hotel nämlich, auf der gleichnamigen Halbinsel direkt vor der Stadt. Hier drehten Marilyn Monroe und Jack Lemmon 1956 ihren legendären Film „Manche mögen's heiß”. Unter Palmen hat man hier den tollsten Blick aufs Meer und auf die Skyline von „Americas finest city”.