Eine Safari mit dem Heißluftballon ermöglicht magische Begegnungen mit den Bewohnern der Steppe
Ein lautes Zischen durchfährt die Stille der Morgendämmerung, dann leuchtet eine gigantische Flamme in einiger Entfernung auf. In ihrem Schein zeichnen sich die Umrisse des großen regenbogenfarbenen Ballons ab, der ausgebreitet auf der noch feuchten Wiese liegt. Es ist kurz vor Sonnenaufgang, erst 5.30 Uhr und noch kühl und nebelig über der Steppe der Masai Mara.
Pilot Neal Parry überwacht sorgfältig das Aufrichten des riesigen Ballons, während ein Warzenschwein aufgeschreckt vom Lärm der Gasflaschen aus einem Busch hervor schnellt, um auf der anderen Seite der Wiese in ebenso einem wieder zu verschwinden. „Kenia-Express”, lacht einer der Helfer. In der Tat erstaunlich, wie schnell die Warzenschweine mit ihren kurzen Beinchen durch die Steppe rennen.
Langsam füllt sich der gigantische Ballon, gespannt warten die Fahrer auf den Startschuss. Einmal in der Luft, eröffnet sich ein atemberaubendes Bild: Das pastellrosa Licht der afrikanischen Dämmerung scheint sanft auf die weißen Nebelschwaden, die in den Akazien über der Steppe hängen. Staunend und schweigend fährt man über die Masai Mara, während die Sonne sich langsam hinter den Baumwipfeln erhebt und die Farben Afrikas zum Strahlen bringt.
Die Masai Mara ist einer der schönsten Nationalparks Kenias. Hier liegt an einer Biegung des Mara Flusses das „Govenor's Camp” auf dem ehemaligen Gelände eines Safari- Camps des britischen Königreichs. Heute können Besucher zu immer noch königlichen Preisen nostalgische Safariatmosphäre vom Feinsten erleben. In den luxuriösen Zelten, beleuchtet von Gaslaternen, schläft der Urlauber Ohr an Ohr mit den Geräuschen des Busches und des Flusses. Kein Zaun trennt hier die Tiere vom Touristen, und so kann es sein, dass Elefant und Warzenschwein dem liebevoll ausgestatteten Camp einen nächtlichen Besuch abstatten. Allerdings schützen bewaffnete Wächter die Besucher vor allzu intimen Bekanntschaften mit wilden Tieren. Das Gefühl einer Safari stellt sich ein. Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard fühlen sich in der Masai Mara am allerwohlsten. Die größte Tierwanderung der Erde findet ebenfalls hier jedes Jahr im Juli statt. Dann ziehen Millionen von Gnus, Zebras und Gazellen aus der Serengeti in Tansania hierhin. Weltbekannt gemacht hat diese Wanderung Tierforscher Bernhard Grzimek mit seinem Buch und Film „Die Serengeti darf nicht sterben”.
Inzwischen steht die Sonne höher am Himmel und unten im Busch erwacht das Leben. Im Mara Fluss, der sich durch die Steppe windet, tummeln sich die Nilpferde völlig unbeirrt von den Ballonreisenden. Giraffen galoppieren von Akazie zu Akazie, ihrer Lieblingsspeise. Unwirklich und zeitlupenhaft bewegen sie sich zwischen den Bäumen auf ihren langen, dünnen Beinen vorwärts. Wie grüne Punkte sehen die Akazien aus der Luft aus, die diesem Landstrich auch ihren Namen gegeben haben. „Mara” bedeutet gepunktet und „Masai” bezeichnet die Ureinwohner dieses Gebietes.
Info
Lage: Kenia liegt in Ostafrika und grenzt u.a. im Süden an Tansania, im Norden an Äthiopien, im Westen an Uganda und im Osten an Somalia.
Anreise: Direktflüge nach Mombasa oder Nairobi mit Air Berlin ab Düsseldorf.
Einreise: Deutsche Staatsangehörige brauchen ein Visum zur Einreise nach Kenia.
Gesundheit: Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A sind sinnvoll. Auf ausreichenden Mückenschutz und lange Kleidung ist zum Schutz vor Malaria und Dengue Fieber besonders an den Küsten und in Regenwaldgebieten zu achten.
Reisezeit: Lediglich in den Regenzeiten können Beeinträchtigungen auftreten, da dann die Wege in den Nationalparks wegen Überschwemmungen unpassierbar sein können.
Währung: 100 Kenianische Schilling entsprechen zurzeit etwa 1 Euro.
Veranstalter: Ein großes Kenia-Rundreiseangebot mit Badekombinationen gibt es bei der TUI, 01805/88 42 66, www.tui.de , Infos gibt es auch in jedem Reisebüro.
Diese leben immer noch in ihren Dörfern zwischen den Lodges, den Unterkünften der Touristen. Allerdings macht der Fortschritt auch vor ihnen nicht Einhalt. Viele arbeiten im Tourismus oder haben ihr Dorf zu einer Art Museum umfunktioniert, das Besucher gegen Eintritt besichtigen können. Und dort fühlt man sich wie zwischen Sein und Schein. Ein junger Masai namens Ben erklärt in flüssigem Englisch die Lebensweise der Masai, und die Frauen des Ortes führen einen Tanz auf.
Im Dorf Ilkinyie wohnen etwa 240 Menschen. Insgesamt leben über eine Million Masai in einem Gebiet, das sich von Kenia bis nach Tansania erstreckt. Erstaunt ist der Gast dann, an der Tür des Dorfpredigers die Worte „Save Jesus”, also „Rettet Jesus”, zu lesen. Ja, erklärt Prediger Mike, das Dorf sei missioniert. Er sei aber dennoch der Einzige, der nur eine Ehefrau sein eigen nennt. Ansonsten praktiziert man traditionell Polygamie. „Es ist praktischer, wenn sich mehrere Frauen die ganze Arbeit teilen.” Was die kleinen Masai wohl später dazu sagen werden, die in ihrer Schule – finanziert aus den Einnahmen der Besichtigungen – neben Maa, der traditionellen Sprache, auch Swahili und Englisch, die Amtssprachen Kenias, lernen.
Unter dem Ballon hindurchbegeben sich jetzt die ersten robusten, armeegrünenJeeps auf Pirschfahrt. „Pole pole”, also immer schön langsam, das ist hier das Lebensmotto. Entschleunigung auf afrikanische Art. Und so geht es in eher gemächlichem Tempo auf die Suche nach dem Großwild. Dennoch springen Zebras und Gazellen aufgeschreckt zur Seite, wenn die offenen Wagen scheinbar mühelos Erdhügel und auch überschwemmte Straßen auf der Suche nach den eindrucksvollen Tierszenen überwinden. Hinter einer Kurve liegen einige Löwen schmatzend am Wegesrand im Schatten eines Baumes und kauen auf den Überresten eines Zebras. Ein paar Junge toben um das idyllische Bild herum. Stören lassen sich die Raubkatzen von den nur zehn Meter entfernten Jeeps und dem Klicken der Kameras überhaupt nicht. Auf den Bäumen warten die Geier schon ungeduldig, bis sie sich auf die letzten Reste des Aas stürzen dürfen. Auch einige Hyänen schleichen herum. Gegen die Kette der Oloolo Berge am Horizont zeichnen sich graue Punkte ab: Eine Elefantenherde zieht vorbei.
Stolz ist man in Kenia neben dem Tierreichtum auch auf eine andere Attraktion: Barack Obama, dessen Großmutter Sarah in einem Dorf am Viktoriasee wohnt, wird häufig und gerne erwähnt. Bücher über den amerikanischen Präsidenten sind im Andenkenladen jedes Flughafens zu finden.
Im Ballon drosselt Ballonpilot Parry die lauten Gasflaschen. Er stammt aus England, wo er im Finanzgeschäft tätig war. Um dem Stress dieser hektischen Geschäftswelt zu entkommen, hat er vor einigen Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet nun hier als Pilot. Und ganz gelassen nimmt er die Landung in Angriff. Die etwas holprig verläuft, am Ende kippt der Korb um und bringt die Reisenden unsanft auf den feuchten Boden der Tatsachen zurück.
Glücklicherweise wartet ein üppiges Buschfrühstück tröstend auf die Ballonfahrer. Ein ebenso übermütiger wie hungriger Greifvogel stürzt sich auf das Frühstück und klaut sich ein paar Scheiben Toast vom Teller. Tüchtige Helfer wehren das übermütige Tier mit Speeren ab. „Hakuna Matata, alles kein Problem”, rufen sie, belustigt über die erschrockenen Gesichter der Speisenden. Und auf der rumpeligen Rückfahrt zur Lodge verarbeiten sie nochmals die Eindrücke der Ballonfahrt und verstehen, was Tania Blixen, Autorin von „Jenseits von Afrika”, empfand, als sie mit ihrem Held Denys Finch Hatton über diese Ebene in Kenia flog: „Ein flüchtiger Blick auf die Welt durch die Augen Gottes.”