Uralt und von großer religiöser Bedeutung: Wie man in der Felsenstadt Petra versucht, der Besuchermassen Herr zu werden

Der Siq ist eng, der Siq ist über einen Kilometer lang, doch wer nach Petra will, muß durch. Ströme von Menschen schieben sich durch die Schlucht mit 70 Meter hohen Wänden wie durch einen Flaschenhals, ab und zu drückt eine Pferdekutsche die Fußgänger zur Seite. Bis zu 7000 Besucher sollen es an manchen Tagen sein – 2000 wären nach Ansicht der Unesco zumutbar. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 785 000 Touristen Petra bestaunt.

Am Ende des Weges leuchtet im Sonnenlicht ein Tempel von vollendeten Proportionen: Sechs Säulen, darüber ein Dach und eine zweite Reihe Säulen, zwischen denen ein Rundbau thront. Es ist Al Khazneh, das Schatzhaus, so etwas wie das Wahrzeichen Petras. Allerdings ist dieser Tempel gar kein Tempel, er ist lediglich Fassade. Hinter der Vorderfront ist nichts weiter als ein zehn Meter hoher leerer Raum mit glatten Felswänden.

Vor dem Schatzhaus verkaufen Beduinen Fotobände, kleine Pferde aus Metallguß und Glasfläschchen, in die sie durch Trichter verschiedenfarbigen Sand zu Bildern rieseln ließen: Stilleben mit Kamel und Palme. Den Sand mahlen sie aus den Steinen Petras. Wenn es so weitergeht, meint einer der Führer, wird von Petra irgendwann nicht viel übrig sein. Petra war die Hauptstadt der Nabatäer, die ihre historische Glanzrolle vom 1. Jahrhundert vor bis zum 1. Jahrhundert nach Christus spielten. Durch ihr Gebiet führte die Weihrauchstraße, auf der Gewürze, Seide und Elfenbein transportiert wurden. Die Herren des Landes erhoben Schutzgelder von den Karawanen, wurden reich und wollten ihr Vermögen auch vorzeigen. Deshalb ließen sie Steinmetze aus Rom und Athen kommen. Die meißelten die schönsten Attrappen in den Stein und kombinierten ungeniert griechische Dächer, römische Freitreppen und ägyptische Obelisken zu einem antiken Disneyland.

Über dem Weg zum Zentrum liegen Duftschwaden von Thymian, Oleander und Wermut. Nach wenigen Metern öffnet sich ein prächtiger Ausblick: In einem Rund von eineinhalb Kilometern erstreckt sich ein weiter Talkessel, übersät von Säulen, Quadern und Mauerresten. Einige Bergseiten sind durchlöchert wie Emmentaler Käse, an anderen reiht sich, wie in einer historischen Ladenzeile, Fassade an Fassade. Ein Fußpfad führt zu den Königsgräbern. Und natürlich waren auch die Römer hier. Die Prachtstraße mit Säulen und dem großen Triumphbogen haben sie angelegt, als es ihnen 106 nach Christus endlich gelungen war, Petra zu erobern.

Vielerorts sitzen zwischen den Trümmern Frauen neben kleinen Tischen voll farbiger Sandsteinstückchen oder „antiker” Öllämpchen und Münzen – billigster Ramsch aus China. Kinder sind mit Postkartenstapeln unterwegs, Männer versuchen Touristen zu einem Ritt auf ihrem Pferd oder einem Foto mit Kamel zu überreden.

Jordanien

Anreise: Ab Frankfurt mit Lufthansa

01805/ 80 58 05

www.lufthansa.com

nonstop nach Amman.

Veranstalter: Explorer Fernreisen

0211/ 99 49 01

www.explorer.de

bietet eine achttägige Rundreise mit Flügen, Übernachtung und Frühstück ab 969 Euro pro Person.

Berge & Meer

01805/ 20 22 09

www.berge-meer.de

bietet eine 11-tägige Rundreise mit Flügen und Halbpension ab 1299 Euro pro Person.

Kontakt: Fremdenverkehrsamt Jordanien

069/71 91 36 62

www.visitjordan.com

„Dieser Ort hatte eine gewisse Würde”, sagt Eid Nawafleh, „und die muss er wieder bekommen.” Der Unternehmer, steht an der Spitze von Bait al Anbat, einer Gruppe, die sich dem Schutz Petras verschrieben hat. Der Verein klärt Touristen auf, warum sie Kindern keine Souvenirs abkaufen sollen. Bait al Anbat hat auch mit dafür gesorgt, dass die jordanische Regierung im neuen Jahr eine Reihe einschneidender Veränderungen vornehmen will: Neue Rundwege sollen die Besuchermassen entzerren. Pferde, deren Hufe den Stein zerstören, künftig nicht mehr erlaubt sein. Wer will, kann für den Fußweg vom Tor zur Schlucht einen Elektrowagen nehmen. Der Preis dafür ist künftig im Eintritt enthalten.

Ab November soll es soweit sein. Zuvor aber wurden und werden die Preise schon mal ordentlich angehoben. Statt wie bisher 21 Euro kostet das Tagesticket jetzt 33 Euro – für jeden, der mit einem Kreuzfahrtschiff kommt oder eine Übernachtung in Petra vorweisen kann.

Für Einzelreisende und Tagestouristen stieg der Preis zum 1. März auf 59 Euro, zum 1. November gar auf 88 Euro.

Es ist ein Anfang, meint Eid Nawafleh. Es muss noch einiges passieren, bis der Rummelplatz Petra seine Würde wieder findet.