Yoga und Meditation: Eine Ayurvedakur in Kerala ist durchaus anstrengend – und ein exotischer Wellness-Urlaub

Das Wissen vom Leben, was Ayurveda aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet, hat eine lange Tradition in Indien. Das genaue Alter der ganzheitlichen Heilkunst kennt keiner, man schätzt es auf 5000 Jahre. Die Idee, Ayurveda auch Gästen aus Übersee zugänglich zu machen, hatte jedoch erst vor rund 25 Jahren Polly Matthew. Mit seinem Somatheeram Ayurvedic Health Centre gilt Polly als Pionier des Ayurveda-Tourismus in Südindien.

Etwa 25 Kilometer südlich von Keralas Hauptstadt Trivandrum finden sich einige Ayurveda-Zentren – von spartanisch-authentisch bis westlich-luxuriös – meistens versteckt in weitläufigen Palmenhainen am Arabischen Meer. Polly Matthew verdiente das Geld für sein Haus, das neun Mal von der Landesregierung zum besten Ayurveda-Resort Keralas gekürt wurde, während eines langjährigen Deutschlandaufenthalts.

Deshalb weiß er auch genau Bescheid über die Wünsche und Befindlichkeiten seiner europäischen Gäste. Sein Konzept basiert auf den drei Säulen Ayurveda, Yoga und Meditation. Mit einer Kurklinik oder gar einem Sanatorium westlichen Formats hat sein Ayurveda Resort wahrlich wenig gemeinsam. Der Ozean rauscht, der Wind spielt sanft mit Palmwedeln, Vögel zwitschern – das ist der Soundtrack für einen Traumurlaub, auch wenn der Begriff abgegriffen sein mag.

Und nicht nur der Klang stimmt: weit und breit nur feiner Sand und Kokospalmen. Die Gäste wohnen in kleinen Bungalows, umgeben von tropischen Blumen und Schatten spendenden Bäumen. Aber um so manch aufkommende Euphorie zu bremsen: Eine Ayurveda-Panchakarma-Kur ist kein Strandurlaub. Schon allein deshalb, weil ausgedehnte Sonnenbäder genauso tabu sind wie anstrengende sportliche Aktivitäten. Und auf Fleisch, Alkohol und Nikotin sollte man sowieso verzichten.

Indien

Anreise: Emirates

0180/5 36 47 28

www.emirates.com

fliegt ab Düsseldorf über Dubai nach Trivandrum. Mit Air France

0180/5 83 08 30

www.airfrance.de

ab Düsseldorf über Paris, Bangalore nach Trivandrum.

Einreise: Deutsche brauchen bei der Einreise nach Indien ein Visum, erhältlich beim Indischen Generalkonsulat Frankfurt 069/1 53 00 50. Der Reisepass muss noch mindestens sechs Monate nach Ausreise gültig sein.

Gesundheit: Vor einem Aufenthalt in Indien raten Experten die Standard-impfungen auffrischen zu lassen – speziell Tetanus, Diphtherie, außerdem Hepatitis A, Polio und Typhus.

Veranstalter: Mit Thomas Cook

0180/3 6 0 70 90

www.thomascook.de

zwei Wochen im Vier-Sterne-Hotelresort an der Kovalam Beach nahe Trivandrum, Übernachtung mit Frühstück ab 784 Euro.

Mit Gecco Tours

09076/ 91 88 77

www.gecco-tours.de

zwei Wochen inkl. Vollpension und Ayurveda im Somatheeram Health Resort ab 1456 Euro.

Kontakt: Indisches Fremdenverkehrsamt

069/24 29 490

www.india-tourism.com

www.somatheeram.org

Der Körper braucht seine Energie für die Entschlackung und Entschleunigung. Das spüren alle Kurgäste, zumindest in den ersten Tagen. Man fühlt sich elend und schlapp, nicht wenige denken an den Abbruch der Kur. Und das trotz dieser herrlich entspannenden Massagen mit Kräuterölen, ausgeführt mit Händen und Füßen von stets freundlich lächelnden Therapeuten. Sicherlich sind die heilpflanzlichen Tinkturen und Tropfen, die jeder nach seinen individuellen Wehwehchen einnehmen muss, nicht jedermanns Sache. Aber das Fleisch beim Essen vermissen die wenigsten: Kaum einer konnte sich zuvor ausmalen, wie lecker vegetarische Küche sein kann. Linsen, Auberginen, Tofu, Gurken, Kichererbsen, Kochbananen und vieles mehr in den exotischsten Kombinationen. Vielleicht sind es die Gewürze und Kräuter, mit denen die Somatheeram-Köche die Gästegaumen verzaubern? Das Beste: Die Auswahl der Gerichte im Open-Air-Restaurant wird selbst nach zwei Wochen kaum langweilig. Apropos Kräuter und Ähnliches: Auch gegen ungebetene tierische Gäste kommen sie zum Einsatz. So wird gegen Schlangen Knoblauchwasser versprüht. Einige Gäste setzen keinen Fuß vor die Tür des Resorts. Schade, denn sie verpassen das indische Leben. Es muss nicht gleich die quirlig-hektische Großstadt Trivandrum sein, in deren Straßen es bis spät in die Nacht wuselt vor Menschen, Mopeds, Autos und hin und wieder sogar Elefanten. Schon ein Spaziergang in die ländliche Nachbarschaft birgt kleine Erlebnisse.

Allmorgendlich außer sonntags hört man die Kommandos der Fischer. Am Strand von Chowara ziehen sie wie in Urzeiten die Netze noch von Hand durchs Wasser. Die meisten der Küstenbewohner zwischen Trivandrum und der Spitze des Subkontinents sind Christen. Kein Dorf, keine Siedlung kommt ohne Kirche aus. Nach einer kleinen Wanderung über den Strand wartet dann meist wieder das Tagesprogramm: Yoga-Stunde oder Meditation. Wer eine Ayurveda-Kur gewissenhaft macht, braucht Muße für sich selbst. Es lohnt sich. Nicht nur die Stammgäste.