Berlin. Mehr als 100.000 Deutsche haben im Jahr 2016 Israel besucht. Doch bei Ein- und Ausreise kann es zu Problemen kommen. Das sollten Sie wissen.
Strenge Befragungen durch Sicherheitsbeamte und stundenlanges Warten vor der Kofferkontrolle – um die Einreise nach Israel ranken sich viele Geschichten. Dabei muss es dort gar keine Probleme geben. Doch auch bei Ausreise nehmen es die Israelis sehr genau. Ein kleiner blau-weißer Zettel ist die Eintrittskarte ins Heilige Land. Statt eines Stempelabdrucks im Pass erhalten Touristen am Ben-Gurion-Flughafen in Israel ein Stück Papier. "State Of Israel – Boarder Control" steht darauf.
Den Zettel gibt es inklusive Barcode, dem eingescannten Foto aus dem Reisepass und Passnummer. Mit dem Barcode öffnet sich das Drehkreuz zum Ankunftsbereich des Flughafens. Wer den Zettel in der Hand hält, hat die Einreise hinter sich – und die ist unkomplizierter als ihr Ruf. Zwar sollten sich Reisende darauf einstellen, dass der Grenzbeamte in Israel die Route oder den Grund des Besuchs wissen will. Die Sorge vor langwierigen Befragungen sei aber unbegründet, sagt Uri Sharon, Direktor des staatlichen israelischen Verkehrsbüros in Berlin.
"Vorherige Reisen in arabische Staaten oder nach Iran stellen per se kein Einreisehindernis dar", heißt es auch in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts. Bei "Visa arabischer Staaten oder vom Iran" im Reisepass sei jedoch "mit einer Sicherheitsbefragung durch israelische Sicherheitskräfte zu rechnen". Wer ausschließlich in die Palästinensischen Gebiete reisen möchte, muss dem Auswärtigen Amt zufolge mit Wartezeiten oder Einreiseverboten rechnen.
Reisende sollten wichtige Daten parat haben
Die Berlinerin Linda Treude etwa, die viel reist und in ihrem Pass unter anderem Stempel aus Malaysia und dem Oman gesammelt hat, wurde bei der Einreise nach Israel dazu nicht befragt: "Das ging alles sehr schnell. Erst bei der Ausreise wollte der Beamte wissen, wann und warum ich im Oman und in Malaysia war und wen ich dort kenne." Die Befragung sei sachlich, aber nicht unfreundlich gewesen und habe etwa zehn Minuten gedauert.
Reise nach Israel
Das Auswärtige Amt weist auch darauf hin, dass deutsche Staatsangehörige palästinensischer Herkunft mit einer Sicherheitsbefragung und längeren Wartezeiten rechnen müssen - insbesondere bei der Einreise von Ägypten und Jordanien aus. Eine mehrstündige Sicherheitsbefragung, die auch zur Verweigerung der Einreise führen könne, sei jederzeit ohne Angaben von Gründen möglich.
Uri Sharon rät Israelbesuchern, bei Ein- und Ausreise wichtige Daten parat zu haben: Welches Hotel wird oder wurde besucht, an welchen Tagen plant man, in welcher Stadt zu sein? "Es ist als Tourist sinnvoll, zu wissen, wo man hingeht oder wo man war." Es gehe bei den Fragen auch darum, wo der Koffer war und wer ihn gepackt hat.
Bestimmungen verändern Check-in-Zeiten
Bei der israelischen Fluggesellschaft El Al ist mit Befragungen bereits vor dem Abflug nach Israel zu rechnen. Marion Paderna, Marketingmanagerin bei El Al in Deutschland, verteidigt das Vorgehen: "Ähnliche Befragungen werden heutzutage auch bei Reisenden in die USA unternommen." Um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten, finden demnach in den Check-in-Bereichen zusätzliche Kontrollen durch geschultes Personal statt.
Wie genau diese ablaufen, verrät die Fluggesellschaft nicht. Sie erklärt nur, dass die Befragungen entweder vor dem Check-in oder auch am Gate stattfinden. Auch die Bundespolizei macht keine Angaben: "Details dazu sind als Verschlusssache eingestuft."
Vielen Passagieren dürften die besonderen Bestimmungen vor allem durch andere Check-in-Zeiten auffallen. So schließe beispielsweise der Check-in für Flüge von Frankfurt nach Tel Aviv nicht 30 Minuten vor Abflug, sondern bereits 60 Minuten vorher, wie Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow erklärt.
Koffer wurde geöffnet und durchsucht
Im Jahr 2015 reisten 3,1 Millionen Menschen nach Israel – fast jeder 17. Besucher war Deutscher. Damit stellen deutsche Reisende nach den USA, Russland und Frankreich die viertgrößte Besuchergruppe. Im Jahr 2016 besuchten das Land zwischen Januar und September rund 117.000 Deutsche. Die meisten von ihnen verlassen das Land wieder über den Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv.
Dort werden die Pässe nicht nur bei der Ein-, sondern auch bei der Ausreise genau unter die Lupe genommen. Das ist Teil des Sicherheitskonzepts. "Der Ben-Gurion-Flughafen gehört zu den sichersten Flughäfen der Welt und nimmt die Sicherheitsmaßnahmen sehr ernst", betont Israel-Tourismus-Experte Sharon. Vor dem Check-in erwartet die Reisenden eine Befragung durch einen Sicherheitsbeamten.
Die kann kurz ausfallen und innerhalb einer Minute beendet sein. Oder etwas länger dauern - wie bei der aus Bayern stammenden Michaela Soeffner. Beruflich ist die Wahl-Wienerin oft unterwegs, hat in arabischen Ländern gearbeitet und entsprechende Visa im Reisepass. "Ich musste bei der Ausreise jeden Stempel erklären", sagt Soeffner. Zudem sei das Handgepäck genau kontrolliert worden. Rund eine halbe Stunde hätten Befragung und Kontrolle gedauert. Wie sie zu Hause feststellte, wurde auch ihr Koffer geöffnet und durchsucht. "Die Einreise war dagegen völlig unkompliziert." (dpa)