In der Türkei gibt es keine Schneekanonen. Warum nicht? "Am 1. April hatten wir noch zwei Meter Schnee", erzählt Nejat Kaplan vom türkischen Skiverband stolz. Von Ende Dezember bis Mitte April laufen ohne Unterbrechung die Lifte in Uludag, dem bekanntesten türkischen Wintersportgebiet, 150 Kilometer von Istanbul entfernt. Bisher kam die weiße Pracht zuverlässig vom Himmel geschneit. Möge es so bleiben, inschallah.

Dennoch: Zum Skifahren in die Türkei? Klingt ziemlich exotisch. Ist es auch. Skisport gehört jenseits des Bosporus zu den Privilegien, die bisher den oberen Zehntausend im Lande vorbehalten sind. Jetzt kam der türkische Tourismusminister auf die Idee, ausländische Skifahrer zu umwerben, und zwar mit dieser nicht alltäglichen Kombination: Strandurlaub - zum Beispiel im Feriengebiet rund um Antalya - plus Ski fahren im Taurusgebirge. Das Wintersportgebiet Davras, angeblich schneesicher bis in den April, ist kaum mehr als 100 km von Atalya entfernt und liegt bereits auf knapp 2000 Metern Höhe.

Berge gibt es überhaupt reichlich in dem Land, das in den Urlaubskatalogen bisher stets als Badeziel verzeichnet ist: 66 % der Türkei bestehen aus Gebirge, es gibt 26 Wintersportgebiete, fünf größere Skigebiete haben sich etabliert, alle schneesicher bis ins Frühjahr und angenehm leer.

Für Najet Kaplan, beim türkischen Skiverband der Mann für internationale Beziehungen, ist Uludag das beste aller heimischen Skigebiete: "Abwechslungsreiche Pisten, moderne Liftanlagen und viele luxuriöse Hotels". Das größte und traditionsreichste Wintersportgebiet der Türkei, 35 Kilometer von Bursa entfernt, bietet 30 Pisten. Einige sind so steil, dass sich auch Könner nicht langweilen müssen.

Auf Platz zwei setzt der türkische Ski-Funktionär das Skigebiet Palandöken, tief im Osten des Landes. "Aber dennoch gut zu erreichen", versichert Kaplan: Von Istanbul fliegen viermal am Tag Maschinen in eineinhalb Stunden nach Erzurum, von dort fährt man noch 15 Minuten mit dem Bus ins Skigebiet. Oben auf 3100 Meter Höhe angelangt, kann der Skifahrer dann unverzüglich die bis zu zwölf Kilometer langen Pisten bis zur Talstation auf 2100 Metern hinunterbrettern.

Die Skigebiete sind überschaubar, aber ebenso die Zahl der Brettlfans. Laut Kaplan fahren nur 5 % der türkischen Bevölkerung Ski. Und viele Wintersporturlauber sehen sich das Geschehen auf der Piste ohnehin lieber vom Liegestuhl aus an, blinzeln in die Sonne und schlürfen dabei "Sahlep", ein heißes Organgenblütengetränk - alkoholfrei, und mal was anders als Jagertee.

Noch recht neu ist das Skigebiet Davras, 150 Kilometer vom Badeort Antalya entfernt. Es wurde erst vor einem Jahr erschlossen: 14 Pisten und ein paar Hotels inmitten der weißen Einsamkeit. Die Lifte starten direkt am Hotel, die Pisten gehen auf 2200 Meter hoch, sind herrlich leer und bis Ende April verschneit. Ein Ort zum Skigebiet existiert nicht. Dafür bietet das 5-Sterne-Hotel alles, was der Urlauber braucht - Wellnessbereich, Internet, Arzt und Wäscherei-Service, ab 2008 auch einen Ski-Kindergarten. Seine Skiausrüstung muss übrigens niemand mitschleppen, sie kann vor Ort geliehen werden. Einige Skilehrer unterrichten auch auf Englisch.

Davras ist das einzige türkische Skigebiet im Programm deutscher Pauschalverstalter. Zielgruppen sind Urlauber, die ein bißchen Ski oder Snowboard fahren und anschließend Urlaub am Strand machen wollen - auch wenn das Mittelmeer im April noch zu kalt ist, um darin zu baden. Öger Tours vermarktet Wintersport in Davras in Kombination mit Belek: ein paar Tage Ski fahren, anschließend nach Belek an der türkischen "Riviera", wo man golfen oder am Strand spazieren kann.

Nazar kombiniert Winterurlaub in Davras mit Wellness in Lara, einer Urlaubsregion zwischen Antalya und Belek. Urige Skihütten im alpenländischen Stil wurden - zum Glück - nicht in türkische Skigebiete versetzt. Stattdessen nehmen Skifahrer auf Holzbänken vor schlichten Holzhäuschen Platz und ziehen genüßlich an ihren Wasserpfeifen. Après-Ski spielt sich hauptsächlich in den Bars und Night-Clubs der großen Hotels ab.

Auch in der Türkei ist Skifahren kein billiges Vergnügen. Skipässe kosten mindestens 30 € am Tag und decken manchmal nicht mal das ganze Skigebiet ab. Da die Skilifte oft in Besitz verschiedener Hotels sind, muss man mitunter einen zweiten Skipass kaufen, wenn man in ein anderes "Hohheitsgebiet" gerät.