Rotes Meer: Die vielleicht schönste Unterwasserwelt lädt ein zum Tauchgang
In Sekunden zieht ein Vorhang aus silbernen Perlen vor den Augen nach oben, in grenzenloser Stille. Man sieht nichts, begreift nichts, bis die Sicht wieder frei ist. Luftblasen aus dem Atemgerät, die nach oben tanzen.
Ein Tauchgang ins Blau des Roten Meeres vor der Küste von Hurghada, rund 450 Kilometer südlich von Kairo – im nassen Kosmos vor der Insel Giftun. Ein Dorado für Unterwasser-Urlauber. Kaum ein Küstenort vom Sinai bis nach Marsa Alam, der nicht das blubbernde Erlebnis anbietet. „Da wimmelt es nur so von Tauchern, aber es kommt darauf an, mit der fragilen Unterwasserwelt verantwortlich umzugehen”, sagt John aus Durban. Der Südafrikaner leitet seit über 15 Jahren eine der renommierten Tauchbasen am Roten Meer, zigmal ausgezeichnet mit dem „5-Sterne-Excellence in Dive Center-Award”, einem Siegel mit der Wertigkeit irgendwo zwischen TÜV und Oscar.
Manchmal kriege man die Wut, wenn man sieht, „wie Touristen bei ihren Tauchgängen Korallen abpflücken wie Butterblumen”, klagt John. Die Korallen sterben und die selbst ernannten Tauchlehrer vieler Hotels „schauen einfach weg”. Johns Motto: Sicherheit – für Taucher und für die Umwelt! Und so lassen wir uns ein auf „die Raumfahrt des kleinen Mannes”, wie Marlies aus Dortmund schwärmt. Die 34-Jährige ist nicht zum ersten Mal in Ägypten. Heute geht es hinab vor dem kreisrunden Gota Abu Ramanada-Riff. Ein Logenplatz für See-Süchtige, der nicht umsonst „Allahs Aquarium” genannt wird: Fächerkorallen, Schwarze Korallen, Thunfische oder ein neugieriger kleiner Hammerhai, dann Langbauschen, die seltenen Falkenfische, Lipp- und Papageienfische. Plötzlich zieht absolut synchron in seinen Bewegungen ein Baracuda-Schwarm vorüber. Applaus!
Die besten Tauchplätze des Roten Meeres liegen am Sinai in Taba und Sharm el-Sheikh. Am Roten Meer in Hurghada, El Gouna oder in Safâga, 25 Kilomter südlich von Hurghada, wie auch vor Quseir und Marsa Alam. Bei letzteren Zielen gilt: kein Massentourismus, eine intakte Unterwasserwelt, Tauchen pur statt Disco-Rummel.
Aber auch ohne Tauchschein kann die geheimnisvolle Unterwasserwelt entdeckt werden: Fast jedes Hotel bietet Schnorchelkurse und beglei-tete Ausflüge mit Maske und Flossen an. Dazu kommen Glasbodenboote, die zu den Riffen kreuzen, inklusive Delphinbegleitung.
Ägyptenurlauber können auch an Land viel erleben: Auf dem Sinai im Katharinenkloster, wo Gott aus einem brennenden Dornenbusch mit Moses gesprochen haben soll. Fast schon Pflicht ist der Aufstieg auf den Mosesberg Gebel Mûsa zum Sonnenaufgang. Aber: Warme Jacke nicht vergessen, Wüstennächte sind eiskalt. Verwegene brettern bei einer Quad-Tour durch die Wüste mit Besuch im Beduinendorf, Kamelritt, Barbecue und Bauchtanz unter funkelndem Sternenhimmel.
Sollte es dann doch noch etwas Nightlife sein, geht auch das: in vielen Hotels und Clubs wie etwa dem Bonanza-Club von Hurghada. Abtauchen an Land. Diesmal aber nicht mit Flaschen voller Luft.