Schneesicheres Skigebiet im Taurusgebirge ist 150 Kilometer von Antalya entfernt - die Saison geht bis April.
Ein laues Lüftchen säuselt durch die Palmenblätter, das Meer glitzert in der Mittagssonne und die Urlauber räkeln sich bei 21 Grad genüsslich auf den Liegen, joggen eine Runde am Strand oder schwingen den Golfschläger. Kaum zu glauben, aber es ist Winterzeit an der Türkischen Riviera in Belek bei Antalya. Ganz weit entfernt schimmern die schneebedeckten Gipfel des Taurusgebirges, wo sich angeblich Skifahrer im flockigen Pulverschnee tummeln sollen.
INFO
Davras/Türkei
Lage:Davras liegt 150 km von Antalya entfernt.
Anreise: Flug von Dortmund, Düsseldorf oder Köln nach Antalya, z. B. Sunexpress, Air Berlin, Tuifly, anschließend Bus-Transfer
Reisezeit: Skisaison von Ende Dezember bis April. Kombinationen mit Hotels an der Türkischen Riviera sind möglich.
Veranstalter: Davras ist das einzige Skigebiet, das sich pauschal bei Reiseveranstaltern Nazar und Öger buchen lässt.
Skiausrüstung: Skier und Schuhe können vor Ort ausgeliehen werden.
Währung:Türkische Neue Lire (TRY), 1 TRY = 0,58 Euro
Kontakt: Türkisches Fremdenverkehrsamt, Tel: 069/23 30 81, www.reiseland-tuerkei-info.de Mountain Resort Sirene Davras, Ski & Wellnesshotel, Tel: 0090-246/26 72 002, www.sirenedavras.com
Ob das tatsächlich stimmt, will ich mir genau ansehen und fahre von Belek mit dem Shuttlebus 120 km ins südtürkische Landesinnere. Vorbei an sattgrünen, erntereifen Orangenbäumen, einer Moschee und einsamen Bauernhöfen mit Federvieh und Hofhund. Dann wird's gebirgig. Die Passstraße schlängelt sich entlang schroffer Felswände hinauf.
Nach zwei Stunden erreichen wir das Sporthotel Davras Sirene auf 1650 Metern Höhe. Seine klobige Architektur, quadratisch, praktisch und ziemlich einsam am Rande einer verschneiten Bergkette wirkt bizarr und wuchtig. Innen jedoch überrascht die Einrichtung im alpenländischen Stil. Zur Begrüßung kredenzt Hoteldirektor Mucahit Kalkan heißen Tee. Der tut richtig gut bei den winterlichen zehn Grad minus hier oben.
Am nächsten Morgen lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Das Thermometer zeigt plus fünf Grad. Im Serviceraum, wo neben Skiern und Stöcken auch ein Bild von Attatürk hängt, bekomme ich professionell moderne Carver, Stöcke und Stiefel angepasst.
Der 54-jährige Hoteldirektor, der mich heute begleitet, ist in den Bergen aufgewachsen und absolut sportlich. Den Ararat im Osten der Türkei (5156 m) hat er schon fünf Mal erklommen und die Pisten von Kanada und Österreich kennt er in- und auswendig.
Nachdem wir den ersten türkischen Ankerlift, made in Italy, gemeistert haben, schweben wir im Doppelsessellift der Gipfelhöhe auf 1950 m entgegen. Aus den Lautsprechern trällern stimmgewaltige Popsänger zu türkischer Musik. Der Rhythmus macht Lust auf Bewegung und sogar Kalkan wird zunehmend gesprächiger.
„Skifahren hat in der Türkei noch nicht den Stellenwert wie in Deutschland oder der Schweiz”, bedauert er. Doch er setze sich für den weißen Sport ein, habe im Hotel eine Skischule gegründet und informiere sich laufend , was es Neues gibt auf diesem Sektor. Riesen-Pistenraupen, auch eine Neuerwerbung aus Italien, stehen schon zum täglichen Einsatz bereit. „Jetzt brauchen wir nur noch Beschneiungsanlagen”, meint er, „falls auch bei uns mal der Schnee ausbleibt.” Das Know How dafür holt er sich aus Österreich.
Wir haben die Gipfelstation erreicht und genießen den grandiosen Blick über die Schneegipfel bis hin zum Egirdir-See, der wie ein Meer am Fuße der Berglandschaft liegt. Die acht Kilometer Abfahrten sind in drei blaue, drei rote und eine lange schwarze Piste unterteilt.
Zum Aufwärmen folgen wir zuerst den blauen Fähnchen. Ohne am Lift lange anstehen zu müssen, geht's bergauf und wieder abwärts. Neben den Cavern tauchen Snowboarder auf, die nicht immer ganz stilsicher hinabgleiten.
In der Mittagspause vor einer kleinen Holzhütte gesellt sich auch Fikret Ünlü, der ehemalige türkische Sportminister, hinzu. Bei der obligatorischen Teerunde betont er stolz, wie einmalig es doch sei, vormittags in Davras Ski zu fahren und ein paar Stunden später am Meer zu liegen. Dabei dreht er gelassen an den Kugeln seiner Gebetskette. Ich muss ihm Recht geben.
Bis die Sonne hinter den Bergrücken verschwindet, tummeln wir uns mal auf der roten oder blauen Route, auch die schwarze ist zu schaffen. Dann beginnt die Unterlage eisig und hart zu werden. Gerade im unteren Teil wäre Neuschnee nicht schlecht. Aber die Saison geht ja noch bis April, da wird Frau Holle schon ein Einsehen haben.
Später, im hoteleigenen Hamam verschwinde ich entspannt im Oliven-Honig-Schaum und werde anschließend von lauwarmen Wassergüssen wieder freigelegt. Zum Abendessen hat sich Mucahit Kalkan noch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Statt Tee wird Raki, der türkische Anisschnaps serviert. Dazu gibt's Schälchen mit frischen Rucolablättern, Auberginen-, Bohnensalat, Oliven, Sesampaste, Schafkäse und Kalbfleischspieße. Bleibt man bei einer angemessenen Menge Raki, sind die Vorspeisen ausgesprochen bekömmlich. Mein erster türkischer Skitag nimmt ein gutes Ende.