Berlin. Störung im Betriebsablauf ärgert nicht nur Fahrgäste. Doch das Schienennetz grundlegend zu sanieren und auszubauen, ist ein jahrelanger Kraftakt.
Eine koordinierte Sanierung und Digitalisierung des Schienennetzes soll die Bahn nach dem Willen des Bundes für Fahrgäste und Güterkunden verlässlicher machen.
«Die Durchsage, Grund für die Verspätung ist eine Störung im Betriebsablauf, möchte ich eigentlich möglichst bald nicht mehr hören», sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Berlin. Angeblich gingen 50 Prozent aller Verspätungen darauf zurück.
Als erster Schritt einer Generalsanierung im Netz soll die Strecke Frankfurt/Main-Mannheim 2024 fünf Monate lang gesperrt werden - direkt nach der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Wissing verglich das Projekt mit der Operation an einer Hauptschlagader.
Fern- und Güterzüge werden weiträumig umgeleitet
Die Arbeiten sollen am 15. Juli 2024 beginnen und zu Weihnachten 2024 beendet sein, wie die Bahn angekündigte. Während der Sperrung werden Fern- und Güterzüge teils weiträumig umgeleitet. Busse sollen bis zu 200 Nahverkehrszüge am Tag ersetzen.
Der Abschnitt hat große Bedeutung für das Gesamtnetz der Bahn. Darüber fährt ein Fünftel der bundesweiten Fernzüge und ein Viertel der Fahrgäste. «Störungen auf der Riedbahn strahlen maximal aus auf das ganze Netz», sagte Bahn-Vorstandsmitglied Berthold Huber. Nach der Generalsanierung bleibe der Abschnitt bis ins nächste Jahrzehnt von größeren Baumaßnahmen verschont.
Die sogenannte Riedbahn ist das erste Vorhaben der Generalsanierung der hochbelasteten Schienen-Korridore von 2024 bis 2030. Mit täglich rund 300 Zügen wird die Infrastruktur laut Huber nirgendwo stärker beansprucht als auf diesem Abschnitt. Mit der Sanierung werde dieser zum «Stabilitätsanker» für das gesamte Schienennetz. Auf den parallel geplanten Neubau einer Fernverkehrsstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim hat das Vorhaben keine Auswirkungen, wie die Bahn deutlich machte.
Neue Überholmöglichkeiten für Züge geplant
Während der Sperrung sollen 1200 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik erneuert werden, 152 Weichen, vier Bahnübergänge und gut zehn Kilometer Lärmschutzwände. Zudem soll es neue Überholmöglichkeiten für Züge sowie eine Ausrüstung für den digitalen Bahnbetrieb geben. Auch 20 Bahnhöfe werden erneuert. Vorher will die Bahn die Umleitungsstrecken ertüchtigen. Sie kalkuliert mit Gesamtkosten der Generalsanierung von etwa 500 Millionen Euro.
Die Generalsanierung ist aus Wissings Sicht eine Voraussetzung für den angestrebten Deutschland-Takt. Dieser sieht bis 2030 ein System mit besser abgestimmten Umsteigeverbindungen zwischen den Metropolen vor. Dafür gelte es nun, «eine Menge loser Fäden zusammenzuführen» - also eine weitere Digitalisierung von Stellwerken, Zugleittechnik und dem Kapazitätsmanagement für das Netz, Strecken-Modernisierungen und den Ausbau des Netzes. Dies dürfe nicht nebeneinander stehen, sondern solle künftig systematisch miteinander koordiniert werden. (dpa)