Sich im Flieger gute Plätze reservieren zu lassen kostet meistens extra. Aber es geht auch anders

Ausgerechnet einen Mittelplatz! Links macht sich ein Dicker breit, rechts duftet eine Knoblauchwolke. Die eigenen Kinder sitzen fünf Reihen weiter hinten – was die da wohl so alles anstellen? Doch so ärgerlich muss der Urlaub nicht beginnen. Wer sich auskennt, der hat schon längst vor der Fahrt zum Flughafen die besten Plätze reserviert. So beginnt der Urlaub bereits, wenn der Wecker klingelt.

Am einfachsten ist es für Eltern mit kleinen Kindern bis zu zwei Jahren: Sie können ohne Aufpreis einen Sitzplatz ganz vorn in der sogenannten Mutter-Kind-Reihe bereits bei der Buchung reservieren und werden als erste zum Einsteigen aufgerufen.

Für Urlauber ohne Kleinkind führt der einfachste Weg zum Sitzplatz der Wahl über eine Vorabreservierung gegen Aufpreis. Wirklich attraktive Plätze sind fast nur noch auf diese Weise zu bekommen. Condor und Air Berlin verlangen pro Person und Strecke zehn Euro, auf Langstrecken sogar 15 Euro. Tuifly berechnet ab neun Euro.

Die begehrtesten Plätze sind für die normale Reservierung allerdings gesperrt, sie werden heute meist als sogenannte XL-Seats noch teurer verkauft. Das Vergnügen, mit etwas mehr Beinfreiheit am Notausgang zu sitzen, kostet bei Condor und Air Berlin 20 Euro (auf Langstrecken immerhin 60 Euro), bei Tuifly 25 Euro. Familien mit kleinen Kindern und Schwangere dürfen dort am Notausgang allerdings nicht sitzen.

Bei klassischen Billigfliegern kann man keine Sitzplätze reservieren. Die Folge: Alle stürmen gleichzeitig das Flugzeug. Alle? Nein, gegen eine Extragebühr steigt man bei Easyjet früher als die anderen in die Maschine ein und sitzt bereits bequem auf dem Wunschsitz, wenn sich die anderen noch durch den Gang drängeln. Die Airline nennt das „Speedy Boarding” und verlangt dafür zwischen 3,75 und 11,25 Euro pro Strecke extra. Konkurrent Ryanair ermöglicht eine ähnliche Platzwahl unter dem Stichwort „Premium Boarding” für drei Euro pro Strecke.

Immer noch wenig bekannt ist eine weitere Variante, um sich auch ohne Reservierungsgebühr frühzeitig den Wunschsitzplatz zu sichern: Web-Check-in. Anstatt erst am Flughafen in der Schlange zu stehen, nimmt man die Sitzplatzwahl bereits von zu Hause übers Internet vor und druckt sich auch seine Bordkarte am PC-Drucker aus.

Das Gepäck gibt man dann an einem speziell gekennzeichneten Schalter, dem Drop-Off-Point, ab.

Web- oder Online-Check-in funktioniert bei immer mehr Airlines, meist ab 24 bis 30 Stunden vor dem Abflug und bis etwa zwei Stunden vor dem Start. Außer Lufthansa bieten es zum Beispiel auch Air Berlin, Germanwings und Tuifly an, nicht jedoch Condor. Konkurrent Ryanair will ab kommenden Oktober nichts anderes mehr anbieten.

Geht also alles nur noch übers „World Wide Web”? Nein! Einen ähnlichen Service ganz traditionell gibt es zumindest für Menschen, die nicht weit vom Flughafen entfernt wohnen. Dabei handelt es sich um den bekannten „Vorabend-Check-in”. Dabei kann man ganz komfortabel bereits am Abend vor dem Flug einchecken, das Gepäck abgeben und seinen Sitzplatz reservieren. Angeboten wird das Vorabend-Check-in von allen gängigen Ferienfliegern, aber auch bei Lufthansa, SAS, Singapore Airlines und Air France. Vor allem bei frühen Flügen gewinnt man dabei noch Zeit für ein gut gelauntes Frühstück.

Bleibt noch die Frage, welcher denn wirklich ein guter Sitzplatz ist. Das variiert von Flugzeug zu Flugzeug, und so helfen nur Sitzplatz-Diagramme. Sie finden sich auf den Internetseiten der Fluglinien oder noch besser, weil kommentiert, auch auf Spezialwebseiten wie www.seatexpert.com und www.seatguru.com. Dort erfährt man auch, dass Reihe 13 in der Boeing 767-300 von American Airlines doppeltes Pech bedeutet: Die Toilette ist gleich nebenan und die Rückenlehnen lassen sich kaum zurückschieben.