Weniger ist oft mehr: Viel Schutz gibt es schon für gerade mal sechs Euro

Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten Reisende eigentlich nur die Möglichkeit, Komplettpakete mit einem Bündel an Versicherungen abzuschließen, von denen einige sogar nach Meinung von Verbraucherschützern unnötig waren. Die Kritik hat gewirkt: Die Reiseversicherer haben ihr Angebot inzwischen flexibel und vielseitiger gestaltet. So können Urlauber nun zahlreiche Risiken einzeln absichern, außerdem haben sie die Wahl zwischen Jahresverträgen und Angeboten für einzelne Reisen. Das heißt aber auch, dass sich versicherungswillige Reisende mit den Angeboten beschäftigen sollten. Denn nur so vermeidet man unnötige Doppelversicherungen und im Schadensfall ärgerliche Lücken im Versicherungsschutz.

Uneingeschränkt zu empfehlen ist eine Auslandsreisen-Krankenversicherung, am besten gleich als Jahresvertrag. Allein die hohen Kosten eines eventuell notwendigen Krankenrücktransports, die von keiner Kasse gezahlt werden, sprechen dafür. Dazu kommt, dass auch innerhalb Europas Reisende Behandlungskosten nicht immer voll von ihrer Krankenkasse erstattet bekommen. Und außerhalb Europas übernimmt die Kasse keinerlei Kosten für medizinische Behandlungen – und die können richtig teuer werden. Wer beispielsweise in den USA in ein Krankenhaus eingeliefert wird, der sieht sich schnell mit einer Rechnung über zigtausende von Euro konfrontiert.

Der Schutz vor solchen Kosten ist hingegen nicht teuer. Sehr gute Jahresverträge, so Stiftung Warentest, erhalten Reisende schon für sechs Euro, zum Beispiel bei Barmenia, Debeka und HUK24. Familien zahlen 14,50 Euro für alle Familienmitglieder bis 70 Jahre beim Online-Versicherer HUK24. Reiserücktrittskostenversicherung und Reiseabbruchversicherung zahlen, wenn ein „wichtiger Grund” die Reise verhindert oder zum Abbruch der Reise führt. Wichtige Gründe sind zum Beispiel plötzlich eintretende Krankheit, Unfall oder Tod des Reisenden und seiner Begleitung sowie von nahen Verwandten zu Hause. Auch ein erheblicher Schaden am Eigentum wie eine ausgeraubte Wohnung führt zum Versicherungsfall. Der Unterschied zwischen den beiden Versicherungen ist, dass die Reiserücktrittskostenversicherung die Stornokosten ersetzt, wenn die Reise nicht angetreten wird. Die Reiseabbruchversicherung dagegen erstattet die Mehrkosten einer vorzeitigen Rückreise oder eines verlängerten Aufenthalts.

Beide Versicherungen in Kombination empfehlen Verbraucherschützer vor allem bei teuren Reisen, für Familien, Senioren und Frühbucher. Auch wenn nahe Angehörige bereits erkrankt sind, sind sie ein sinnvoller Schutz. Nur die Abbruchversicherung schließt ab, wessen Reiseveranstalter die Reiserücktrittskostenversicherung bereits in den Preis eingeschlossen hat oder wer den Schutz schon über die Kreditkarte bekommt. Die Prämie richtet sich nach dem Wert der Reise. Der Rücktrittschutz kostet bei 3000 Euro Reisekosten zwischen 47 und 110 Euro, die Absicherung des Abbruchrisikos kostet knapp 40 Euro zusätzlich. Am besten, so Stiftung Warentest, sind Tarife ohne Selbstbehalt, zum Beispiel von Elvia und Würzburger.

Für entbehrlich gilt die Reisegepäckversicherung. Denn wer nicht peinlich genau sämtliche Auflagen beachtet, dem verweigert die Versicherung die Zahlung wegen grober Fahrlässigkeit. Zudem: Auch die gewöhnliche Hausratversicherung zahlt, wenn auf Reisen Haushaltsgegenstände wie Videokameras und Schmuck aus Gebäuden geraubt oder bei Einbrüchen gestohlen werden. Manche Hausratversicherung zahlt sogar bei Diebstahl, Beschädigung und zu später Auslieferung von Gepäck. Fast immer unnötig sind die Reisehaftpflicht – die private Haftpflicht, die jeder haben sollte gilt weltweit –, eine Reiseunfallversicherung und eine Rechtsschutzversicherung für Reisen.

Was von Versicherungen gegen Nebel, Regen oder zu geringer Sonnenscheindauer zu halten ist, darüber mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Wertvoll nicht nur für Autoreisende ist der Autoschutzbrief. Er gilt auch bei Flugreisen. Am besten ist ein personenbezogener Schutzbrief. Er schließt alle Fahrzeuge ein, die man fährt. Bei einigen Anbietern gelten Leistungen wie Krankenrücktransport und Heimholservice für Kinder sogar weltweit.

Versicherungen

Aktuelle Tests zu Reiseversicherungen gibt es auf der Internetseite der Stiftung Warentest (www.test.de) unter dem Thema „Freizeit + Reise”.

Die örtlichen Verbraucherzentralen geben ebenfalls Auskunft. Spezialisten für Reiseversicherungen sind unter anderem Elvia (www.elvia.de), die Europäische Reiseversicherung (www.erv.de) und die Hanse-Merkur (www.hmrv.de).

Mietwagenfahrer sollten eine Zusatzhaftpflichtversicherung abschließen, auch „Mallorca-Police” genannt, soweit diese nicht bereits im Mietpreis enthalten ist oder durch die Kreditkarte und die heimische Kfz-Versicherung vorhanden ist. Immer noch nicht den besten Ruf genießen Reiseversicherungspakete. Viele enthalten immer noch wenig sinnvolle Versicherungen wie eine Reisegepäckversicherung und andere Gimmicks. Die Verbraucherzentralen sind aber inzwischen gnädig: Wer nicht lange überlegen und die Risiken während einer Ferienreise absichern will, der sei mit den Reiseversicherungspaketen gut bedient.

Das gilt vor allem für Jahres-Reiseschutzpakete. Bei zwei oder mehr Reisen pro Jahr kommen diese nämlich günstiger als geschickt ausgewählte Einzelversicherungen. Grundsätzlich gilt bei Versicherungen aber das Prinzip, nur große, finanziell nicht tragbare Risiken abzusichern. Und in diesem Fall reicht eine Auslandsreisen-Krankenversicherung – und die gibt es bereits für rund sechs Euro für ein Jahr.