Teurere Stornos und schlechtere Saisonzeiten: Mehr denn je lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte

Um die Reiselust zu stimulieren, werben derzeit fast alle Reiseanbieter mit Preissenkungen für den kommenden Sommer. Doch viele Veranstalter verlangen – im Kleingedruckten – gut versteckte Aufschläge, mit denen die Preissenkungen wettgemacht werden.

Dabei dürfte der Urlauber es noch als lässliche Sünde ansehen, wenn plötzlich der frisch gepresste Orangensaft zum Frühstück aus dem All-inklusive-Angebot eines Hotels ausgenommen und extra berechnet wird. Das kostenpflichtige Zustellbett im Hotel geht da schon eher ins Geld.

Spätestens aber wenn eine gebuchte Pauschalreise aus beruflichen, familiären oder gesundheitlichen Gründen nicht angetreten werden kann, ergibt der Blick ins Kleingedruckte, dass etliche Veranstalter ihre Stornogebühren erhöht haben. Vor 20 Jahren kosteten Stornos bis 30 Tage vor dem Reisedatum sechs Prozent des Reisepreises, höchstens aber 50 Prozent (sechs Tage vorher). Jetzt liegen die Stornos zwischen 20 und 95 Prozent. Auch Tui hat gerade das Mindeststorno von 20 auf 25 Prozent angehoben.

Gegen eine Reihe von Reise-rücktrittsgründen gibt es natürlich Versicherungen. Doch mit den erhöhten Stornogebühren sind auch diese teurer geworden – ein Teufelskreis. Bei den Stornos schlägt jetzt auch die Lufthansa zu. Tickets der billigsten Kategorie konnten bei der Kranichlinie zwar noch nie storniert werden. Aber wenigstens Treibstoffzuschlag und Sicherheitsgebühren wurden erstattet. Jetzt gibt es nur noch Steuern und Gebühren zurück. Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) spricht bereits von „Willkür zu Lasten der Reisenden“ und von „einem bedenklichen Vorgehen.“ Mehrere Veranstalter haben zudem die bei Buchung fällige Anzahlung von 20 auf 25 Prozent angehoben. Zuletzt war vor neun Jahren die Anzahlungen von 15 auf 20 Prozent erhöht worden. Vor 20 Jahren lag die Anzahlung für Pauschalreisen noch bei einheitlich 100 Mark. Die erhöhte Anzahlung kostet vor allem Frühbucher Zinsen auf ihr Erspartes, zugleich beschert sie den Reiseanbietern aber zinslose Darlehen und so zusätzliche Millioneneinnahmen.

Den größten verteuernden Effekt haben aber veränderte Berechnungsregeln für die Saisonzeiten. Früher galt: „Der Buchstabe des Abflugtermins bestimmt den Preis der Gesamtreise.” Wer zum Beispiel am 7. Dezember (Sparsaison) für drei Wochen verreiste, zahlte bis zum 28. Dezember, also auch in der Höchstsaison über Weihnachten, den Preis der Sparsaison. Heute gilt nur noch für die erste Woche die für das Reisedatum maßgebende Saisonzeit. Wer am 15. Dezember, also in der Sparsaison startet, zahlt bis zum 22. 12. den niedrigsten Saisontarif. Für die zweite Woche gilt dann aber der Tarif für die Höchstsaison. Unterm Strich wird dadurch die Gesamtreise gegenüber dem alten Berechnungsmodus rund 25 Prozent teurer.

Jetzt wird es noch wichtiger, das Kleingedruckte genau zu lesen und zu vergleichen. Denn nicht alle Veranstalter verlangen erhöhte Aufschläge. So gelten bei Neckermann und ITS weiterhin unveränderte Stornosätze und die alten Anzahlungen.