Mit Trainings-Seminaren bekommen Ängstliche ihre Probleme rasch in den Griff

Wer Flugangst hat und dennoch unbedingt in die Türkei, nach Thailand oder in die Dominikanische Republik möchte, der hilft sich oft selbst. Fast jeder Zweite, so eine Studie des Deutschen Flugangst-Zentrums, hat schon einmal Medikamente geschluckt, die die Furcht im Zaum halten sollen. Auch Alkohol ist ein beliebter, wenn auch nicht wirklich sinnvoller Angsthemmer. Der einzige Weg, gelassen im Flieger zu sitzen, führt über Angst-weg-Seminare, wie sie von zahlreichen Institutionen und in nahezu allen Städten mit Flughäfen angeboten werden.

Das Institut Eisenberg aus Volkmarsen etwa bietet neben herkömmlichen Coachings auch das Bewältigen von Langstreckenflügen an. Dabei wird den Teilnehmern zunächst Wissenswertes über die Technik des Fliegens vermittelt. Danach folgt ein Einblick in die Grundlagen der Psychologie. Anschließend bekommen die Gäste verschiedene Methoden an die Hand, mit denen sie ihre Furcht bekämpfen können, zum Beispiel Techniken zur Muskelentspannung oder Atemübungen.

Und dann folgt auch schon der begleitete Flug zum Fernziel Kanada oder USA. Wer sich in der kleinen Gruppe unwohl fühlt, dem wird gegen Aufpreis auch ein Einzelcoaching geboten.

Ähnlich gestaltet sich das Angebot des Deutschen Flugangst-Zentrums. Vor dem Seminar erstellen die Trainer ein individuelles „Flugangst-Profil”, wie Zentrums-Leiter Marc-Roman Trautmann erläutert. Im Training selbst sollen vor allem die Angstauslöser möglichst konkret erkannt und in der Folge bewältigt werden. Damit das funktioniert, bildet ebenfalls ein Flug den Höhepunkt der zweitägigen Seminare – allerdings wird hier im europäischen Hoheitsgebiet geflogen. Und die Erfolgsquote? Darüber spricht Trautmann nicht gern, denn „Erfolgsstatistiken gehören in den Bereich der Warenverkäufe”. Dennoch nennt Trautmann Zahlen: „95 Prozent der Flugängstlichen nehmen am Trainingsflug teil. Wochen nach dem Seminar berichten 82 Prozent der Teilnehmer, dass ihre Flugangst deutlich geringer geworden sei, 40 Prozent fliegen völlig angstfrei.” Und wenn die Angst doch wieder ausbricht, betreibt das Zentrum die weltweit einzige Flugangstambulenz: in Düsseldorf und ab Sommer 2010 auch in Frankfurt. Dort gibt es dann Hilfestellung bis kurz vor dem Start des Fliegers.

Wer Sorge hat, er könnte vor dem Trainingsflug einen Rückzieher machen, der sollte sich beim Flugsimulator Berlin anmelden. Dort gehen die Teilnehmer im Rahmen des zwei-tägigen Seminars nicht real in die Luft, vielmehr steht ein Flug im Simulator – dem Cockpit einer Boeing 737 – auf dem Programm. Die Idee: Wer weiß, wie es auf dem Pilotensitz zugeht, der bleibt auch auf den Kabinensesseln locker.

Das kostet zwar viel bares Geld, aber spart – bei Erfolg – angstgetränkte Schweißperlen.