Mit kleinen Schiffen lassen sich auch abgelegene Regionen der Erde erkunden

Naturkunde statt Unterhaltungsprogramm, Fahrten und Anlandungen mit einem Zodiac-Boot statt Animation: Eine Expeditionskreuzfahrt unterscheidet sich von anderen Kreuzfahrten erheblich. Naturerlebnis und Abenteuer stehen im Vordergrund. Viel Komfort darf man auf den Expeditionsschiffen nicht erwarten. Der Luxus liegt im einmaligen Erlebnis, das man nur mit wenigen teilt. Und: Diese Exklusivität hat ihren Preis.

Die Antarktis

Wer im argentinischen Ushuaia aus dem Flugzeug steigt, wird es ziemlich bald bemerken: Hier ist es irgendwie anders. Das Licht, der Himmel, die ganze Atmosphäre. Kein Wunder, befindet man sich doch am südlichen Zipfel von Feuerland fast am Ende der Welt. Aber eben nur fast. Denn noch ein Stück weiter im Süden liegt schließlich die Antarktis und in Ushuaia am Beaglekanal starten die Touren dorthin. Wer hier auf Expeditionsfahrt geht, wird den Südpol zwar nicht erreichen, auch der Südliche Polarkreis wird nur selten überquert. Aber das ist für das große Erlebnis auch gar nicht nötig. Die meisten Fahrten gehen zur Antarktischen Halbinsel und den Inselgruppen, die zwischen dieser und dem argentinischen Festland liegen, wie Südgeorgien und die Südshetland Inseln. Längere Fahrten beziehen auch die weiter nördlich gelegenen Falklandinseln mit ein. Doch egal wohin es auch geht, die antarktische Region mit ihrer Landschaft aus Eis und Schnee ist ein Tierparadies. Bei den widrigen Witterungsbedingungen und den eisigen Temperaturen mag man das kaum glauben. Riesenalbatrosse, Pinguine, Seelöwen, See-Elefanten und Wale fühlen sich hier wohl - und sind in der Regel oft zu sehen.

Anbieter: z.B. Hurtigruten, Tel.: 040/37693456, www.hurtigruten.de 13 Tage ab 5730 Euro inkl. Flüge; Colibri Umweltreisen, Tel.: 03322/129901, www.colibri-berlin.de 13 Tage ab. 5999 Euro inkl. Flüge

Amazonas

Wird vom Amazonas gesprochen, ist oft gar nicht der gleichnamige Fluss gemeint, sondern die gesamte Region. Sie besteht aus einem umfangreichen Fluss-System zu dem auch der 2140 Kilometer lange Orinoco gehört. Dreiviertel davon liegen in Venezuela, wo er auch an der Grenze zu Brasilien entspringt. Die Deltamündung des Orinoco hat eine riesige Sumpflandschaft mit einer reichen Tierwelt entstehen lassen. Schlammig braun ergießt sich der riesige Fluss in den Atlantik, was noch aus dem Weltall zu sehen ist. Wer mit dem Schiff auf dem Orinoco unterwegs ist, begibt sich auf die Spuren von Alexander von Humboldt. Der Naturforscher ist im Jahr 1800 den Orinoco hinaufgefahren und sammelte jede Menge Daten über die Flora und Fauna des noch unerforschten Regenwaldes. Auch heute noch bergen die Wälder Südamerikas Geheimnisse und Rätsel. Einiges dazu können sicher die Menschen, die entlang des Orinoco leben, erzählen. Denn während einer Expeditionsfahrt kann man nicht nur die Natur am Fluss und in den Nationalparks bewundern, sondern auch das Leben der indigenen Bevölkerung kennenlernen.

Anbieter: z.B. Lernidee Reisen, Tel.: 030/7860000, www.lernidee.de , 18 Tage (25.7. bis 11.8. und 3.11. bis 20.11.2009) mit max. 8 Teilnehmern ab 5090 Euro, inkl. Flug

Kamtschatka, Russland

In der Arktis gibt es noch Eisbären. Hier sollte man den Fotoapparat immer griffbereit haben.
In der Arktis gibt es noch Eisbären. Hier sollte man den Fotoapparat immer griffbereit haben. © MSG

Die Halbinsel Kamtschatka, weit entfernt im Osten von Russland, gehört zu den letzten weitgehend unberührten Wildnisregionen der Erde. Erst im Jahr 1697 entdeckten die Kosaken diese Region während einem ihrer Streifzüge in den Osten Russlands. In der jüngeren Geschichte war Kamtschatka wegen der Nähe zu Alaska viele Jahre fast vollständig von der Außenwelt abgeschirmt. Nun wird es langsam als Reiseziel entdeckt. Aktive Vulkane, Geysire, Gletscher und scheinbar endlose Wälder prägen die Landschaft. Die Halbinsel ist das aktivste Vulkangebiet der Erde und Heimat vieler Tierarten. Dazu gehören unzählige Seevögel aber auch der Riesenseeadler und der großen Kamtschatka-Braunbär. Letzterer gehört zu den friedlichsten und freundlichsten Bären der Welt: Er ernährt sich hauptsächlich von pflanzlicher Kost wie zum Beispiel Beeren, seine tierische Nahrung besteht vor allem aus Lachs. Es leben nur rund 360 000 Menschen auf der Halbinsel, die größer ist als Deutschland. Über die Hälfte von ihnen wohnen in der Hauptstadt Petropavlovsk an der Ostküste.

Anbieter: z.B. Ikarus Tours, Tel.: 0800/4636452 (kostenfrei), www.ikarus.com , 12 Tage (1.9. bis 13.9.2009) ab 5450 Euro inkl. Flug; Hapag Lloyd Kreuzfahrten, Tel.: 01803/412141 (0,09 Euro/Min. a.d. Festnetz), 23 Tage (6.9. bis 30.9.2009) ab 10 822 Euro, 21 Tage (8.9. bis 30.9.2010) ab 10 980 Euro jeweils inkl. Flüge

Die Arktis

Von Deutschland aus gesehen ist die Arktis gar nicht mehr so weit weg. Und anders als in der Antarktis gibt es hier Eisbären. Wenn auch keine Pinguine, aber etwas Gerechtigkeit muss sein. Die arktische Region ist besonders vielfältig. Auf einer Expeditionskreuzfahrt kann man Fjorde bewundern, Gletscher bestaunen und Eisberge aus sicherer Entfernung begutachten. Zwischen dem Treibeis tauchen manchmal Robben oder Wale hervor, daher hat man den Fotoapparat besser immer griffbereit. Eisbären sind durch ihr Fell so gut getarnt, dass sie wohl nur von einem der mitfahrenden Naturführer entdeckt werden. Die Fahrten gehen vor allem zum norwegischen Spitzbergen oder nach Grönland, das außerhalb der Wintermonate tatsächliches einiges an Grün vorzuweisen hat. Dafür gibt es in beiden Regionen aber kaum Menschen: Spitzbergen ist ungefähr so groß wie Irland und hat rund 3000 Einwohner. Und Grönland, in dem Deutschland fast sechs Mal Platz hätte, bringt es auf rund 57 000 Einwohner. Da bleibt viel Platz für Naturwunder. Reisen in die Arktis finden in den Sommermonaten zwischen Mai und September statt.

Anbieter: z.B. Hurtigruten, Tel.: 040/37693456, www.hurtigruten.de , Expedition Spitzbergen, 9 Tage ab 5530 Euro inkl. Flug (wöchentl. Abfahrten bis 20.8.2009)