Tamsweg. Der Salzburger Lungau bietet alles, was der Entschleunigung dient. Beim Wandern im Unesco-Biosphärenpark erwartet Urlauber unverfälschte Natur.
"Wie wär's, wenn wir Frühstücksweckerl und Mandelblume mit Zimt und Zucker backen?" fragt Christina Bauer. Die blonde Bäuerin bietet im Dörfchen Hintergöriach im Salzburger Lungau Backkurse an, zu denen sich Teilnehmer aus halb Österreich einfinden.
Der Liebe wegen zog sie zu Jungbauer Johannes auf den Bramlhof, zu 15 Milchkühen, 25 Stück Jungvieh und 30 Schafen. Beim Backen verwendet die 31-Jährige den seit über 300 Jahren in der Gegend bekannten Tauernroggen, der hier im Lungau selbst im alpinen Klima gedeiht.
Das sonnenreiche Hochplateau bildet den südlichsten Zipfel des Bundeslandes Salzburg. Erst in den 1970er Jahren wurde die Landschaft zwischen den Niederen Tauern und den Nockbergen mit dem Bau der Tauernautobahn Salzburg-Villach von mehr und mehr Urlaubern entdeckt.
Unesco-Biosphärenpark
Seit dem Sommer 2012 trägt der Lungau die Auszeichnung Unesco- Biosphärenpark . Land, Leute und Leben stehen beispielhaft für unverfälschte Natur und ausgeprägte Traditionen. So gibt es beispielsweise - bis auf wenige Ausnahmen - keine Ansammlung von Hotelklötzen im neo-alpinen Baustil.
Salzburger Lungau ist Unesco-Biosphärenpark
Echt sein, wie Christina Bauer, und dabei eigene Wege gehen - danach leben manche Lungauer offenbar. So wie Gunther Naynar-Lanschützer vom Hiasnhof in Göriach. Früher war der 64-Jährige Lehrer. Heute produziert er auf dem Bio-Bergbauernhof Käsespezialitäten aus Kuh-Rohmilch sowie Ziegenmilch: Tilsiter, Münster und Camembert. Diese werden in Tamsweg angeboten auf dem Bauernmarkt und im Laden "Kembs Eina" (heißt so viel wie: Kommt herein).
Beim Löckerwirt können die Gäste zum Frühstück feine Zirbennadeln im Quark (Topfen) kosten. Die Zirbe wachse hier in Höhen zwischen 1600 und 2000 Metern an der Waldgrenze, erzählt die Löckerwirtin aus St. Margarethen. Das Dorf liegt am Rand von einem der größten Zirbenwälder in Europa.
Allerletzte Ecke im Salzburger Land
Hoch hinauf zu den Zirben führt Hans Lüftenegger so manches Mal seine Hotelgäste ins hintere Thomatal, der allerletzten Ecke im Salzburger Land. An der Karneralm beginnt der steile Aufstieg zum Gipfelkreuz des Kleinen Königstuhl in 2254 Metern Höhe.
Vom südholländischen Dörfchen Noorden in den Lungau übersiedelten Bettina van der Vaart und ihr Mann Mark Klarenbeek: "In Lessach haben wir unsere neue Heimat gefunden." Sie haben in einem leerstehenden Bauernhaus Ferienwohnungen geschaffen, Bettina unternimmt mit Urlaubern Wandertouren. Das Paar fühlt sich heimisch. Die Lessacher sprechen von ihnen lobend als den "zuagroasten (zugereisten) Einheimischen". So wie die "echten" Lungauer eben. (dpa)