Düsseldorf. Der aktuell Niedrige Wert von 33 Zentimetern führt zu starken Einschränkungen im Schiffsverkehr. Experten geben aber leichte Entwarnung
Temperaturen bis zu 40 Grad und das Ausbleiben von Regen tragen aktuell dazu bei, dass der Pegelstand des Rheins immer weiter sinkt. Aktuell liegt der Pegel bei nur noch 33 Zentimetern. Die Schifffahrt hat bereits auf den deutlich niedrigeren Pegel reagiert und den Betrieb angepasst.
Deutlich frühere Niedrigstände
„Relativ hohe Temperaturen in der ersten Jahreshälfte führten dazu, dass winterliche Schneemassen bereits frühzeitig abgeschmolzen waren und als Abflusskomponente weitgehend ausfielen“, erklärt Enno Nilson, Sprecher von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG). „Dies in Verbindung mit einem deutlichen Niederschlagsdefizit der ersten Jahreshälfte war wesentlich für die bisherige Ausprägung der Niedrigwasserperiode.“
Dennoch liegt noch kein Tiefstwert des Rheins vor. Der niedrigste Pegelwert wurde am 23. Oktober 2018 mit einem Wert von 23 Zentimetern gemessen. Aktuell liegt der Wert in Düsseldorf eben noch zehn Zentimeter höher.
„Klimawandel spitz Niedrigwasser zu“
Die 14-Tage-Vorhersage der BfG vom 11. August besagt, dass die für die kommende Woche prognostizierten Niederschläge zu einem leichten Anstieg der Wasserstände an den Bundeswasserstraßen führen werden. Jedoch fallen die erwarteten Regenmengen zu gering aus, um an den größeren Flüssen eine nachhaltige Entspannung der Niedrigwassersituation zu bewirken. Die aktuell bereits niedrigen Wasserstände und die mit ihnen verbundenen Einschränkungen werden daher auch in den nächsten Wochen wohl noch bestehen bleiben. Heute wird demnach laut BfG das Minimum erreicht. Danach sei auf Grund der vorhergesagten Niederschläge mit „einem moderaten Anstieg der Wasserstände“ zu rechnen.
Die BfG-Experten betonen, dass sich im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts vielerorts „Niedrigwassersituationen zuspitzen können“, so Sprecher Nilson. „Diese ist insbesondere in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts und unter der Annahme eines geringen Erfolgs im Klimaschutz festzustellen.“
Wassertiefe aktuell bei 1,86 Meter
Der Pegelwert des Rheins spielt vor allem für die Schifffahrt bei Niedrigstand eine erhebliche Rolle. Anhand der einzelnen Pegelwerte lässt sich die eigentliche Wassertiefe berechnen, wodurch die Reedereien ermitteln können, welchen Tiefgang ihre Schiffe haben können, um nicht auf Grund zu laufen. Der Pegelstand ist also nicht gleichzusetzen mit der tatsächlichen Wassertiefe. Die durchschnittliche Fahrwassertiefe im Rhein, auch der gleichwertige Wasserstand (GlW) genannt, liegt in Düsseldorf bei 2,50 Metern. Das entspricht einem Pegelstand von 97 Zentimetern. Mit diesem (Mittel-)Wert lässt sich mit den aktuellen Pegelständen die jeweilige Wassertiefe berechnen. Indem man den aktuellen Pegelstand zu den 250 Zentimeter Wassertiefe addiert und den GlW subtrahiert, ergibt sich die aktuelle Wassertiefe. Aktuelles Beispiel: Liegt der Pegel wie gestern bei 33 Zentimetern, ergibt sich mit der Formel (33 +250 - 97) ein Wert von 186 Zentimetern, was also einer Wassertiefe von 1,86 Metern entspricht.
Deutlich weniger Fracht
Die Reedereien müssen also den Pegel immer im Blick haben. Bereits seit Wochen beeinträchtigt der niedrige Pegel den Schiffsverkehr. Die Transportschiffe müssen mit weniger Fracht beladen werden, um weiterhin fahren zu können. Als Folge müssen die einzelnen Flotten deutlich häufiger dieselbe Strecke fahren oder sogar zusätzlich auf andere Transportmittel, wie beispielsweise LKWs, zurückgreifen.
Auch Personenschiffe sind betroffen. So kann die „Weiße Flotte“, die Panoramaschiffstouren über den Rhein anbietet, ihre Anlegestelle in Kaiserswerth nicht mehr anfahren.
So wird der Rheinpegel in Düsseldorf ermittelt
Am Burgplatz befindet sich die historische Pegeluhr mit moderner Technik, mit der sich die jeweiligen Pegelwerte abrufen lassen. Ein senkrechtes Rohr im Pegelhaus ist mit einem waagerechten Rohr mit dem tiefsten Punkt des Flussbettes verbunden. Der Wasserstand in der Pegelröhre ist also genauso hoch wie der des Flusses. Ein Schwimmer in der Röhre steuert die Zeiger auf dem Ziffernblatt der Pegeluhr. Alternativ ist der Pegel über ein Druckrohr ermittelbar. Das Wasser im Pegelrohr komprimiert eingeschlossene Luft. Der dort gemessene Druck wird dann in den Wasserstand umgerechnet.