Bad Hindelang. Knapp neben dem Gipfelkreuz bricht in 2600 Metern Höhe ein Berg auseinander. Der metergroße Riss an der Spitze des Hochvogel wird immer größer.
Er ist einer der bekanntesten Berge der Allgäuer Alpen - und könnte bald Geschichte sein. Der Gipfel des Hochvogel wird nach Einschätzung von Experten bald zerbrechen, nach Berechnungen könnten dann bis zu 260.000 Kubikmeter Fels ins Tal stürzen.
Das mögliche Szenario löst bei den Menschen vor Ort kaum Ängste aus: Der Bevölkerung droht nach Einschätzung der Behörden keine besondere Gefahr. Bereits seit Jahren wird eine gewaltige Felsspalte am Gipfel auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol immer größer, erste Felsstürze hat es bereits gegeben. Forscher kontrollieren mit Sensoren die Bewegung des Massivs, um den befürchteten großen Felssturz vorhersagen zu können.
Gebiet auf österreichischer Seite nicht gefährdet
Da rund um den 2592 Meter hohen Berg kein bewohntes Gebiet liegt, sehen die Behörden das Schauspiel mit gewisser Gelassenheit. In der Nähe des Hochvogel-Gipfels gibt es nur das Prinz-Luitpold-Haus, eine fast 140 Jahre alte Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins. Sie liege aber so weit entfernt, dass ihr kaum etwas passieren könne, sagt Andreas Kaenders vom Landratsamt Oberallgäu.
Auf österreichischer Seite gebe es gar kein bebautes Gebiet, sagt Thomas Figl von der Tiroler Landesgeologie. "Wenn es den großen Felssturz gibt, dann wird es bei der Gemeinde Hinterhornbach je nach Wind eine Staubwolke geben, aber das Gebiet ist definitiv nicht gefährdet", sagt er. Die Ortschaft ist mehr als zwei Kilometer Luftlinie vom Berg entfernt.
Seit Jahren kleinere Felsabbrüche
Die Felsbewegungen am Hochvogel werden von Forschern überwacht. Demnach ist der Riss am Gipfel derzeit gut 40 Meter lang, 8 Meter tief und 3 Meter breit. Auch im Bereich der Zugspitze sowie in zwei weiteren Regionen in Österreich und Italien werden mit Drohnenflügen und Messtechnik bedrohte Bergregionen kontrolliert.
Ob der Hochvogel-Gipfel tatsächlich mit großem Getöse sein Ende finden wird, ist unklar. "Es gibt ja schon seit Jahren kleinere und größere Ereignisse", sagt Landesgeologe Figl. Es sei schwer einzuschätzen, ob die Felsabbrüche weiter schrittweise stattfinden oder doch einmal der ganz große Knall kommt. (dpa)