Saigon. Der Mekong führt an Häusern auf Stelzen, dem Dschungel und unendlichen Reisfeldern vorbei. Für Europäer ist das ein exotischer Anblick, der sich in die Köpfe der Reisenden auf der Flusskreuzfahrt durch Kambodscha und Vietnam brennt. Zum Schluss fällt auch der Abschied von den Mitreisenden schwer.
In der Lobby des „Riverside Renaissance Hotels“ in Saigon liegen sich Männer und Frauen in den Armen und versprechen sich, in Kontakt zu bleiben. Sie haben eine Woche Flusskreuzfahrt hinter sich und offensichtlich fällt die Trennung schwer. Gespannt beobachten wir die Szenerie und werden immer neugieriger auf unsere bevorstehende Mekong-Tour. Los geht’s per Bustransfer zum Bootsanleger des „Mekong Pandaw“-Schiffes, auf dem wir die achttägige Flussfahrt erleben werden. Ziel ist Siem Reap in Kambodscha mit den berühmten Tempelanlagen von Angkor.
Am Anleger werden wir von der aufgereihten Crew begrüßt. Manager des Schiffes ist Neville, ein aus Indien stammender Burmese. Der freundliche Mann stellt auf dem Sonnendeck seine Mitarbeiter vor, erklärt den Ablauf unserer Reise. Die „RV Mekong Pandaw“ ist ein sogenanntes Boutiqueschiff im Kolonialstil mit 24 geschmackvoll eingerichteten Kabinen. Vorrangiges Baumaterial ist Teakholz, was den Kabinen ein gemütliches Ambiente verleiht. „Auf dieser Reise werden wir 35 Gäste haben, für deren Komfort 27 Mitarbeiter sorgen“, verrät Neville. Kapitän ist der Vietnamese Ngoc Duh, der den Fluss seit seiner Kindheit kennt.
Im Mekong-Delta leben die Menschen entweder auf Booten oder in einfachen Hütten, die wegen des unterschiedlichen Wasserpegels auf Stelzen gebaut sind. Vom Sonnendeck aus beobachten wir bunte Boote, an deren Bug riesige Augen gemalt sind. „Die Augen sollen böse Geister vertreiben und die Boote schützen“, erklärt unser Guide Nhon.
Während der Mahlzeiten lernen sich die Gäste kennen. Die meisten kommen aus England, ein Paar aus Australien, zwei Damen aus den USA und neben uns vier weitere Deutsche. Tee oder Kaffee wird an Deck serviert, bevor Nhon uns in die Geschichte Vietnams einführt. Nach dem mehrgängigen Dinner gibt es abends im Kinoraum Filmvorführungen. Passend wird „Der Liebhaber“ gezeigt – die Verfilmung des Buches von Marguerite Duras, die hier aufwuchs.
Lauter Löwentanz
Am Morgen besuchen wir einen schwimmenden Markt, im Dorf Cai Be lernen wir wie Klebereiskekse und Reispapier hergestellt werden. Am Nachmittag besichtigen wir den bunten Tempel der Cao Dai-Sekte in TayNinh. Am nächsten Morgen klettern mehrere Jungs in roten Kostümen an Bord, um den Touristen unter lautem Getrommel den vietnamesischen Löwentanz vorzuführen. Dann verschwinden sie wieder – und mit ihnen Nhon, denn wir nähern uns der kambodschanischen Grenze. Um die dreistündige Wartezeit an der Grenze zu verkürzen, werden wir in die Herstellung von Frühlingsrollen eingeweiht und lernen, wie Früchte dekorativ geschnitzt werden.
Phnom Penh hat auch eine düstere Seite
In Phnom Penh warten Fahrradrikschas, um uns zum Königspalast und zum Nationalmuseum durch die quirligen Straßen der Hauptstadt zu radeln. Wir wollen nicht nur die Pracht der Palast-Anlage und die Kultur der Khmer bewundern, Phnom Penh hat auch eine düstere Seite. Die Killing Fields und das Genocide Museum erinnern an die Zeit der Gräueltaten der Khmer Rouge.
Das Schiff verlässt den Mekong, fährt stromaufwärts auf dem Tonle Sap River. Es ist eine besonders schöne Fahrt, da der Fluss enger ist und wir abwechselnd durch Reisfelder und dichten Dschungel gleiten. In Kampong Tralach warten Ochsenkarren, um uns zur Dorfpagode zu bringen – wunderschön in Reisfelder eingebettet. Eskortiert werden wir von einer kichernden Kinderschar.
Entspannung an Bord
Der Besuch der Dörfer am Fluss vermittelt einen Einblick in das Alltagsleben der Landbevölkerung, die ihre Gäste freundlich und neugierig empfängt. Wir besuchen buddhistische Klöster und Tempel, plaudern mit Mönchen und Bauern. An Bord lernen wir von Phaly Lao, unserer kambodschanischen Begleiterin, alles über die Geschichte des Landes, über das Leben am Mekong. Und wir finden Freunde unter den Mitreisenden. Es entwickeln sich nicht nur interessante Gespräche, es wird auch viel gelacht. Vor allem die Briten sorgen für Hochstimmung.
Wer einfach nur entspannen möchte, kann während der zahlreichen Ausflüge an Bord bleiben und die Ruhe in einem Liegestuhl an Deck mit einem Buch genießen – umschmeichelt von lauer Luft.
Vorfreude auf das nächste Abenteuer
Acht Tage vergehen so wie im Flug. Wir nehmen Abschied von der Crew, die freundlicher und hilfsbereiter nicht hätte sein können. Wir trennen uns von unserer gemütlichen Kabine, vermissen jetzt schon das köstliche Essen. Nehmen Abschied von Mitfahrern, die zu Freunden wurden. Umarmen Menschen, die wir vor acht Tagen nicht kannten. Und freuen uns auf das nächste Abenteuer, auf die Tempelanlagen von Angkor.