London. Kaum ein London-Tourist kommt um Covent Garden herum - denn das Quartier am Rand des West Ends ist umringt von Sehenswürdigkeiten. Dabei ist es selbst im Grunde auch eine. Wo ganz früher Mönche Kräuter züchteten, finden sich heute jede Menge Cafés, Boutiquen und Marktstände.

Geschirr klirrt, es riecht nach Kaffee und gebratenen Würstchen. Touristen laufen an Straßencafés vorbei, die Rollen ihrer Koffer klappern über das Kopfsteinpflaster. Tobende Kinder rennen umher, Geschäftsleute genießen in der Mittagspause einige der seltenen Londoner Sonnenstrahlen. Das Viertel Covent Garden am östlichen Rand des West Ends hat in den vergangenen Jahren eine Wandlung durchlebt: Lange siechte es dahin, heute ist es einer der meist besuchten Orte der britischen Hauptstadt.

43 Millionen Besucher, schätzt die Investmentfirma Capco, kommen pro Jahr zum Covent Garden – der Times Square in New York ziehe rund 39 Millionen Besucher an. Capco gehört ein Großteil der Gebäude in Covent Garden, das Unternehmen vermietet Ladenlokale und kümmert sich darum, kaufkräftige Kundschaft ins Viertel zu locken.

Ricotta-Knödel von Jamie Oliver

Inmitten des Londoner Trubels holt ein Straßenmusiker mit dem Lied „Scarborough Fair“ ein Stück der beschaulichen Vergangenheit des Viertels zurück, in der Mönche der Westminster Abtei über Jahrhunderte Rosmarin und Thymian im Konventsgarten anbauten – bis Heinrich VIII. ihnen das Gebiet abnahm und es an seine Verwandtschaft verschenkte. Die Aristokraten ließen schicke Wohnhäuser und eine große Piazza im Zentrum erbauen. Dort etablierte sich schnell ein Markt, der im 17. Jahrhundert zum wichtigsten des ganzen Landes wurde – und mehr als 300 Jahre lang Bestand haben sollte. Doch dann wurde es zu eng, der Verkehr kollabierte, in den 1970er Jahren zog der Markt um. Das Gelände fiel in einen Dornröschenschlaf.

Heute kullern keine Kohlköpfe mehr über das feuchte Pflaster vor der in den 1980er Jahren wieder eröffneten Markthalle. Heute gehen hier Luxusuhren über die blank polierten Ladentheken. Edel-Juweliere haben sich niedergelassen, auch Marken wie Chanel und Dior betreiben hier Boutiquen. Außerhalb der Halle, an der Upper St. Martin’s Lane, lässt Promikoch Jamie Oliver seinen Gästen Ricotta-Knödel und Kaninchenragout servieren. Ein paar Schritte weiter gibt’s Back-Kartoffeln vom Imbiss-Stand und Touristen-Nippes in den Hallen des benachbarten Jubilee Market.

Luxushotel im Zeitungshaus

Die Mischung sei durchaus gewollt, sagt Catherine Riccomini, Marketing-Chefin von Capco. Das Unternehmen hat Designerläden, in denen Badehosen gerne mal mehrere Hundert Euro kosten können, nach Covent Garden geholt. Aber auch Modegeschäfte, in denen Otto-Normalverdiener einkaufen können. Das Ziel von Capco: eine Art „Kiez Deluxe“. Kleine Boutiquen und Luxus-Shops, Marktstände und Souvenirläden, auch einige Modeketten haben Filialen eröffnet. Dazu jede Menge Cafés und Restaurants, Musical-Theater mit allabendlichen Vorstellungen und das Royal Opera House an der Piazza.

Und selbstverständlich Hotels. Wie etwa das „One Aldwych“ nahe der Themse, das 1998 im ehemaligen Sitz der Morning Post eröffnete. Wo früher Druckerpressen ratterten, erklingt heute sanfte Unterwassermusik im hauseigenen Pool. Wo früher gestresste Reporter hektisch über die Flure rannten, schlurfen nun Hotelgäste in flauschigen Frottee-Pantoffeln zurück ins Zimmer.

Reise-Infos

Anreise: Mit Germanwings (0180/6 32 03 20, www.germanwings.com) ab Düsseldorf oder mit Ryanair (www.ryanair.com) ab
Köln-Bonn nach London.

Veranstalter: Hafermann Reisen
(0800/2 00 00 55 50, www.hafermannreisen.de) hat eine dreitägige Busreise in die britische Hauptstadt London inklusive Frühstück und Stadtrundfahrt ab 188 Euro pro Person im Programm.

Hotel-Tipp: One Aldwych London, im Herzen von Covent Garden. Viele touristische Ziele wie Big Ben, die City von London oder Piccadilly Circus sind fußläufig erreichbar.

Kontakt: Visit London, www.visitlondon.com

Ein Besuch des Fünf-Sterne-Hauses lohnt sich auch für Touristen, die die Zimmerpreise ab 329 Euro pro Nacht nicht zahlen möchten. In der Hotel-Bar können Besucher preisgekrönte Cocktails trinken oder im Restaurant beim Afternoon Tea schmausen.

Manche Touristen verlassen das Viertel gar nicht

Für umgerechnet rund 16 Euro gibt es einen „Smoked Sour“ mit Wodka und Tomatensirup, effektvoll serviert mit dampfendem Trockeneis und einem Lachshäppchen. Etwas teurer, dafür ein Erlebnis: der Afternoon Tea (rund 44 Euro) mit herzhaften Sandwiches, Zuckerwatte, goldenen Schokoladen-Eiern mit Cremefüllung, Kuchen am Stiel, Schoko-Shake, süßen Stütchen und Fruchtkompott.

Von Covent Garden aus lassen sich viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden. Big Ben, Westminster und das London Eye sind nicht weit weg, auch der Piccadilly Circus und die Oxford Street sind fußläufig erreichbar. Manche Touristen kommen übers Wochenende und bleiben die ganze Zeit über in dem In-Viertel. Bis sie ihre Rollkoffer wieder über das Kopfsteinpflaster Richtung U-Bahn und Flughafen ziehen.