Capdella. Mallorca ist vielen Touristen vor allem durch die Partymeilen in Palma und die überlaufenen Strände bekannt. Im Hinterland der Insel geht es jedoch eher ruhig und beschaulich zu. Nur wenige Touristen kommen in die Täler des Tramuntana-Gebirges und entdecken dort auch die vorzüglichen Weine.

Nur eine kleine Straße windet sich vom historischen Städtchen Andratx in Richtung Capdella in die Höhe. Anders als im quirligen Palma herrscht in den Tälern des Tramuntana-Gebirges Stille und Beschaulichkeit. Selbst in der Hochsaison verlieren sich nur wenige Touristen. Die Kundigen unter ihnen wissen, dass in dieser Abgeschiedenheit hervorragende Weine entstehen.

Etwa jene vom Weingut „santa catarina“, das von einer Deutschen geleitet wird. „Treten Sie ein“, lächelt Lena-Luzia Hertle und ihr rollendes „r“ zeigt, dass sie schon lange Spanisch spricht.

Verwöhnt mit milder Brise und viel Licht

Unter der alten Steineiche vor dem sandsteinfarbenen Weinkeller bietet sie den Gästen Brot, Käse, Schinken, Oliven – und natürlich ihre feinen Tropfen. Die stammen von einheimischen Rebsorten wie Prensal blanc, Mantonegro, Callet, aber auch von bekannten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot oder Muscat. Die milde mediterrane Brise, kühle Nächte und vor allem viel Licht verwöhnen die Trauben in dieser traumhaften Gegend. Daher heißt einer ihrer fruchtigen Weißen auch treffend „2950 horas del sol“. Der Name weist die hohe Zahl der Sonnenstunden aus.

Deutlich abgedunkelter geht es im 40 Meter breiten und 50 Meter tiefen Höhlenkeller aus Sandstein zu. Hier lagern die Rotweine in 225 Liter-Fässern aus amerikanischer und französischer Eiche. Und weil das Gewölbe so eine fantastische Atmosphäre entwickelt, kann man hier gut und gern Hochzeiten oder andere Dinge feiern. Ab und an werden Konzerte oder eben auch Degustationen abgehalten. Mallorca ganz anders.

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Lena-Luiza Hertle wollte immer schon „etwas mit Weinen“ machen. Seit 16 Jahren lebt sie in Spanien, schrieb im Betriebswirtschaftsstudium (Madrid und Barcelona) ihre Arbeit über die spanische Weinwirtschaft. 2008 erhielt sie schließlich das Angebot, das historische Gut Santa Catarina zu leiten, das sich im Besitz einer schwedischen Milliardärsfamilie befindet. Ihr Bruder Gabriel steht ihr bei der Arbeit zur Seite: „Wir haben traumhafte Berufe“, sagen beide.

Auf Klasse statt auf Masse setzen – das ist mittlerweile die Strategie vieler mallorquinischen Winzer. Ihre Produkte gewinnen immer mehr Auszeichnungen, wohl auch deswegen, weil es immer mehr exzellente Kellermeister und Winzer auf die Insel verschlägt. Das Rezept von Lena-Luiza Hertle: „Wir machen heitere Weine“, sagt sie und serviert lächelnd einen herrlichen Roten, leicht gekühlt. Die meisten Marken ihres Hauses soll man nicht lange einlagern, sondern lieber gleich genießen. Am liebsten heiter.

Santa Catarina bietet stets sonntags Weinverköstigungen an. Und wer mag, kann in den Weinbergen des Landguts weinselig picknicken: Mit einem Weidenkorb voller heimischer Köstlichkeiten ausgerüstet, sucht man sich ein Plätzchen zwischen den Reben – und genießt. Es gibt schlechtere Arten, einen Urlaubstag zu verbringen.

„Stairway to heaven“ gibt es auch als Wein

Ein weiteres Weingut im Tramuntanagebirge ist das Castell Miquel, dem der deutsche Pharmaunternehmer Dr. Michael Popp neues und edles Leben eingehaucht hat. Popp hat für seine Vision den renommierten Win­zer Thomas Wambsganss gewinnen können. Mit viel Gefühl und modernster Kellertechnik produzieren sie Spitzen­weine, wie etwa den leckeren Rose „Stairway to heaven“.