Berlin. Nächtliche EU-Gipfel, ständige Medienauftritte und eine Spionageaffäre: Politik ist ein Knochenjob. Im Sommer bleibt ein wenig Zeit zum Entspannen. Doch wohin reisen Deutschlands Politiker? Eine Umfrage zeigt: Der Ferienort muss nicht weit weg sein.
Christian Schmidt (CSU) ist etwas Besonderes. Nicht dass der Landwirtschaftsminister für außerordentlich schillernde Auftritte im Bundeskabinett bekannt wäre - aber zumindest in Sachen Urlaub hebt er sich ein wenig von den Kollegen ab. Schmidt hat erklärt, einen Teil seiner freien Tage auf Mallorca verbringen zu wollen. Wer bei den Bundesministerien nachfragt, stellt fest: Im Vergleich zu den Plänen anderer Spitzenpolitiker ist das eine kleine Weltreise. Viele bleiben im Urlaub lieber in Deutschland - oder zumindest in Regionen, die nicht zwangsläufig eine Flugreise erfordern.
Wohin die Regierungschefin reisen wird, ist nicht öffentlich bekannt. Fest steht, dass sich Angela Merkel (CDU) eine Auszeit vom Politik-Stress gönnt. "Die Kanzlerin wird auch dieses Jahr wieder einige Tage ausspannen", heißt es dazu recht sachlich aus dem Bundespresseamt. In den vergangenen Jahren wurde sie meist beim Wandern in Südtirol gesehen. Hinzu kamen noch ein paar Tage in ihrem Häuschen in der Uckermark. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass die Kanzlerin auch in diesem Jahr an dem erprobten Ablauf festhält.
Deutschlands direkt Nachbarländer stehen hoch im Kurs
Ganz offiziell für Südtirol entschieden hat sich immerhin ihr Außenminister. Frank-Walter Steinmeier (SPD) fährt im Sommer traditionell in die norditalienische Region und will das 2014 ebenso handhaben. Auch für Alexander Dobrindt (CSU) geht es nach Italien, ohne dass die Pressestelle des Verkehrsministeriums dabei konkreter wird.
Hoch im Kurs stehen Deutschlands direkte Nachbarländer. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) steuert mit ihrer Familie eine Alm in der österreichischen Steiermark an, um sich beim Wandern und Lesen zu erholen. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hat sich die Normandie ausgesucht. "Sie mag die Gegend sehr: Strand, Natur, Ruhe, gutes Essen, auch aus der Heimat mit dem Auto gut erreichbar", erläutert ihr Ministerium die ausschlaggebenden Punkte, über die sich jedes französische Touristikbüro freuen dürfte. Ihre Parteikollegin aus dem Familienministerium, Manuela Schwesig, hat bereits ein paar Tage in Südfrankreich verbracht.
Manche Politiker bleiben zuhause
Ansonsten gilt für viele Spitzenpolitiker: Warum nicht im Land urlauben, das man regiert? Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) wurde bereits samt Familie und in kurzer Hose auf Usedom gesichtet. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reist nach Sylt. Andere bleiben gleich ganz zu Hause.
Der Justizminister und passionierte Triathlet Heiko Maas (SPD) will das Berliner Umland nach eigenen Angaben in Joggingschuhen und auf dem Rennrad erkunden. Nach Angaben seines Sprechers freut er sich im Urlaub darauf, das Krypto-Handy ab und zu beiseitelegen zu können, mit dem verschlüsselt telefoniert wird. Auch so lässt sich vielleicht etwas Abstand zu den jüngsten Querelen um Spionage in Deutschland gewinnen.
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) bleibt zu Hause, um zu lesen, zu schwimmen und zu entspannen. Und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) macht in seiner Heimatstadt Dresden Urlaub, will einen Teil der Zeit aber auch verreisen.
Eine Reise nach Mallorca ist eher die Ausnahme
Barbara Hendricks (SPD) vertraut bei ihrer Urlaubsplanung den eigenen Beinen. Die Umweltministerin unternimmt eine mehrtägige Fahrradtour entlang des Rheins. Zwischendurch wird geschmökert. Die Ministerin packe als Urlaubslektüre die Bücher "F" von Daniel Kehlmann und den Krimi "Reiner Wein" von Martin Walker ein, erläutert ihr Ministerium.
Im Vergleich zu der Urlaubergruppe an Ostsee, Rhein und auf Balkonien sticht Landwirtschaftsminister Schmidt mit seiner Reise auf die Balearen also tatsächlich etwas heraus. Obwohl: Auch nicht so ganz. Schmidt hat nämlich noch andere Pläne. Vor Mallorca verbringt er ein paar Tage auf den Ostfriesischen Inseln. (dpa)
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