Essen. Der Clubbetreiber Robinson möchte mit insgesamt 17 neuen Anlagen in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen. Ein Schwerpunkt dabei wird Asien bei der bekanntesten Clubmarke Deutschlands bilden, die ebenso mit vegetarischen und veganen Angeboten Urlauber in ihren Clubs locken will.

In den nächsten fünf Jahren will Robinson von heute 23 auf 40 Clubs wachsen. Im Fokus liegt dabei besonders die Fernstrecke. Die TUI-Marke will aber auch mehr internationale Gäste anlocken. Wir sprachen mit Clubchef Ingo Burmester über deutsche Urlaubsbedürfnisse, Sprachbarrieren und vegane Abendessen.

Herr Burmester, Robinson ist die bekannteste Clubmarke Deutschlands. In den nächsten fünf Jahren sollen 17 neue Anlagen dazukommen. Wo sollen die Gäste für dieses Wachstum herkommen?

Ingo Burmester: Gerne noch mehr aus Deutschland. Aber auch aus dem Ausland, zum Beispiel Nordamerika oder Asien. 60 Prozent unserer Gäste sind heute vor allem deutsche Stammgäste. Aber wir wollen eben auch neue Urlauber ansprechen. Vor allem müssen wir die erreichen, die nicht wissen, was Robinson Cluburlaub wirklich bedeutet.

Auf den Malediven scheint Ihr Zukunftsszenario schon aufzugehen. 60 Prozent der Gäste dort sind keine Deutschen mehr. Wie finden Ihre Stammgäste das, die bislang ein ja urdeutsches Club-Konzept buchten?

Burmester: Wir waren auch zunächst skeptisch, ob der Publikumsmix zusammen passt. Aber er tut es. Die Chinesen finden es hip, mit uns Deutschen Urlaub zu machen. Mit echten Langnasen (lacht). Aber auch die deutschen Gäste bekommen so die Möglichkeit, über den kulturellen Tellerrand zu schauen.

Was sieht man denn, wenn man über diesen Tellerrand blickt?

Burmester: Die asiatischen Gäste sind häufig auf Hochzeitsreise. Sie kleiden sich dann völlig gleich, weil sie sonst aufgrund ihrer Kultur nicht die Möglichkeit haben, in der Öffentlichkeit zärtlich miteinander zu sein. Dieser Partnerlook ist aus deutscher Sicht lustig. Auch Schnorcheln sieht bei Asiaten anders aus: Sie gehen im Neoprenanzug ins Wasser, darüber tragen sie dann noch eine Schwimmweste. Aber die wirkliche Lebensversicherung ist der Partner am Strand. Der hält nämlich eine 15 Meter lange Leine, die an der Weste des Schwimmers befestigt ist. Abtreiben unmöglich (lacht)! Man lernt also etwas über andere Kulturen. Und zwar auf sehr menschliche Art. Denn wer das Gesehene hinterfragt, kommt darauf, dass Asiaten in den wenigsten Fällen von Kindheit an Schwimmer sind.

„Wir lernen auf eine sehr menschliche Art und Weise“

Für viele Stammgäste ist es aber ein Qualitätskriterium, dass überwiegend Landsleute im Club sind. Teil des Robinson-Konzepts ist es, andere möglichst schnell kennenzulernen. Eine Sprachbarriere erschwert das doch.

Burmester: Die Erfahrung von den Malediven zeigt, dass sich Deutsche und Asiaten sehr gut verstehen. Sie spielen zum Beispiel unheimlich gerne Beachvolleyball zusammen. Und abends bei der Strandparty mit den nackten Füßen im Sand ist die Stimmung immer bombastisch – egal, ob bei Asiaten oder Deutschen. Außerdem muss man sagen: Die Mehrheit unserer Gäste spricht sehr gutes Englisch, eine Barriere sehe ich nicht. 50 Prozent unserer Gäste werden aber auch in Zukunft überall Deutsche sein. Unser Kernmarkt ist hier. Würden sich unsere Stammgäste an der Internationalität stören, wäre die Weiterempfehlungsrate des Clubs Maldives auf Holidaycheck nicht bei 99 Prozent.

Wo genau soll es neue Anlagen geben?

Burmester: Ein Schwerpunkt wird Asien werden. Ein zweiter Club auf den Malediven ist sehr gut denkbar. Weiter sind Mauritius, die Seychellen und Sri Lanka im Gespräch. Auch die Karibik mit Mexiko und der Dominikanischen Republik ist spannend. Konkret könnte es auch bald auf Ibiza werden. Und auch in Griechenland schauen wir.

Alles Ziele am Meer und Fernstrecke also. Die Alpen spielen keine Rolle mehr?

Burmester: Doch. Wir haben die Anlagen Arosa, Schweizerhof und Am-pflwang zwar verkauft, aber wir managen sie weiter. Wir bleiben komplett mit unserem Robinson Team in den Anlagen. Für den Gast ändert sich nichts. Ampflwang ist sogar komplett neu renoviert.

Wie unterschiedlich sind eigentlich die einzelnen Clubs?

Burmester: Wir haben die klassische Hotellerie betreffend ein einheitliches Konzept. Auch die Standards beim Essen sind definiert. Aber beim Entertainment und den Programmen können die Clubs eine eigene Handschrift entwickeln. Müssen sie auch. Man kann ja nicht überall gleich gut Segeln, Surfen oder Golf spielen.

Die Clubs verwirklichen sich also selbst innerhalb der Marke.

Burmester: Sozusagen. Ein Highlight diesbezüglich waren für mich kürzlich wieder die Malediven. Da gibt es ein Dinner im Liegen mit Fingerfood direkt am Strand. Und vorneweg den Sonnenuntergang mit Cocktail. Das ist ein Wahnsinns-Erlebnis, Gastrotainment auf höchstem Niveau.

Die Zeiten, dass Gäste abends für die Show ins Theater kommen mussten, gehen also zu Ende?

Burmester: Nicht der Gast muss zum Entertainment kommen, sondern wir bringen die Unterhaltung zum Gast. Das kann mal ein Gitarrist sein, der am Strand ein kleines Privat-Konzert spielt. Das kann die spontane Party an einer Bar nach einem Volleyballturnier sein. Aber eine Show braucht nach wie vor eine Bühne.

Was wird es sonst demnächst Neues bei Robinson geben?

Burmester: Veganes Essen. Wir bieten ab diesem Winter 14 Gerichte mit 28 Komponenten. Wir haben dann also morgens, mittags und abends vegetarisch und vegan im Angebot. Der ein oder andere wird überrascht sein, wie toll Linsenwildreis mit Kokos und würzigem Ananaschutney schmeckt. Oder lauwarmer Glasnudelsalat an Avocadotartar. Viele essen zwar gerne ein Steak, aber die Menschen werden gesundheitsbewusster. Das muss sich auf der Speisekarte widerspiegeln.

Sind auch Bioprodukte Thema?

Burmester: Dort, wo es möglich ist, machen es die Clubs. Allerdings gibt es hier keine vorgegebene Linie. Immer aber kaufen die Clubs frisch und regional ein. Auf Mallorca haben wir wie fast in jedem Club einen eigenen Gemüsegarten. Nachhaltiger geht es nicht.