Die USA sind für viele Touristen nach wie vor noch der “Wilde Westen“. Da trifft es sich für orts- und sprachunkundige Reisende sehr gut, dass Busunternehmen gut organisierte Reisen durch das Land anbieten. Die Nachfrage ist jedenfalls nach wie vor hoch und die Branche wächst beachtlich.

Wenn Sie mich vor ein paar Jahren gefragt hätten, hätte ich gesagt, die Busrundreise in den USA stirbt aus“, erklärt Heike Pabst von FTI. Heute ist die Reiseform jedoch beliebt wie nie, das sagen Reiseveranstalter unisono. „Seit 25 Jahren denkt man, diese Form des Reisens müsste eigentlich aussterben, weil die Leute alle erfahren genug sind, um auf eigene Faust zu verreisen“, erklärt Günter Rücker von Dertour. Aber: „Busreisen laufen sehr gut.“ Von einem Wachstum von 15 Prozent in diesem Segment berichtet Tui-Manager Robin Brückner.

Die Gründe sind vielfältiger Natur. Einer davon ist sicher der, dass es eben nicht nur junge Leute gibt, die die Welt sehen wollen. Alter schützt vor Neugier nicht, die Welt kennen lernen zu wollen. Busrundreisen durch die Vereinigten Staaten sind deswegen gerade auch bei den so genannten Best Agern beliebt. „Man muss sich nur um wenig kümmern, es gibt keine Sprachprobleme“, erläutert Hans Gesk, Präsident des deutschen Visit-USA-Committees (Vusa).

Busreisen locken mit guter Organisation

Nach dem Fall der Mauer hatte diese Form des Urlaubs schon einmal einen großen Schub erfahren: Damals wollten zahlreiche Bundesbürger aus Ostdeutschland die USA sehen, trauten sich aber nicht, weil sie kein Englisch sprachen. Auch heutzutage bedeutet die Sprache eine Barriere, die viele, gerade ältere Menschen, nicht ohne Hilfe überwinden wollen. Es lockt eine gute Organisation, die hilft, sich auf ungewohntem Terrain zurecht zu finden. Das alles bietet die Busreise, gerade die Best Ager nehmen das dankend an. „Sie stellen auf jeden Fall die größte Gruppe“, so Vusa-Präsident Hans Gesk. Sie bekommen viel abgenommen, werden umsorgt, erleben in komfortablen Reisebussen Land und Leute.

Natürlich gibt es auch den Trend, den jüngere Zielgruppen ausgelöst haben. FTI-Managerin Heike Pabst nennt als Beispiele Reisen in kleineren Gruppen oder auch Touren, die mit Wanderungen kombiniert werden. „Viele im mittleren Alter sind beruflich so im Stress, dass sie sich nicht groß um die Planung ihres Urlaubs kümmern wollen“, sagt Pabst. „Sie wollen aber trotzdem alles sehen. Da ist eine Busreise natürlich ideal.“

Bei den Zielen von Busreisen unterscheiden sich die Favoriten kaum von denen anderer USA-Reisen etwa mit dem Mietwagen oder dem Camper: Florida, der Nordosten sowie die Westküste liegen bei allen Veranstaltern ganz vorne. Da habe sich in den vergangenen Jahren kaum etwas verändert, stellt Dertour-Manager Günter Rücker fest.

Keine politischen Krisen in den Staaten

Insgesamt reisten im vergangenen Jahr knapp zwei Millionen Menschen aus Deutschland in die USA. Das bedeutete ein Plus von zwei Prozent. Auch die Reiseveranstalter berichten von einem leichten Wachstum. „Die USA sind hip, die USA sind in“, so Vusa-Präsident Gesk. Das liegt nach seiner Einschätzung auch daran, dass die Lage derzeit sehr ruhig ist: Es gibt keine politischen Krisen wie in anderen Teilen der Welt. Beste Voraussetzungen, um 2014 die Zwei-Millionen-Besucher-Marke zu knacken.

Der zurückliegende Winter war bei den meisten Veranstaltern noch eher verhalten. Bei einigen, darunter Canusa, lag er sogar im Minus. Der Shutdown der Regierung im Herbst, als Etat-Streitigkeiten den Staat lahmlegten, wirkte dabei laut Pabst noch etwas nach. Für den Sommer berichten die Veranstalter jedoch von leichten bis mittleren Zuwächsen. Einstellig im Plus ist das Land bei FTI. „Die USA laufen wie immer gut“, sagt Dertour-Manager Rücker. „Wir haben allerdings ein hohes Niveau erreicht, da ist es einfach auch schwer, noch viel draufzupacken.“

Die USA liegen in ruhigen Fahrwasser

„Sehr zufrieden“ zeigt sich Tui-Manager Brückner: „Es läuft gerade alles rund“. Der Sommer 2014 sei vielversprechend gestartet mit einem Plus von 10,4 Prozent. Die USA liegen in ruhigem Fahrwasser, viele andere Zielgebiete fielen wegen Unruhen aus. Die Vereinigten Staaten dagegen profitieren derzeit von ihrer Konstanz.

Doch es könnte noch besser laufen – davon sind zumindest Pabst und Rücker überzeugt. In den vergangenen Jahren sei bei den Hotels zu wenig Neues dazugekommen. „Während in anderen Ländern wie zum Beispiel im südlichen Afrika eine neue Lodge nach der anderen entsteht, verpassen die USA hier den Anschluss“, so Rücker. „Rund um die Nationalparks gibt es zum Beispiel kaum ein Hotel, das es nicht auch schon vor 30 Jahren gab. Oder schauen Sie im Luxusbereich: Da hat ganz Hawaii nur fünf Hotels, auf Bali gibt es 30.“ Neue Hotels gebe es nur in den großen Städten, „rund um die Nationalparks passiert wenig“, so Pabst.

Die Nachfrage ist da, gerade auch durch die Best Ager. Sie sind oft finanziell versorgt, wohl situiert. Und Alter schützt nicht vor der Neugier, die Welt kennenlernen zu wollen. Eben nicht unbedingt auf eigene Faust, sondern per Busrundeise.