Lauenburg. Als günstige Unterkünfte sind Jugendherbergen seit jeher beliebt. Doch wenige wissen: Fast drei Viertel der bundesweit 513 Häuser liegen in Ufernähe. Ein Besuch bei Herbergen, die Wassersportbegeisterte mit Segelkursen, Kanuverleih oder Wellenblick anlocken.

Zum Frühstück Fischerboote und Fährenflair, zum Nachtisch eine Paddelpartie oder eine Barfußwanderung entlang des Ufers. Und den ganzen Tag über Sicht auf See und Segel: Um diesen Luxus zu genießen, muss man nicht unbedingt in einem Nobelhotel absteigen. Zahlreiche deutsche Jugendherbergen bieten Wellenblick für Jedermann zum günstigen Preis. Eine Auswahl der interessantesten Häuser jenseits von Nord- und Ostsee

- Voll auf die Wasserperspektive setzt die Jugendherberge Zündholzfabrik in Lauenburg. Direkt am Elbufer gelegen, wurden hier vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 60er-Jahre Streichhölzer hergestellt. Heute residiert hier eine Jugendherberge der gehobenen Kategorie mit Maisonettezimmern, Sauna und Fitness-Raum. Ist das noch eine Jugendherberge? "Das ist schon ein sehr gehobener Standard", sagt Knut Dinter, Sprecher des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) in Detmold. Den hat das DJH von der Friedrich-Naumann-Stiftung übernommen, die das Haus bis 2006 als Bildungsstätte betrieben hatte. Insbesondere Familien, Radwanderer und Seminargäste genießen in der frisch renovierten Zündholzfabrik den unverstellten Blick auf den breiten Strom.

Ausblick auch von der Sauna

- Das Wasser nicht nur ansehen, sondern sich auch darin tummeln, können die Gäste im niedersächsischen Bad Zwischenahn: Die dortige Jugendherberge betreibt nämlich eine eigene Segelschule mit zehn Jollen und sechs Kanus. Herbergsgäste ab 16 Jahren können hier den Sportbootführerschein "Binnen" oder den Segelgrundschein erwerben. Dazu gibt es geführte Kanutouren, Surfkurse, Beachvolleyball und eine hauseigene Badestelle. Drei bis vier Familien kommen in einem separaten Bungalow unter, Rollstuhlfahrer in einem neu errichteten Holzhaus. Einziger Wermutstropfen für Seesüchtige: Die üppig wuchernde Vegetation des angrenzenden Naturschutzgebietes verstellt den Blick auf das Zwischenahner Meer.

Auch interessant

- Mehr Wasserblick bei ebenso viel Wassersport bietet die Inselstadt Ratzeburg. Direkt am See eröffnete 2012 die "modernste Jugendherberge Schleswig-Holsteins", wie der Landesverband betont. Die Chance, ein Zimmer mit Seeblick zu erhalten, liegt bei mehr als 40 Prozent. Der Ausblick lässt sich jedoch auch von der Sauna, dem Speises aal oder der großzügigen Dachterrasse aus genießen. Klar, dass auch diese neue Herberge mit eigenen Steganlagen auf ein Angebot aus Segeltörns und Ruder- oder Kanufahrten setzt. Eine hauseigene Segelschule gibt es hier zwar nicht, dafür bestehen jedoch Kooperationen mit der Ratzeburger Ruderakademie und dem örtlichen Segelzentrum.

Abendsonne am Rhein

- Mit Wellenblick und Wassersport locken indes nicht nur die norddeutschen Häuser ihre Gäste - bei der "Aqua-Outdoor-Jugendherberge" im sächsischen Falkenhain zum Beispiel ist schon der Name Programm. Er soll unterstreichen, dass der zugehörige Stausee ein Paradies für Angler und Wassersportler ist. Per Linienschiff reisen die Gäste an, eine Anlegestelle befindet sich auf dem Grundstück. Genächtigt wird in Holz-Bungalows, die dem sächsischen Stausee ein wenig skandinavisches Flair verleihen. Die Unterkünfte sind allerdings nur von Mai bis September verfügbar.

Auch interessant

- Wer fließende Gewässer stehenden vorzieht, wird beispielsweise im baden-württembergischen Breisach an der französischen Grenze fündig. Rheinuferstraße 12 lautet die Adresse und das ist wörtlich zu nehmen. Zwischen Jugendherberge und Rhein liegen nur ein paar Meter Uferpromenade. Viele Rudergruppen mieten sich hier ein, denn die Herberge kooperiert mit dem benachbarten Leistungszentrums des Ruderverbandes. Auf dem Sportfeld gegenüber laufen, werfen und springen Leichtathleten um die Wette: Breisach ist eine "Sport-Jugendherberge". So nennen darf sich, wer mit Sportverbänden zusammenarbeitet und sportlergerechte Speisen serviert, verrät Leiterin Gertrud Rothenbächer. Nach dem Training und einer kräftigen Mahlzeit lassen die Gäste den Tag am Ufer in der Abendsonne am Rhein ausklingen. (dpa)