Las Vegas. “Las Vegas ist seine eigene Welt“, sagen die Bewohner der Stadt in Nevada. Mitten in der lebensfeindlichen Wüste verbringen Einwohner wie der steinreiche Bob ein Leben im Spektakel zusammen mit Stars wie Elton John, Shania Twain oder Céline Dion. Immer getreu dem Motto: “The bigger, the better!“
Vor über 40 Jahren lieferte sich Sean Connery als James Bond mit seinen Häschern eine wilde Verfolgungsjagd durch Las Vegas. Heute ist die Fremont Street, auf der die Szene gedreht wurde, eine überdachte Fußgängerzone am nördlichen Ende des „Strip“, des Las Vegas Boulevard, wo sich Celine Dion, Elton John, David Copperfield und Shania Twain mit ihren Shows die Klinke in die Hand geben. Das Dach über Fremont Street ist typisch Las Vegas – eine 450 Meter lange, von 16 Säulen gestützte Kuppel mit 12,5 Millionen LED-Elementen, unter der das Wüstenfeuerwerk niemals ausgeht. „The bigger – the better“.
Die Metropole schafft sich ihr Licht
Schon am Morgen, wenn der leuchtende Strip in der Wüste Nevadas zu pulsieren beginnt und die letzten Casino- und Clubgänger den Heimweg antreten, schafft sich die Metropole ihr Licht. „Well, Vegas ist seine eigene Welt“, erklärt Bob, gebürtiger Brite, Busfahrer und einer dieser Typen, die man in Vegas häufig trifft: Schräg, crazy, redselig. Früher arbeitete er in Nürnberg für die US-Regierung, dann als Tourmanager für Rock-Bands, und als er nach Vegas übersiedelte, hatten hier die Hochzeitskapellen Hochkonjunktur.
Zehnmal stand er vor einem Traualtar, bekennt Bob stolz. Auf seine heutige Frau Annette traf er, als sie in einem Busunternehmen zu seiner Chefin wurde. Seither sind die beiden ein Paar. Das Spektakel in und um Vegas ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Dass er auch der Nachbar von Steve Wynns Mutter war, passt da voll ins selbst gezeichnete Bild.
Milliarden-schwer und manchmal leichter
Steve Wynn ist es zu verdanken, dass Las Vegas heute das Las Vegas ist, das es ist. 1967 startete Wynns Karriere in der Wüste Nevadas als Casinoangestellter im Frontier Hotel. Vier Jahre später kaufte er das Desert Inn und rang der Stadt die Genehmigung zum Aufbau des Golden Nugget Casino direkt an der Fremont Street ab. Als sich die Glücksspielmeile Anfang der 90er südwärts aus der Innenstadt verdrückte, wurde Wynn mit dem Treasure Island, dem Mirage, dem Bellagio, dem Wynn Resort und dem Encore milliardenschwer.
Und immer wieder auch leichter – mal durch einen Ellenbogen-Check, der seinen für 138 Millionen Dollar verkaufsfertig aufgestellten Picasso ruinierte, mal durch die Scheidung von seiner Frau Elaine, mit der er in zwei Etappen insgesamt 42 Jahre lang verheiratet war. Eine Scheidung, die den Casino-Tycoon rund 750 Millionen Dollar kostete, und die auch für Bob ein schwerer Schlag war: „Ich habe Elaine so sehr gemocht“, trauert Bob der Lady nach, die heute die Hälfte des Aktienvermögens der Wynn Resorts besitzt. Und dennoch: „Shit happens“, meint Bob achselzuckend. Er hat das alles ja schließlich selbst in Fabulous Las Vegas schon erlebt. Und da ist Bob bei weitem nicht der einzige.
Silvester alsInitialzündung
Denn seit kurzem ist auch ein Showgirl zurück in der Stadt, deren letztes Gastspiel ebenfalls zum teuren Spektakel wurde: 55 Stunden lang dauerte 2004 der Ehequickie von Britney Spears und deren Schulfreund Jason Alexander. Es waren die ersten Tage nach Neujahr. Und dass sich zu dieser Zeit der Kater der Silvesternacht um einige Tage verlängern kann, ist Bob bewusst. Mittlerweile bleiben Annette und er an Silvester lieber zu Hause und sehen fern.
Karla hingegen, die im normalen Leben für eine Süßwarenkette Marketing macht, hat das neue Vegas-Jahr in luftigen Höhen begrüßt, und für ihr Ticket oben auf dem Stratosphere Tower, dem höchsten freistehenden Fernsehturm in Amerikas Westen, 200 Dollar hingeblättert. Champagner bis zum Abwinken gibt’s inklusive. „Es gibt keinen besseren Ort, als auf Augenhöhe mit dem Feuerwerk zu sein“, schwärmt Karla.
"The bigger, the better"
Das erste Frühstück des neuen Jahres hat dann so manchen Partygänger ans Bacchanal Buffet ins Cesar’s Palace gelockt, die in Las Vegas wohl eindeutigste Antwort auf die Frage, warum die Modebranche der Welt ihre XXL-Designs besonders in den USA vom Stapel lässt. Chicken Curry, Pfannkuchen mit Ahornsirup, Egg Florentine, Chorizos, geräucherter Lachs – an neun „breakfast stations“, an denen jeweils sechs Köche dafür sorgen, dass der Nahrungsfluss bis zum Nachmittag nicht abreißt, findet sich jede Esskultur wieder. Doch die Devise „The Bigger, the better“ regiert auf und rund um den Las Vegas Boulevard nicht nur am Neujahrsmorgen. Zum Jahreswechsel lässt es die Partymetropole richtig krachen. Doch eigentlich nutzt sie den Jahreswechsel lediglich als Initialzündung für weitere 365 „big days“.