Istrien. Beeinflusst von den antiken Griechen, Römern, der K.-u.-k.-Monarchie sowie dem Kaiserreich Österreich-Ungarn hat der Urlaubsort Istrien in Kroatien eine vielfältige regionale Küche entwickelt, die Feinschmeckern schmeichelt. Mit feinstem Olivenöl, seltenen Trüffelsorten oder frisch gefangenem Fisch.

Die Küste Istriens zählt 445 Kilometer, hinzu kommen 2400 Sonnenstunden im Jahr und historische Orte wie Pula oder Rovinj: Istrien ist das beliebteste Urlaubsziel im jüngsten EU-Mitgliedsstaat Kroatien. Eine Fundgrube für Liebhaber der Geschichte, ein Dorado für Wassersportfans – und ein Paradies für Feinschmecker. Denn die wechselvolle Vergangenheit der Adria-Halbinsel spiegelt sich in den Speisekarten der Konobas (zu Deutsch: Gasthäuser) wider.

Die istrische Landküche abseits der Küste kennt deftigere Gerichte wie Gemüseeintopf oder Gulasch. Hier hat das einstige Kaiserreich Österreich-Ungarn Spuren hinterlassen. Am Meer hingegen ist der italienische Einfluss unverkennbar. Risotto, Pizza und Pasta – und natürlich frischer Fisch.

Aus dem Meer auf den Teller

Im kleinen Hafenstädtchen Banjole soll sich eines der besten Fischrestaurants der Region befinden. „Was der Vater morgens aus dem Meer zieht, serviert sein Sohn David am Abend“, hat uns unser Vermieter den Mund wässrig gemacht. Ein Insider-Tipp ist das Batelina jedoch schon lange nicht mehr. Und so schüttelt Danilo Skoko bei der Reservierungsanfrage für den nächsten Abend den Kopf. Er lässt uns wissen, dass in den nächsten drei Tagen alle Tische auf der lauschigen Terrasse ausgebucht seien.

In der Woche darauf ist noch ein Plätzchen frei. Eine Speisekarte gibt es im Batelina nicht. Der Kellner zählt auf, was am Morgen ins Netz gegangen ist: Goldbrasse, Zahnbrasse, Seebarsch, Rotbarbe… Zudem habe er auch noch Thunfisch, der leicht angebraten serviert werde. Und der Preis? Der werde nach dem Gewicht der Fische errechnet. Als Appetitanreger gibt’s eine kleine Auswahl: Fischpastete, Meeresfrüchtesalat, eingelegte Sardellen, Carpaccio vom Seebarsch. Klingt köstlich, und so schmeckt es auch. Genau so wie der gut gekühlte Malvasija, der Wein der Istrier.

6000 Hektar Rebfläche

Bei Griechen, Römern und in der K.-u.-k.-Monarchie hatten Rebensäfte von der Halbinsel einen hohen Stellenwert, bevor sie im jugoslawischen Sozialismus zum Einheitsbrei mutierten. Nach der Entstehung Kroatiens erlebten sie eine Renaissance, weil die Regierung junge, innovative Winzer unterstützte. Die Pioniere erkannten den Wert ihrer autochthonen Rebsorten. Die Malvazija-Traube, die sonst nur noch im Friaul zu finden ist, belegt zwei Drittel der 6000 Hektar umfassenden Rebfläche. Zweite regionaltypische Rebsorte ist der Teran, den einige Spitzenwinzer zu charakterstarken, tiefgründigen Rotweinen formen.

Auch das istrische Olivenöl hat an seine Qualitätstradition angeknüpft. Einst galt es als Maß aller Dinge im Römischen Reich und wurde in 60-Liter-Amphoren in die Ewige Stadt transportiert. Ruinen von antiken Ölmühlen entlang der westlichen Küste Istriens zeugen davon. Als einer der Trendsetter der Szene gilt Sandi Chiavalon aus Vodnjan. Sein „Ex Albis“, eine famose Cuvée aus den autochthonen Olivensorten Buža vodnjanska, Crnica vodnjanska, Istarska bjelica und Moražola ist ein Hochgenuss.

Trüffel in allen Facetten

Eine Art Kultstätte für Gourmets ist Livade unweit der slowenischen Grenze. Touristisch kaum erschlossen, erlebt das kleine Örtchen alljährlich im Herbst einen Ansturm der Feinschmecker. Giancarlo Zigante, der dort das Trüffelfestival ausrichtet, hat seinen Platz im Guinness Buch der Rekorde. Im November 1999 fand er eine 1,31 Kilo schwere weiße Trüffel. Anstatt damit viel Geld zu verdienen, entschied er sich ein Abendessen für 100 Personen zu organisieren.

Seitdem gilt die Region als eines der wichtigsten Trüffelgebiete Europas. Im feuchten Motovuner Wald wird das edle Pilzgewächs gesammelt. Da die Trüffel keine oberirdische Pflanze entwickeln, können sie nur mit Hilfe von Trüffelspürhunden gefunden werden. An den Berghängen von Motovun, entlang den Ufern des Flusses Mirna, sucht man nach schwarzen Trüffeln, die aber nach wie vor im Schatten der weißen stehen, die nur im Herbst wachsen. Die Tuber magnatum pico zählt zu den am meisten geschätzten Edelpilzsorten der Welt.

Im noblen Restaurant von Zigante sind Trüffel in allen Facetten zu genießen. Der Hochgenuss hat seinen Preis, aber das ist im Perigord und im Piemont auch nicht anders.