New York.. Freiheitsstatue, Empire State Building und eine Kutschfahrt durch den Central Park - so stellen sich Touristen den New York-Besuch vor. Jetzt will der neue Bürgermeister de Blasio die Pferdekutschen verbieten. Unterstützung erhält er von Tierschützern, die Pferdenutzung als Sklavenarbeit bezeichnen.
Schon jetzt wirken die Pferdekutschen in New York wie aus der Zeit gefallen. Zwischen vorbeirauschenden Autos und Bussen und neben Wolkenkratzern aus Glas und Stahl warten die Kutscher jeden Tag am Südeingang des Central Parks auf Kundschaft.
Für viele Touristen gehört eine Kutschfahrt durch den Park zum New York-Besuch wie das Empire State Building oder die Freiheitsstatue - für den neuen Bürgermeister Bill de Blasio aber ist es Tierquälerei. Als eine seiner ersten Amtshandlungen will er die Kutschen abschaffen. Und hat damit einen heftigen Streit in der Millionenmetropole ausgelöst.
Ein Teil der Kultur
"Es wäre eine Schande, wenn das verboten wird", sagt Stuart Cole aus Großbritannien, der gerade mit seiner Familie eine Tour durch den Park gemacht hat. "Es ist ein Teil der Kultur hier. In Amerika ziehen Pferde doch schon seit hunderten von Jahren Kutschen." Kutscher Colm McKeever sieht das genauso. "Das ist eines der berühmtesten Dinge, die man in New York machen kann.
Venedig hat die Gondeln, New York hat die Kutschfahrt durch den Central Park." Seit einem Vierteljahrhundert fährt der 44-Jährige Touristen durch den Park und kann nicht verstehen, warum das bald vorbei sein soll. "Die Pferde arbeiten unter fabelhaften Bedingungen, und in die Ställe kann man auch jederzeit hineingucken."
Pferdekutschen sollen nicht länger Teil des Stadtbilds sein
Gemeinsam mit Kollegen hat McKeever eine Protestaktion gestartet: "Rettet die Pferdekutschen von New York City". Seine Zukunft hänge von diesem Job ab, sagt McKeever. Er müsse seine Familie ernähren. "Wir werden bis zum Äußersten kämpfen, um unsere Lebensgrundlage zu retten."
Aber auch Bürgermeister de Blasio, seit Anfang des Jahres im Amt, lässt an seiner Entschlossenheit keinen Zweifel. "Wir werden schnell und offensiv handeln, damit Pferdekutschen nicht länger Teil des New Yorker Stadtbilds sind", betonte der 52-Jährige im Wahlkampf und auch nach Amtsantritt immer wieder. "Das ist keine artgerechte Tierhaltung und muss ein Ende haben." Schon bald könnte der Vorschlag im Stadtrat landen. Die Kutscher sollen nach Plänen des Bürgermeisters auf elektrisch betriebene Oldtimer umsatteln, damit sie ihre Jobs nicht verlieren.
"Diese Pferde sind Sklaven"
Unterstützt wird de Blasio von mehreren Tierschutzorganisationen, die sich schon lange am Einsatz der rund 200 Pferde im Central Park stören. "Diese Pferde sind Sklaven. Sie müssen neun Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche im dichten Verkehr arbeiten", sagt Elizabeth Forel, Sprecherin der "Initiative für ein Verbot der Pferdekutschen".
Laut Gesetz dürfen die Tiere neun Stunden am Tag arbeiten und müssen fünf Wochen Urlaub im Jahr bekommen. "Das steht nur auf dem Papier. Die Umsetzung wird aber nicht kontrolliert", kritisiert Forel. "Die Pferde haben außer den Touren keinen Auslauf, außerdem sind die Tiere meist allein und nicht unter Artgenossen." Neben den Haltungsbedingungen kritisieren die Tierschützer auch, dass die Pferde eine Gefahr im Verkehr seien, weil sie sich leicht erschreckten. Immer wieder gab es in Manhattan in der Vergangenheit Verkehrsunfälle, an denen Pferde beteiligt waren.
Seit 150 Jahren Tradition
Aber die Kutschen haben im Central Park seit mehr als 150 Jahren Tradition und sind durch zahlreiche Kinofilme und TV-Serien wie "Sex and the City" zu festen Sehenswürdigkeiten der Stadt geworden. Die Mehrheit der New Yorker steht Meinungsumfragen zufolge dann auch auf der Seite der Kutscher.
Die "New York Times" spricht sich ebenfalls gegen de Blasios Verbotspläne aus. "Touristen lieben die Kutschen und New Yorker leben davon", hieß es jüngst in einem Kommentar. "Ein Verbot der Kutschen sollte nicht ganz oben auf de Blasios Agenda stehen. Es sollte gar nicht auf seiner Agenda stehen." Die Verbotspläne würden zudem von findigen Immobilien-Investoren vorangetrieben, die auf den wertvollen Grundstücken der Ställe im neuen Trend-Viertel Hell's Kitchen in Manhattan Luxuswohntürme bauen wollten, schreibt die Zeitung. Für de Blasio gebe es außerdem zu Beginn seiner Amtszeit deutlich wichtigere Dinge zu tun, als Kutschen zu verbieten.
Die ganze Diskussion habe zumindest ein Gutes, sagt Kutscher McKeever. "Seitdem es den Streit um das Verbot gibt, habe ich mehr Kunden. Sie kommen, um noch schnell eine Tour zu machen, ehe es verboten wird." Kurz darauf entscheidet sich ein Paar, eine 20-minütige Tour für 50 Dollar (etwa 37 Euro) bei ihm zu buchen. McKeever zieht die Zügel wieder an und fährt los. (dpa)