Essen. Wer sein Auto während einer Flugreise in einem Parkhaus am Flughafen abstellt, muss nach seiner Ankunft meist ordentlich in die Tasche greifen. Mit der Bahn zum Flughafen zu fahren, wäre eine Alternative. An vielen Flughäfen wird mittlerweile allerdings auch Carsharing angeboten.
Parkplatzgebühren an Flughäfen geben zuweilen das Gefühl, ein ganzes Parkhaus gekauft zu haben, wenn man von der Reise zurückkehrt. Trotzdem ziehen viele die Autofahrt zum Flughafen der Bahnfahrt vor: Schneller, komfortabler, zuverlässiger. Eine Alternative zu eigenem Auto oder Taxi bietet das Carsharing, das an immer mehr deutschen Flughäfen möglich ist. Doch wie schlägt sich der Dienst im Vergleich? Wir haben die Angebote unter die Lupe genommen.
Welche Anbietervermieten an den Flughäfen?
Die Carsharing-Anbieter DriveNow (eine Kooperation von BMW, Mini und Sixt) und Car2Go (Daimler und Europcar) haben Stationen an den Flughäfen Berlin Tegel, Hamburg, München, Düsseldorf und Köln/Bonn. Car2Go ist darüber hinaus noch in Stuttgart vertreten. Der Carsharing-Dienst der Bahn, Flinkster, bietet nur am Flughafen Tegel eine eigene Station und kooperiert an anderen Flughäfen mit dem Autovermieter Hertz.
Wie funktioniert Carsharing?
Bei allen Anbietern muss man sich zunächst registrieren und eine Gebühr bezahlen. Die ist bei Flinkster mit 50 Euro am teuersten, wobei die Anmeldung für Bahncard-Inhaber kostenlos ist. Bei DriveNow zahlt man für die Anmeldung 29 Euro, bei Car2Go 19 Euro.
Die Abrechnungsmodelle von Car2Go und DriveNow ähneln einander: Es wird pro Minute gezahlt – bei DriveNow je nach Fahrzeug zwischen 31 und 34 Cent und bei Car2Go 29 Cent. Die Fahrzeuge werden am Flughafen in Empfang genommen und können an beliebigen Plätzen im Stadtgebiet abgestellt werden. Auch die One-Way-Miete, also die Nutzung für nur eine Strecke, ist möglich.
Bei Flinkster müssen Kunden vorab festlegen, wie lange sie das Auto nutzen möchten und zahlen pro Stunde je nach Tageszeit und Fahrzeug zwischen 1,50 und acht Euro plus 18 bis 20 Cent pro Kilometer – ebenfalls abhängig vom Fahrzeugtyp. Das klingt zunächst günstig – allerdings muss die Rückgabe bei den Flughafenfahrten an der Entleihstation erfolgen. Das Fahrzeug müsste demnach für den kompletten Aufenthalt gemietet werden, was in den meisten Fällen wohl unpraktisch und trotz möglicher Tagestarife zu teuer wäre.
Treibstoff ist bereits in den Preisen der Anbieter enthalten, für Flughafenfahrten wird aber eine zusätzliche Servicepauschale erhoben.
Für wen ist Carsharing geeignet?
Wer häufiger in Deutschlands Metropolen jettet oder auch andere Fahrten mit geliehenen Fahrzeugen zurücklegt – für den kann Carsharing eine praktische Sache sein. Vielfahrer nutzen zudem Sonderkonditionen wie zum Beispiel Prepaid-Minuten-Pakete. Allerdings sollte man sich klar machen: Die Parkplätze der Anbieter sind nicht immer in unmittelbarer Nähe der Terminals. So muss man sein Gepäck gegebenenfalls noch ein gutes Stück zu Fuß befördern, was mit einem Koffer noch angehen mag, bei mehreren Gepäckstücken aber schwierig werden kann.
Ist Carsharingwirklich so günstig?
Etwas Grundsätzliches vorne weg: Am preiswertesten bringen den Alleinreisenden noch immer die öffentlichen Verkehrsmittel zum Flughafen oder vom Flughafen ins Zentrum. In puncto Bequemlichkeit muss man bei der Bahn jedoch Abstriche machen und nicht jeder schätzt auf dem Weg zum Flughafen den Nervenkitzel ausgefallener Züge. Und sobald man zu zweit oder als Familie reist, können Bus- und Bahntarife den Carsharing-Preisen im Kostenduell durchaus auch mal unterliegen.
Wer beispielsweise nach München fliegt, zahlt für die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum mit dem Taxi laut „taxi-rechner.de“ knapp 65 Euro, mit DriveNow und Car2Go etwa 22 Euro. Eine Bahnfahrt würde für eine Person etwa elf Euro kosten. In Berlin, wo der Flughafen nicht so weit außerhalb liegt, würde ein Taxi ins Zentrum mit etwa 15 Euro zu Buche schlagen, die Fahrt im DriveNow- oder Car2Go-Auto mit knapp über acht Euro. Am preiswertesten ist hier der Expressbus mit unter drei Euro.
Ob sich das Carsharing lohnt, muss also für jede Reise neu entschieden werden. Und während Bahnverspätungen zumindest auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt nur Zeit und Nerven kosten, läuft im Stau die Uhr der Carsharing-Fahrzeuge weiter.