Essen. Wenn der Sommer sich zum Ende neigt, beginnt in Nordamerika der Indian Summer. Bei einer rasanten Gondelfahrt namens Lip-Lining kann man typische Herbstfarbe und eine atemberaubende Aussicht genießen. Doch dies ist nicht alles, was die Gegend zu bieten hat.

Wasser, Wasser und nochmals Wasser – bis zum Horizont. Das gibt es in Nordamerika nicht nur an den Küsten, sondern auch im Binnenland, an den fünf großen Seen: Oberer See, Huronsee, Michigansee, Eriesee und Ontariosee. Mit einer Fläche von 245.000 Quadratkilometern sind sie das größte Süßwasserreservoir der Erde. Der nördliche Teil dieser Binnen-Ozeane gehört zu Kanada, der südliche zu den USA – und wenn sich der Sommer dem Ende neigt, beginnt hier der Indian Summer.

„Go!“ Ein kurzes Kommando und die wilde Jagd beginnt. 700 Meter geht es den Berg hinunter, 90 Sekunden lang sausen wir in einer Gondel sitzend über Blutrot, glühendes Orange, sattes Gelb – denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird selbst aus buntem Herbstlaub ein Event. Lip-Lining heißt das. Den Touristen gefällt’s: Wer hier im „Spirit Mountain“ dem Wald aufs Dach steigt, lässt die Beine baumeln und blickt aus seiner Gondel auf den Lake Superior und die Hafenstadt Duluth.

„Mnisota – mit Himmel gefärbtes Wasser“

Minnesotas Beiname „Land der 10.000 Seen“ ist keine Übertreibung, sagt Gene Shaw. Als PR-Direktor wirbt er für Duluth, eine Stadt, die aufgrund ihrer Hanglage durchaus ein bisschen an eine Hafenstadt in der französischen Bretagne erinnert.

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Hier, am westlichen Ende des Lake Superior, im Grenzland zwischen Wisconsin und Minnesota, befindet sich einer der größten Binnenhäfen der Welt und von hier stammt einer der größten Musiker der Welt: Bob Dylan wurde 1941 hier geboren. Alljährlich erinnern hier die nach ihm benannten „Dylan Days“ an den Meister.

Auch Shoppingfreunde kommen voll auf ihre Kosten

„Mnisota – mit Himmel gefärbtes Wasser“, übersetzt Shaw und schildert, dass es die Dakota-Indianer waren, die dem nördlichsten US-Bundesstaat Minnesota seinen Namen gaben. 11 842 Seen, vom Tümpel bis zum größten, dem einem Meer gleichenden Oberen See (Lake Superior), werden hier offiziell gezählt. Hier entspringt auch der Mississippi. Touristen kommen zum Campen, es gibt Kanus zu mieten, es wird geangelt oder Mountainbike gefahren.

Doch nicht nur die Schönheit des Landes rund um die „Great Lakes“ zieht die Besucher an. Auch Shoppingfreunde kommen in Minnesota voll auf ihre Kosten: Der 32. Bundesstaat der USA verlangt keine Mehrwertsteuer auf Kleidung und Schuhe und in Minneapolis wartet mit der „Mall of America“ (520 Geschäfte, 50 Restaurants, ein Kino und ein Freizeitpark) das größte Einkaufszentrum der USA.

Saint Paul bietet Gangster-Touren an 

Die Mall ist übrigens in nur fünf Minuten vom Flughafen aus zu erreichen – Grund genug für einige Amerikaner, aber auch Europäer und Asiaten, in der Vorweihnachtszeit übers Wochenende nach Minneapolis zu jetten. Man mag dies dekadent finden, doch vor allem bestraft sich selbst, wer nur so wenig Zeit mitbringt: Minneapolis präsentiert sich am Westufer des Mississippi nämlich als moderne Metropole, und spannend ist allein das fünf Meilen lange Netz der Skywalks der Stadt – verglaste Übergänge, die im ersten Stock Häuser verbinden und Fußgänger vor Regen schützen.

Wer Zeit hat, betrachtet Minneapolis ohnehin nur als Etappe einer Rundfahrt. Denn fünf US-Staaten – Illinois, Michigan, Minnesota, Ohio und Wisconsin – säumen die Ufer der Großen Seen, die Metropole schlechthin ist Chicago. Ihren Mythos verdankt die Stadt ihrer gar nicht so ruhmreichen Vergangenheit: Wer auf Al Capones Spuren wandeln und Storys über Gangster, Gespenster und Gewehre hören will, sollte einen Halt in Saint Paul einlegen. Dort werden Gangster-Touren angeboten.

Bierselig und deutschfreundlich

Chicago, die einstige Stadt der Schlachthöfe, steht der Metropole New York kaum nach: Kunstgalerien allerorten, aus den Kneipen dröhnt Blues, die Architektur fasziniert: Zwischen den Häuserschluchten gleiten die Ausflugsboote durch den Fluss und die Gäste erfahren, welch’ berühmte Architekten ihre Spuren in der Metropole hinterlassen haben.

Architekturvorträge und historische Stadtführungen – zugegeben, es ist schwierig, in den USA ganz ohne Englischkenntnisse auszukommen. Und doch: Es ist wohl gerade für Deutsche relativ leicht, sich hier nur mit etwas Kauderwelsch durchzuschlagen. Denn: Deutsche Geselligkeit, deutsche Bierseligkeit (in Chicago wird am Navy Pier nicht nur das Weihnachtsfest mit dem Nürnberger Christkind, sondern auch ein Oktoberfest mit Blasmusik und Leberkäs gefeiert) und Urlaub in Deutschland – es geht schnell und leicht, mit Amerikanern ins Gespräch zu kommen. Und sei es über einem Glas „Zwickel-Bier“ oder einem echten Hefeweizen, das Mike Zamzow in seiner „Bull Falls Brewery“ in Wausau, Wisconsin, serviert.