Berlin. Über die Schulferien im Sommer wird seit Jahren zwischen Kultus- und Wirtschaftsministern gestritten. Die Tourismusbranche fordert eine bessere Nutzung und gleichzeitige Verlängerung der Ferien. Hintergrund: Sie fürchtet mit jedem fehlenden Ferientag eine Umsatzeinbuße von bis zu 120 Mio Euro.

Der Deutsche Tourismusverband will längere Schulferien im Sommer. Zudem müsse der Zeitkorridor von Ende Juni bis Mitte September, in dem die Bundesländer ihre jeweiligen Sommerferien organisieren, besser ausgenutzt werden, forderte der Verband am Montag bei der Vorstellung einer Studie in Berlin.

Auch sollte der Start in die Ferien jeweils stets an einem Wochenende - und nicht schon Mitte der Woche erfolgen. Durch die derzeitige Ferienpraxis der Kultusminister sieht der Verband für die Branche Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe.

Während die 16 Bundesländer die kleineren Ferien im Herbst, Winter und um Ostern herum selbst festlegen, werden die Sommerferientermine von der Kultusministerkonferenz (KMK) langfristig festgelegt. Dies erfolgt seit Jahren nach einem sogenannten rollierenden System. Bestimmte Ländergruppen starten früh in die großen Ferien und rücken dann im Wechsel mit anderen Ländern in den Folgejahren im Kalender immer weiter nach hinten. Ausnahmen sind Baden-Württemberg und Bayern, die für sich stets späte Sommerferientermine beanspruchen.

Abstimmung über Sommer-Ferienkalender

Die Kultusminister stimmen derzeit den neuen langfristigen Sommer-Ferienkalender für 2018 bis 2024 ab. Er soll 2014 beschlossen werden.

Mit ihrer derzeitigen Ferienpraxis verschenkten die Kultus- und Bildungsminister die Chance auf Milliardenumsätze im Tourismus, sagte eine Verbandssprecherin. Jeder Tag, der nicht als möglicher Reisetag zur Verfügung stehe, führe bei deutschen Hotels, Pensionen, Wohnungsanbietern, Freizeiteinrichtungen, Museen und im Einzelhandel zu Umsatzeinbußen von bis zu 120 Millionen Euro.

Zusätzliche Arbeitsplätze durch geschicktere Ferienplanung

Dagegen könnten durch eine geschicktere Ferienplanung bis zu 15,6 Milliarden Euro mehr Umsatz pro Jahr und bis zu 250.000 zusätzliche Arbeitsplätze im deutschen Tourismus entstehen, argumentiert der Verband unter Berufung auf eine eigens erstellte Studie.

Die Tourismusbrache beklagt vor allem, dass der von den Kultusministern vorgesehene Ferienkorridor von insgesamt 90 Tagen im Sommer nur äußerst selten ausgeschöpft werde. Im nächsten Jahr schrumpfe er sogar auf 71 Tage. Die Kultusministerkonferenz spricht von einem Schnitt von 83 Tagen. (dpa)