Afrika. Der Shongololo durchquert in 14 Tagen auf rund 3000 Schienenkilometern das südliche Afrika: Von Südafrika geht es durch Swaziland, Mozambik und Zimbabwe bis nach Botswana. Wer mit dem Nostalgiezug reist, bekommt interessante Einblicke in die Geschichte und Kultur und kann tierische Abenteuer erleben.

Eigentlich müsste er eine Inventarnummer tragen. Groß und stattlich ist er, im Gesicht fast immer ein Lächeln. Ein Südafrikaner, wie er im Buche steht. Rudi Ahrens ist der Chef auf dem Shongololo. Während die Gäste ihre Abteile suchen, hat er etwas Zeit zum Luft holen. Bar-Lady Sjila setzt ihm ein Wasser auf den Tresen. Er kommt ins Erzählen. „Während Rovos-Train und Bluetrain feste Größen sind, ist unser Shongololo trotz 15 Dienstjahren noch immer ein Underdog“, sinniert er.

Shongololo heißt so viel wie Tausendfüßler. Fast kann es der altehrwürdige Zug, Baujahr 1951/52, mit diesem Tierchen aufnehmen. Auf 1000 Räder kommt er nicht, doch Rudis Zahlen sprechen für sich. „Die 15 Waggons rollen auf 52 Achsen. Wir sind also zumindest ein Hundertfüßler.“

Kleinbusse für Besuchstouren

Es ist eine lange Schlange, die sich in den nächsten 14 Tagen auf 3000 Schienenkilometern durchs südliche Afrika schlängeln wird. Noch bevor sich der Zug von seinem Stellplatz am Rande von Johannesburg auf den Weg macht, rollen die sechs Kleinbusse, die auf separaten Waggons immer dabei sind, zu ersten Besuchstouren in die Stadt. Das Apartheidmuseum gehört dabei ebenso zum Programm wie ein Abstecher nach Soweto zu Mandelas ehemaligem Wohnhaus, heute natürlich Museum.

Zum Eingewöhnen bleibt der Shongololo in der ersten Nacht noch gemütlich im Bahnhof stehen. Am nächsten Morgen trifft man sich pünktlich im „Dining Waggon“ zum Frühstück. Dann beginnt sie, die Abenteuertour.

In Richtung Osten rollt der Zug seinem ersten Ziel entgegen. Am nächsten Morgen hat er in Kaapmuiden Halt gemacht.

Portugiesische Küche mitten in Afrika

Mit dem Abstecher nach Swaziland steht authentisches Afrika auf dem Plan. Hohe Berge und sanfte, weite Täler strahlen Ruhe aus. Kunstgewerbestände unterbrechen den Landschaftsgenuss. Schnitzereien, Glas- oder Batikarbeiten – an typischen Souvenirs gibt es keinen Mangel. Interessant auch das, was Tourguide und Fahrer Jörg über Sitten und Gebräuche des Zwergstaates zu erzählen weiß. Im Gegensatz zu seinem großen Nachbarn spielte hier Apartheid nie eine Rolle. Während sich Südafrikas Präsident Jacob Zuma mit „nur“ drei Frauen begnügen muss, hat Swasilands König mit einem Dutzend Frauen deutlich mehr „Auswahl“.

Andere Sitten auch am nächsten Tag, als der Zug in den Bahnhof von Maputo einfährt. In Mosambik sind die Einflüsse der ehemaligen Herrscher unverkennbar. Portugiesisch ist Trumpf, in der Sprache, aber auch beim Essen. Die an den kleinen Ständen am Strand des Indischen Ozeans gebratenen Hähnchen sind nach portugiesischer Art und extrem lecker. Ein erfrischendes Bad an einem der weiten Strände nördlich Maputos sorgt für Abkühlung ehe in den nächsten Tagen die Tierwelt das Zepter übernimmt.

Elefanten, Zebras, Krokodile und Nashörner

Zwei Tage Krüger Park – das bedeutet: Elefanten, Zebras, Krokodile und Nashörner. Doch bevor dann in Simbabwe erneut die „Big Five“ im Mittelpunkt stehen, warten bei einer Fahrt über die Panoramaroute von der Natur geformte Überraschungen: der Blick von „God’s Window“, die fast einzigartigen Bourke’s Luck Potholes – merkwürdige zylindrische Ausfräsungen im Gestein, gebildet durch Wassererosion – oder „Three Rondavels“, an afrikanische Rundhütten erinnernde Felsen.

Angekommen in Simbabwe wartet erneut Geschichtliches. Durch eine von mächtigen Felsen dominierte Landschaft geht die Reise nach Great Zimbabwe. Die am Rand der zentralen Hochebene gelegenen Ruinen gelten als das größte vorkoloniale Monument Afrikas. Bis heute stellen sie viele ungelöste Fragen. Nicht zuletzt deshalb sind sie ein Spielplatz für die Fantasie der Archäologen. Mythen und Sagen ranken sich um diesen Ort.

Der Besuch im Antelope Park nahe Gweru, Streicheln und Füttern von Löwen eingeschlossen, rückt wieder das Haupterlebnis des Schwarzen Kontinents in den Blickpunkt. Während es dort touristisch „weichgespült“ abläuft, präsentieren der Hwange Nationalpark in Simbabwe und der Chobe Nationalpark im benachbarten Botswana die „richtige“ Wildnis. Was bedeutet, dass man tierische Erlebnisse nicht vorprogrammieren kann. So ist es im Hwange Park eher die bunte Vielfalt gefiederter Bewohner, die für den Aha-Effekt sorgt. Im Chobe Park dagegen begeistern bei einer Flusssafari dutzende Elefanten und Flusspferde. Die Kameras klicken im Sekundentakt.

550 Millionen Liter Wasser pro Minute

Nach zwei Wochen fährt der Zug in Victoria Falls ein. Hier gibt es nur ein großes Ziel: Die berühmten Fälle, die David Livingston 1855 als erster Weißer entdeckte. Im weltweit größten „Wasservorhang“, über 1,5 Kilometer breit und 92 Meter hoch, stürzen bis zu 550 Millionen Liter Wasser pro Minute ins Tal. Unvorstellbar, diesen tosenden Wassermassen näher zu kommen, ohne nicht gleichzeitig von der Gischt bis auf die Haut durchnässt zu werden. Wer trockene Fotos bevorzugt, steigt in einen der Hubschrauber und sieht sich das Schauspiel aus sicherer Höhe an.

Während die Touristen noch schnell den mächtigen, über 1000 Jahre alten Baobab bewundern, der es auf immerhin 18 Meter Umfang gebracht hat, ist es für Rudi Ahrens Zeit, die Abrechnung fertig zu stellen. Dann steht, wie er das seit über 15 Jahren kennt, wieder ein Abschied bevor. Doch schon zwei Tage später kommen neue Gäste voller Erlebnishunger.