Porec. Von Krk nach Vrh mit dem Drahtesel - so wie es der kroatischen Sprache an Vokalen mangelt, so fehlt es auf vielen Inseln auch noch an einer Infrastruktur für Radfahrer. Dennoch gibt es kaum eine bessere Art, die Inselwelt zu erkunden. Denn auch für Radfahrer haben die kroatischen Inseln einiges zu bieten.

Das frühe Fahrrad fängt die Fähre. So denken wir und machen uns zeitig auf den Weg aus dem Städtchen Krk auf der gleichnamigen größten kroatischen Insel zum zwölf Kilometer entfernten Fährhafen Valbiska. Kurze Strecke, kein Problem, haben wir als fahrraderprobte Flachländer gedacht, als wir unsere Reise von Hamburg aus planten.

Am dritten Tag unserer Kroatienreise sind wir schlauer: Vom Flachland kann auf Krk keine Rede sein, und nicht immer lassen sich die gewünschten Routen ganz einfach finden. Also heißt es, Puffer einbauen und noch vor 8 Uhr früh im Sattel sitzen.

Um diese Zeit sind Strandpromenade und Altstadtgassen in Krk noch menschenleer. Der markante Glockenturm der Marienkathedrale blinkt im Morgenlicht, es duftet nach Backwaren, und das Fahrrad wird zur Insel der Glückseligkeit: Auf kaum eine andere Art kann man Land und Leute intensiver erleben als auf zwei Rädern.

Es mangelt noch an der Infrastruktur für Radreisende

So wie es der kroatischen Sprache an Vokalen mangelt, so fehlt es auf den Inseln noch an Infrastruktur für Radreisende. Fahrradwege gibt es nur an großen Ausfallstraßen und selbst da nicht immer durchgängig. Am besten wählt man die wenig befahrenen Nebenstrecken. Nur sind die nicht immer ausgeschildert.

Doch wir sind vorbereitet: Autokarten mit kleinem Maßstab und ein GPS-Gerät als Navigationshilfe hatte uns der Fahrradverleih mitgegeben. Das Problem liegt denn auch eher an der Strecke selbst: Bis Vrh geht es stetig bergan.

Steigungen von teilweise zwölf Prozent

Wir kennen das Phänomen schon von unserem ersten Tagesausflug: Was uns als sanft ansteigende Genusstour in den verschlafenen Badeort Stara Baska empfohlen wurde, entpuppt sich als kilometerlanger Anstieg, teilweise mit einer Steigung von zwölf Prozent, durch eine trockene Mondlandschaft bei glühender Hitze, dazu im Schlepptau eine 14-jährige Tochter, die einfach nur baden will.

Genau das tun wir. Nachdem wir am höchsten Punkt den herrlichen Ausblick über die Kvarner Bucht und die blaue Weite der Adria genossen haben, drehen wir heimlich um. Immer nur bergab, rein ins erfrischende Bad und dann Beine hoch auf der Strandliege.

Die meisten Autofahrer wenden sich Richtung Cres-Stadt

Aber heute bei unserer Inselüberquerung gibt es kein Zurück. Die Fähren von und nach Cres fahren im 90-Minutentakt. Und wenn wir nicht wieder die steilsten Stücke in der Mittagshitze erklimmen wollen, müssen wir die Fähre um 9 Uhr erwischen.

Ganz Cres liegt uns zu Füßen - nur uns, so scheint es: Es sind weniger als drei Pkw pro Stunde, die uns überholen. Während wir in Richtung Norden zum nächsten Fährhafen Porozina unterwegs sind, wenden sich die meisten Autofahrer Richtung Cres-Stadt und dann weiter nach Süden. Hier gibt es eine Brückenanbindung zur Blumeninsel Losinj, von der uns wiederum eine Fähre bis nach Zadar in Norddalmatien bringen könnte.

Ziel ist die Küstenstadt Porec

Im letzten Teil der Tour überqueren wir die Halbinsel Istrien. Das Bild wandelt sich: Statt steiler Felsen durchfahren wir grüne Eichenwälder und im Westen schließlich Weinfelder und Olivenhaine auf roter Erde. Die Küstenstadt Porec ist unser Ziel, wo wir noch eine Woche bleiben wollen: baden, bummeln, nach Belieben rumradeln.

"Porec ist ein idealer Ausgangspunkt für Radtouren", sagt Reiseleiter Sascha Wiese. Er ist begeisterter Radfahrer, Halbkroate und Organisator unserer Inselhüpfen-Räder. "Von hier führen auch drei oder vier kleinere Straßen ins Hinterland, und es ist nicht steil." 20 Kilometer radeln und dabei gerade mal 200 Meter hochfahren, ja das geht. Sagt sogar unsere Tochter und findet noch einmal aufs Rad, freiwillig und gut gelaunt. (dpa)