Essen. Der Hauptstadtflughafen Paris-Charles de Gaulle soll für neues, besseres Image sorgen. Für 580-Millionen Euro wurde der französische Flughafen, der in Umfragen schlecht benotet wurde, renoviert. Ziel ist es, mit dem neuem Komplex „Satellite 4“ man schneller und stressfreier in den Urlaub fliegen.

Diese Frischzellenkur war dringend nötig – und sie hat sich gelohnt. Der Großflughafen Paris-Charles de Gaulle, mit 61 Millionen Passagieren das zweitgrößte Drehkreuz in Europa und in Umfragen notorisch schlecht benotet, präsentiert sich nach der jüngsten 580-Millionen-Euro-Investition aufgeräumter und freundlicher, straffer und komfortabler. Ein Seitenhieb auf den Airport-Pfusch in Berlin sei gestattet: Während die Deutschen die Eröffnung ihres Alptraum-Flughafens auf den St. Nimmerleinstag verschieben, sind die eifrigen Franzosen dabei, ihren Hauptstadtflughafen zu einer Visitenkarte herauszuputzen.

„Wir besitzen mit dem Flughafen Charles de Gaulle eines der besten Drehkreuze in Europa“, sagt Henri de Peyrelongue, der bei Air France-KLM als Vizepräsident für die Europa- und Nordafrikasparte verantwortlich ist. Die Zufriedenheit des Managers kommt nicht von ungefähr: „Satellite 4“ heißt der neue, gut eine halbe Milliarde Euro teure Komplex, der im vergangenen Sommer eröffnet wurde. In diesem schlanken, 770 Meter langen Neubau kommt „CDG“ dem ehrgeizigen Ziel, sich eines Tages in einen „stressfreien Flughafen“ zu verwandeln, beachtlich näher. Die Licht durchflutete Halle, ausgeschlagen mit weißem Marmor, hellem Nussbaum und begrünten Wänden, besticht durch eine Atmosphäre, in der der übliche Flughafenrummel herausgefiltert zu sein scheint.

Der neue „Satellit“ am Terminal E ist ausgelegt auf 7,8 Millionen Passagiere und soll das Aufkommen auf 42 Millionen erhöhen. „S4“ ist besonders konzipiert für Umsteiger, die ab Paris Lang- oder Mittelstrecke fliegen und ihren Fuß in komfortable Großraum-Jets wie Airbus A 380 oder Boeing 777 setzen. Die neue Halle mit dem geschwungenen Betondach ist besonders jenen 17 Fluggesellschaften vorbehalten, die sich mit Air France und KLM im smarten „Sky-Team“-Verbund zusammengeschlossen haben: darunter Alitalia und Aeroflot, China Airlines und Saudia, Korean Air und Delta.

Schmuckstück ist die Business Lounge

Schmuckstück ist die vom Designer Noé Duchaufour-Lawrance gestaltete „Business Lounge“. Sie bietet 630 Passagieren Platz und ist damit die größte und modernste im weltumspannenden Air-France-Imperium. Eine entspannende Dusche gefällig? Oder gar eine Massage? Dem gestressten Viel-Flieger mangelt es in der gehobenen Kategorie an (fast) nichts.

Im eleganten Boutiquen- und Gastrobereich kokettiert das neue Schmuckkästchen nicht nur mit den Perlen der französischen Luxusindustrie wie Hermès, Chanel, Dior und Ladurée, sondern auch mit dem verschwenderischen Reichtum der Pariser Museen. Das Flughafen-eigene Museum – zurzeit erstklassig bestückt mit prachtvollen Leihgaben des „Musée Rodin“ – entpuppt sich als eine Oase der Besinnlichkeit: Chill-out à la parisienne eben.

Auch sonst besteht an verblüffenden Aha-Effekten kein Mangel. Akku leer? Was normalerweise Panik auslöst, ist hier kein Problem, denn jeder Sessel im Boarding-Bereich verfügt über eine eigene Steckdose. Selbst Raucher müssen sich nicht mehr wie Aussätzige fühlen. Für sie wurde draußen ein „Japanischer Garten“ angelegt.

Direkter, schneller und stressfreier 

Lange Zeit hat „CDG“ unter einem katastrophalen Image als Chaos-Airport gelitten. Schlechte Beschilderung, umständliche Bustransfers und unfreundliches Personal trieben so manchen Passagier in den Wahnsinn. Mit berechtigtem Stolz verweist Air France, das im Sky-Team mehr als die Hälfte aller CDG-Passagiere transportiert, auf effiziente Neuerungen, die den Umsteiger nun direkter, schneller und somit stressfreier durch das Airport-Labyrinth navigieren lassen. So ist das Terminal 2F seit Anfang des Jahres ausschließlich für die Abfertigung von Europaflügen vorgesehen. Der Vorteil: Reisende, die im Schengen-Raum unterwegs sind, erreichen ihren Anschlussflug zügiger als bisher.

Wer vom Europaterminal 2F zum Weiterflug nach 2E (Nicht-Schengen, Übersee) muss, gewinnt ebenfalls wertvolle Zeit. Ein heller Tunnel verbindet die vis-à-vis liegenden Abflughallen und macht den zeitraubenden zweiten Sicherheitscheck überflüssig. Die Strecke von Flugzeug zu Flugzeug lässt sich zu Fuß in normalem Tempo bequem in 20 Minuten zurücklegen – zehn weniger als zuvor. Besonders stolz sind sie auf die „Scanner“-Technik in den Abflughallen. Passagiere, für die es höchste Zeit wird, zum Gate zu gelangen, werden automatisch bevorzugt und über die Expressspur rasch zum Ziel geleitet.

Tempo ist auch Trumpf auf der Strecke zwischen Terminal 2F und dem Vorzeige-Satelliten 4. Im automatischen, führerlosen Zug gleitet der Passagier bequem in nur drei Minuten zum Ziel. Henri de Peyrelongue bemüht die Statistik, um die Spitzenposition des Pariser Hauptstadtflughafens als Drehkreuz zu unterstreichen. Der „CDG“ sei mit 25.000 Verbindungen pro Woche der mit deutlichem Abstand vor der Nummer 2 Frankfurt (12.000 Verbindungen) leistungsstärkste Umsteigeflughafen in Europa. Dazu mit der optimistischen Tendenz: weiter ausbaufähig.