Gigantische Ausblicke auf ganzer Strecke: Mit dem Wohnmobil über die „Deutsche Alpenstraße”

Geht doch mal zum Windbeutel-Baron,” rät Womo-Nachbar Heinz aus Bochum voller Begeisterung. Wir kramen schnell in unserem „Hinterstübchen”, haben wir irgendeine verrückte Person der Zeitgeschichte vielleicht vergessen? Haben wir nicht! Der „Windbeutel-Baron” entpuppt sich als idyllischer Berggasthof vor traumhafter Kulisse. Gigantisch der Blick auf den Watzmann - ebenso gigantisch sind auch die Windbeutel, die hier serviert werden. Wir sind froh, beim Rückweg zum Campingplatz zumindest einige der Kalorien wieder verbrannt zu haben.

Der Campingplatz in Berchtesgaden-Untersalzberg ist unser Startpunkt. Von hier aus wollen wir über die „Deutsche Alpenstraße” nach Lindau an den Bodensee fahren. Weil der Campingplatz nicht nur super ausgestattet, sondern auch die Lage direkt am Hang einmalig ist, bleiben wir einen Tag länger als geplant. Es gibt viel zu sehen in Berchtesgaden und Umgebung - unter anderem das berühmte Kehlstein-Haus, bekannt als Hitlers „Adlernest”, das Salzbergwerk und natürlich den weltberühmten Königssee.

Direkt am See liegen ebenfalls Campingplätze und zahlreiche Womos zeugen davon, dass diese Plätze besonders begehrt sind. In einer winzig kleinen Kabinen-Bahn fahren wir am Königssee rauf auf den Jenner, von dort geht es zu Fuß ein paar schweißtreibende Meter bis zum Gipfelkreuz in 1847 Meter - die Aussicht auf den Königssee mit St. Bartolomä und auf das eindrucks-volle Massiv des Watzmann toppt jeden Reiseführer.

Schweren Herzens starten wir nach zwei Tagen wieder - die Alpenstraße geht am Chiemsee vorbei und weiter über ebenso schmale wie steile Bergsträßchen bis zum Tegern-see. Auf den Bergstraßen mit bis zum Teil 18 Prozent Steigung muss unser Womo ganz schön schnaufen, die lange Autoschlange hinter uns wirkt ein wenig ungeduldig. Gut, dass die Alpenstraße zwischendurch auch wieder breiter wird und Überholmanöver zulässt.

Mangels Stellplatz steuern wir am Tegernsee den Wallberg-Campingplatz an. Das benachbarte Rottach-Egern kann man zu Fuß vom Platz aus erreichen, aber der Ort selbst ist uns zu laut und die vornehmen Boutiquen zu teuer. Die Fahrt mit der Wallbergbahn auf den 1620 Meter hohen Wallberg dagegen ist ruhig und gemütlich, auch der Abstieg überfordert keinen Wanderer. Einen Besuch wert ist das winzige Wallberg-Kircherl hoch oben auf dem Gipfel, in dem sogar noch Gottesdienste abgehalten werden.

Spannend wird es am nächsten Tag. Zunächst geht es über die eindrucksvolle Straßenbrücke quer über den Sylvenstein-Stausee (unbedingt anhalten, der See bietet bei Sonne grandiose Fotomotive) bis Vorderriß und hier stellt sich die Frage: Fahren wir über die kleine (mautpflichtige) Straße entlang der Isar, die in älteren Straßenkarten noch als Deutsche Alpenstraße gilt, aber der Alptraum eines jeden Womo-Fahrers sein soll, oder nehmen wir doch lieber die neue und bequeme Route. Wir setzen voll auf Risiko, auch wenn uns mangels langjähriger Womo-Erfahrung doch etwas mulmig ist. Gott sei Dank haben wir kaum Gegenverkehr, das hätte uns ins Schwitzen gebracht, denn die Straße ist wirklich recht schmal und wir sind froh, das Abenteuer ohne Schrammen überstanden zu haben.

Nächstes Ziel ist Garmisch-Partenkirchen - hier lockt das „Alpencamp am Wank”. Der große Stellplatz direkt an der Wankbahn verfügt sogar über WC und Dusche. Klasse auch die Lage - das finden geschätzte 98 andere Wohnmobilisten auch.

Mit Mühe und Not quetschen wir uns noch in die letzte freie Lücke. Mit seinen Womo-Nachbarn kommt man hier schnell ins Gespräch und wir bekommen von Klaus aus Köln gleich den Tipp für einen super Stellplatz direkt am Rhein. Sehenswürdigkeiten gibt es auch abseits der Zugspitze rund um das Alpencamp reichlich - schön ist das malerische Partenkirchen, viel gemütlicher als das große, mondäne Garmisch.

Nach zwei Übernachtungen rattern wir im wahrsten Sinne des Wortes vom Platz - leider vergessen, die Bodenstützen einzufahren. Die Alpenstraße geht weiter durch eine wahre Bilderbuchlandschaft mit schneebedeckten Gipfeln, sanft geschwungenen Wiesen und winzigen Dörfchen. Sehenswert ist unterwegs die Klosteranlage Ettal - und probieren sollten man unbedingt den „Klosterschnaps”. Quasi am Wegesrand liegt auch Oberammergau.

Info

Camping

Camping Allweglehen: Gelände in Terrassen angelegt, teils gekieste und große Stellplätze für Reisemobile, steile Zufahrt, www.allweglehen.de

Wallberg-Campingplatz: Ebenes Wiesengelände mit Bergblick, ausreichend große Stellplätze für Reisemobile, Stromanschluss, ganzjährig geöffnet, www.campingplatz-wallberg.de

Alpencamp am Wank: 100 Plätze, 9 € pro Reisemobil inkl. Entsorgung, Wasser und Strom kosten extra, www.alpencamp-gap.de

Camping Brunnen: Mitte Dezember bis Mitte November geöffnet, für Reisemobile mehrere Terrassen sowie leicht geneigte und gekieste Stellflächen, Preis je nach Stellplatzkategorie, www.camping-brunnen.de

Kontakt: Touristikverein Deutsche Alpenstraße, c/o Tourismusverband München-Oberbayern, Radolfzeller Straße 15, 81243 München, 089/82 92 180, www.deutsche-alpenstrasse.de

Wer Touristen aus aller Welt, vorzugsweise aber Amerikaner und Japaner im Kaufrausch erleben will, sollte den Ort mit seinen unzähligen Läden, in denen holzgeschnitzte Kunst angeboten wird, besuchen. Wir wollen ei-gentlichen den Stellplatz direkt am Ortsrand ansteuern, aber die Lage direkt an der Hauptstraße gefällt uns nicht. Vielleicht liegt es aber auch am strömenden Regen.

Die Fahrt geht weiter Richtung Füssen und kreuzt dabei die „Romantischen Straße”, die gleich mit einem absoluten „Highlight” aufwartet: Schloss Neuschwanstein erhebt sich vor unserem gebannten Blick. Grandios, dieser Anblick - genauso grandios ist der Blick auf den fußballfeldgroßen Parkplatz voller Reisebusse. Der Verzicht auf einen Schloss-Besuch fällt nicht schwer.

Das ungemütliche Herbstwetter trübt die Stimmung, deshalb wollen wir uns zum Abschluss einen richtig tollen 5-Sterne-Campingplatz gönnen. Den findet man direkt am Ufer des Forggensees - die Reisemobile am „Camping Brunnen” stehen nur wenig Meter vom See entfernt, modernste sanitäre Anlagen mit Fußbodenheizung und sogar ein eigenes Bad für den Hund erfreuen alle „Womo-Weicheier”. Der Luxus hat natürlich seinen Preis, aber es lohnt sich, zumal unsere einwöchige Bayerntour damit leider endet. Bis zum Bodensee haben wir es zwar nicht geschafft, aber dafür viele tolle Eindrücke von einer Urlaubslandschaft gewonnen, für die wir uns eigentlich immer zu jung gefühlt haben...