Wilhelmshaven. Der Backpacker genießt den Ruf des unabhgängigen und etwas chaotischen Reisenden. Doch trotz aller Freiheit: Basis-Informationen sollte der Rucksack-Tourist immer im Hinterkopf behalten, meinen viele Experten. So gilt es zum Beispiel als unklug, Wochenmärkte in Kambodscha mit mehr Bargeld als nötig zu besuchen. Tipps für Rucksack-Touristen.
In den Townships von Johannesburg die teure Spiegelreflexkamera zu zücken, ist keine gute Idee. Genauso wenig, wie mit zwei Monatsmieten Bargeld im Portemonnaie über einen Markt in Kambodscha zu schlendern. Wer als Backpacker durch die Welt reisen möchte, sollte einige Sicherheitsregeln beachten. Manche sind mehr, andere weniger einleuchtend. Und der Grat zwischen Leichtsinn und übertriebener Vorsicht kann schmal sein - schließlich soll das Reisen auch noch Spaß machen.
Rucksackreisende sind flexibel unterwegs, ohne Vorausbuchungen und eigenes Transportmittel, eine organisatorische Absicherung gibt es nicht - so grenzt Prof. Torsten Kirstges, Tourismusexperte von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven, den klassischen Backpacker von anderen Reisenden ab. Die Kehrseite: "Bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Diebstahl gibt es niemanden, der einen unterstützt." Im Ernstfall bleibe nur die Botschaft. Deshalb ist es wichtig, Sicherheitsrisiken möglichst gering zu halten.
Einer der bekanntesten Reiseblogger
Ein erster Anhaltspunkt sind die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts. "Aber sie verallgemeinern oft zu stark", weiß Johannes Klaus aus Mannheim, der 14 Monate mit dem Rucksack um die Welt gereist ist und zu den bekanntesten Reisebloggern Deutschlands zählt. Er verlasse sich immer auch auf die Erzählungen anderer Reisender vor Ort, die aus erster Hand berichten könnten.
Von Aufständen oder Überschwemmungen sind Backpacker allerdings nur in ganz ungünstigen Fällen betroffen. Die Gefahren sind meist profaner. Conni Biesalski sieht Diebstahl als größtes Risiko beim Backpacken. Die 29-Jährige gibt auf ihrem Portal Planetbackpack.de Tipps für angehende Traveller. Sie rät: Wenn das Budget es zulässt, ein Einzelzimmer mit Safe nehmen statt einen geteilten Schlafsaal ("dorm room") und wichtige Sachen an der Rezeption abgeben. "Ansonsten verstecke ich manchmal Kreditkarten und Geld an Orten, wo man sie nicht vermutet."
Risiko geht von anderen Backpackern aus
Je kleiner und persönlicher eine Unterkunft sei, umso lockerer gehe er mit seinen Dingen um, erzählt Johannes Klaus. "Wenn man alle Leute kennt und zusammen Dinge unternimmt, wird ein Diebstahl sehr unwahrscheinlich." Davon abgesehen: "Die größere Gefahr geht in jedem Fall von anderen Backpackern aus, nicht vom Personal." Die würden zu viel riskieren.
Unterwegs trägt Klaus Reisepass, Geld, Kreditkarte und wichtige Dokumente in einer Bauchtasche unter der Kleidung. "Laptop, Kamera, passende Kabel und Reiseführer sind in einer seitlichen Umhängetasche, die ich im Blickfeld habe." Alles andere komme in den Hauptrucksack. Ein bisschen Kleingeld in der Hosentasche genüge für Einkäufe entlang des Weges. Ein dickes Vorhängeschloss hält Klaus nicht unbedingt für sinnvoll. Wo offensichtlich viel Wert auf den Schutz der Habseligkeiten gelegt wird, rechne schließlich jeder Dieb mit besonders aussichtsreicher Beute. Klaus rät daher: "Wachen Sinnes bleiben, ohne paranoid zu werden."
Lokale Gepflogenheiten sollte man kennen
In jedem Fall sei es hilfreich, die lokalen Gepflogenheiten zu kennen. "Wer völlig unangepasst durch die Welt läuft, macht automatisch auf sich aufmerksam", sagt Klaus. Das fange bei der Kleidung an: "In islamischen Ländern läuft man eben nicht in kurzen Hosen durch die Stadt." Er selbst versuche immer, ein guter Gast zu sein.
Eine Gefahr für Leib und Leben entsteht selten durch bewaffnete Räuber, sondern eher im Verkehr. ""Sicherheitsstandards" ist in vielen Ecken der Welt ein Fremdwort", sagt Klaus. Oft haben Reisende nicht die Wahl zwischen mehreren Bussen. Falls doch, orientiert sich Klaus daran, welcher Fahrer am vertrauenerweckendsten sei. "Denn der Fahrstil ist die größte Gefahr, nicht eine Panne."
Fernhalten von Rotlichtvierteln
Biesalski zählt weitere Grundregeln des Verhaltens auf: keine Drogen nehmen und beim Weggehen auf die Drinks aufpassen. Sich von Rotlichtgegenden fernhalten, nicht allein nachts irgendwo stoppen, ein Handy dabei haben. "Wenn du verloren auf der Straße stehst, kann das eine Einladung sein." Deshalb ist es wichtig, das Ziel oder die Route zu kennen. Ein weiterer Tipp: die üblichen lokalen Betrugsmaschen kennen und keinem dubiosen Tippgeber folgen. "Lass dich nicht zuquatschen und zu Dingen überreden, auch wenn die Leute noch so nett sind. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann mach es nicht."
Gerade erfahrene Backpacker würden irgendwann leichtsinnig, hat Biesalski auf ihren Reisen beobachtet. Doch auch Alkohol oder Gruppenzwang machen übermütig. Schlagzeilen machte etwa das kleine Dorf Vang Vieng in Laos, wo sich Backpacker aus aller Welt in Gummireifen betrunken den Fluss haben hinuntertreiben lassen. Es gab dabei regelmäßig Tote. "Ich habe junge Backpacker getroffen, so zwischen 18 und 21, die etwas naiv und ohne Sinn für Gefahren reisen", erzählt Biesalski. "Sie kommen mir manchmal ein wenig so vor, als wollten sie absichtlich Gefahren provozieren."
Keine Angst vor dem fremden Land
Klar ist aber auch: Zu viel Angst und Paranoia können den ersten Rucksacktrip ziemlich ungenießbar machen. "Die Welt ist ein freundlicher Ort" - so lautet das Resümee des Langzeit-Backpackers Klaus. Er rät: "Augen auf, mit offenem Herzen und einem Lächeln auf den Lippen - dann muss man schon sehr viel Pech haben, dass etwas Schlimmes passiert." Biesalski empfiehlt, mit Leuten zu sprechen, die schon einmal im Zielland unterwegs waren. Das sei der beste Weg, um übertriebene Ängste vor der Reise zu überwinden.