Berlin. Immer weniger Menschen buchen ihre Reise mit Hilfe eines traditionellen Kataloges oder im Reisebüro. In Zeiten von Smartphone und Co muss sich auch die Reisebranche auf vermehrte Online-Angebote umstellen. Die einfache und bequeme Handhabung lassen den Online-Reisemarkt momentan boomen.

Wenn es um Urlaubsbuchungen geht, zieht es die meisten Deutschen nach wie vor ins Reisebüro. Doch längst ist der Vertrieb über das Internet auf dem Vormarsch. "Immer mehr Reisen oder Reisebestandteile wie Flug oder Hotel werden online gebucht", hat das Marktforschungsunternehmen GfK beobachtet.

Neuester Trend: Auch der mobile Internetzugang wird nach Erkenntnissen des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) auf Urlaubsreisen immer wichtiger. Der Online-Reisemarkt steht vor paradiesischen Zeiten: "74 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren haben inzwischen Zugang zum Internet", sagt VIR-Vorstand Michael Buller auf der Reisemesse ITB in Berlin und freut sich besonders über den starken Zuwachs an "Nachzüglern". Dabei geht es um die über 70-Jährigen, die wegen der Bevölkerungsentwicklung auch für den Tourismus eine immer größere Rolle spielen.

Jeder dritte Reise wurde in der Saison 2011/2012 online gebucht

Ihr Anteil an den Internetnutzern sei in den vergangenen sieben Jahren um 175 Prozent gestiegen. Während 2006 nur acht Prozent von ihnen Netzzugang gehabt hätten, seien es im Januar 2013 bereits 22 Prozent gewesen. Nach Untersuchungen der GfK gab es im Touristikjahr 2011/2012 im Vergleich zum Vorjahr fast 22 Prozent mehr Online-Buchungen. Mit einem Anteil von 36,4 Prozent sei damit mehr als jede dritte Reise ab einer Übernachtung ganz oder teilweise per Internet gebucht worden – entweder direkt beim Leistungsträger, über Online-Reiseportale oder auf den Webseiten und Portalen von Reisebüros.

In ihren Befragungen ermittelten die Marktforscher, dass fast 20 Prozent der Befragten Bequemlichkeit und Einfachheit, Schnelligkeit, Vergleichsmöglichkeiten und den guten Überblick als Hauptgründe für die Onlinebuchungen gesehen haben. Dagegen vermissten gut 24 Prozent eine persönliche Beratung. Nur fünf Prozent nannten eine bessere Information im Reisebüro als Grund, nicht im Internet zu buchen.

Internet-Buchungen werden weiter zunehmen

Die Tendenz für Online-Reisebuchungen ist nach Erkenntnissen des VIR weiter steigend. "Wir erwarten beim Umsatz erneut Wachstumszahlen im zweistelligen Bereich bei den Urlaubsreservierungen im Internet", sagt Buller. Laut GfK liegt der Online-Buchungsanteil für Reiseziele wie USA, Großbritannien oder Frankreich bereits bei über 50 Prozent. Aber auch beim klassischen Badeurlaub sei er fast gleichauf mit den Buchungen im klassischen Reisebüro.

Kritische und mündige Kunden

Immerhin informierten sich 55 Prozent der Bevölkerung für ihre Urlaubsplanung schon einmal online, wie es in einer Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen heißt. Dabei sei zu beobachten, dass sich der Konsument bei der Internetrecherche als sehr kundig und mündig erweise und die Ergebnisse mit gesunder Skepsis bewerte. So spielten Bewertungsplattformen, Preisvergleichsseiten und Bewertungsmöglichkeiten eine große Rolle. Nicht nur der Online-Zugang im Wohn- oder Arbeitszimmer wird zunehmend geschätzt. 1,1 Millionen Reisen, ermittelte die GfK, seien im vergangenen Jahr bereits über mobile Geräte gebucht worden.

"Der Vormarsch dieser Geräte wie Handy, Netbook oder Tablet eröffnet der Online-Reiseindustrie eine Fülle an neuen Möglichkeiten", betonen Experten und denken nicht nur an die Buchungen. "Die Entwicklung eröffnet Unternehmen aus der Reiseindustrie beispielsweise die Chance, mit ihren Kunden auch im Urlaubsland zu kommunizieren", erläutert der VIR-Chef. Laut der Reiseanalyse "online" möchten derzeit 35 Prozent der Urlauber, die zu Hause das mobile Internet nutzen, auch während der Ferien nicht darauf verzichten.

Mobile Endgeräte auf dem Vormarsch

"Die Faszination für das mobile Web nimmt ständig zu, Pauschalreisen, Hotels oder Mietwagen sind nur noch wenige Klicks auf dem Smartphone entfernt", gibt der VIR zu bedenken. Es gebe einen klar erkennbaren Trend zur mobilen Reisebuchung. Auch das Wettbewerbsumfeld werde sich verändern. "Es wird weitere Wettbewerber für die Online-Anbieter geben, und es werden weitere Erfolgsgeschichten wie beispielsweise MyTaxi entstehen, das die Taxi-Industrie revolutioniert hat", sagt VIR-Vorstand Buller. (dapd)