Berlin. Was für Deutsche unvorstellbar ist, gehört in Polen zum Alltag. Sich gegenseitig mit Herr Peter oder Frau Präsidentin anzusprechen ist hier an der Tagesordnung. Wann man bei der Anrede aber doch den Nachnamen benutzen sollte, erklärt Autor Steffen Möller in seinem Buch “Expedition zu den Polen“.

Etwas gewöhnungsbedürftig für deutsche Gäste in Polen ist die Form der Anrede. Denn üblicherweise spricht man sich mit dem Vornamen an - auch, wenn man sich eigentlich siezt. Dem Vornamen wird ein "pan" für Herr oder "pani" für Frau vorgestellt. So kann es deutschen Besuchern passieren, dass man sie als "Herr Peter" oder "Frau Barbara" bezeichnet. Umso besser sich die Gesprächspartner kennen, umso häufiger benutzen sie Koseformen des Namens. Aus Piotr wird dann Piotrek, bei Frauen wird die Silbe "-ka" angehängt.

Besondere Vorliebe für Titel

Gleichzeitig gibt es in Polen eine besondere Vorliebe für Titel. Im öffentlichen Raum wird statt des Vornamens häufig der Titel für die Ansprache verwendet. "Herr Direktor" trifft dann auf "Frau Präsidentin". "Gerne schmeichelt man seinem Gegenüber mit einem Upgrade beim Titel und macht den Abteilungsleiter zum Direktor oder die Staatssekretärin kurzerhand zur Ministerin", verrät Jan Wawrzyniak, Chef des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Berlin.

Mit dem Nachnamen redet man sich wirklich nur bei offiziellen Gelegenheiten an. Der Autor Steffen Möller schreibt in seinem Buch "Expedition zu den Polen": "Ein Pole hört seinen offiziellen Namen nur drei Mal im Leben, bei der Kommunion, bei der Trauung und bei der Scheidung. Beim vierten Mal hört er ihn nicht mehr."(dpa)