Essen. Mit dem neuen Kreuzfahrtschiff “Europa 2“ will die Traditionsreederei Hapag-Lloyd eine Nische im deutschsprachigen Luxusbereich auftun und Beruftätige und Familien als Kunden gewinnen. Exotische Strecken gibt es kaum, die Reisen sind überwiegend als einwöchige Kreuzfahrten konzipiert. Was Reisende sonst noch erwartet.

Es ist ein großer, vielleicht der größte Schritt in der jüngsten Geschichte der Traditionsreederei aus Hamburg. Im Mai sticht Hapag-Lloyd mit der Europa 2 in See. Doch anders als es der Name vermuten lässt, gibt es weniger Gemeinsamkeiten mit dem bisherigen Flaggschiff als man denkt.

„Mit der Europa 2 machen wir so ziemlich alles anders als bisher und trennen uns von bekannten Gewohnheiten“, bringt es Dr. Wolfgang Flägel, Geschäftsführer von Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten, auf den Punkt. Denn die Europa 2 sei nicht die Nachfolgerin der Europa, sondern deren Schwesterschiff, das als moderne und legere Variante im absoluten Luxus-Segment positioniert wird. Wesentliche Merkmale des Services, Qualitätsstandards und auch die Silhouette der Schiffe ähneln sich zwar, doch die Zielgruppen und damit das Bordleben unterscheiden sich gewaltig.

Luxus-Suiten und Familien-Apartments

Schließlich will Hapag-Lloyd mit der Europa 2 eine Nische im deutschsprachigen Luxusbereich auftun und legeren Luxus ohne Kreuzfahrtrituale anbieten. Also kein Kapitäns-Dinner und keine generellen Kleidervorschriften an Bord. „Dafür müssen wir ganz neue Zielgruppen erschließen, die sich bis jetzt noch gar nicht mit dem Thema Kreuzfahrt beschäftigt haben“, erklärt Dr. Flägel die Herausforderung.

Bei der Hardware können sich die Kunden auf höchste Luxusqualität verlassen. Es werden ausschließlich Balkonsuiten (Mindestgröße 28 Quadratmeter) angeboten, sieben Familien-Apartments mit gemeinsamem Balkon aber abgetrennten Schlafräumen mit Zwischentür bieten Eltern mit größeren Kindern die perfekten Rahmenbedingungen.

Acht Spitzenrestaurants stehen zur Wahl, eine feste Platzordnung oder zwingende Reservierungen sind nicht erforderlich. Unterschiedliche Startzeiten beim Show- und Entertainmentprogramm ermöglichen zudem eine flexible Abendgestaltung: Selbst wer ein späteres Abendessen einnimmt, kann so eines der Entertainment-Angebote (u.a. 3D-Kino, Comedy-Abende) wahrnehmen. Die bordeigene Kochschule trägt dem Trend zu Erlebnisangeboten an Bord Rechnung.

Keine exotischen Strecken

Die Abgrenzung zur Europa wird auch bei der Routenführung deutlich sichtbar. Exotische Strecken oder eine Weltreise finden sich nicht im Katalog, stattdessen werden in der Premierensaison leicht und schnell erreichbare Fahrtgebiete wie das westliche und östliche Mittelmeer angeboten. Die Reisen sind überwiegend als einwöchige Kreuzfahrten konzipiert. Schließlich hat die angesprochene Zielgruppe (Berufstätige und wohlhabende Familien) zwar Geld, aber wenig Zeit. Zudem wollen sich diese in der Regel erst wenige Monate oder sogar Wochen vor Reisebeginn auf ihren Urlaub festlegen. Zum Vergleich: Bei der Europa liegt die durchschnittliche Vorausbuchungsfrist bei 300 Tagen vor Reisebeginn.

Entsprechend lässt sich drei Monate vor der Taufe der Europa 2 noch keine Aussage treffen, ob der Markt das neue Angebot in dem erhofften Umfang annimmt. Die preislichen Einstiegsbarrieren sind relativ hoch. Eine Woche Kreuzfahrt inklusive Flug aber ohne Getränke an Bord kosten fast 4000 Euro pro Person. Im Gegenzug dürfen die Gäste höchste Qualität und Luxus aus dem Hause Hapag-Lloyd erwarten. Ein spannendes, ein mutiges Projekt. Man darf schon mal träumen. . .