Essen. Wer seinen Flug und das Hotel getrennt von einander bucht, ist nicht gegen eine Airline-Pleite versichert. Zwar gibt es Forderungen nach einer Flugticket-Versicherung, doch bislang ohne Erfolg. Auch hat die ERV-Versicherung ihre Police eingestellt. Übrig bleibt die HanseMerkur.
Pauschalreise – das war einmal. Heute buchen immer mehr Urlauber Flugtickets und Hotelübernachtungen getrennt im Internet. Was allerdings viele nicht wissen: Versichert gegen eine Airline-Pleite sind sie dann nicht. Ein Gegenstück zum bei Pauschalreisen vorgeschriebenen Sicherungsschein fordern Verbraucherschützer bei Flugtickets zwar schon seit geraumer Zeit, bislang jedoch ohne Erfolg. Immerhin kann man sich auf eigene Faust versichern – allerdings vermutlich nicht mehr lange: Denn die ERV-Versicherung hat ihre „Ticketsafe“-Police eingestellt. Und der letzte verbliebene Anbieter, die HanseMerkur, denkt ebenfalls laut darüber nach.
Verkauf wurde eingestellt
„Ticketsafe-Versicherung günstig online buchen“, wirbt die ERV noch auf ihrer Webseite. Doch wer das tun will, dem wird mitgeteilt, dass der Verkauf eingestellt wurde. Der Grund, so ein ERV-Sprecher ganz offen: „Die wirtschaftliche Basis war nicht mehr gegeben.“ Sprich: Es hat in den vergangenen Jahren zu viele und zu große Airline-Pleiten gegeben.
Stimmt. Spanair, Cirrus, Malèv – das sind nur die bekanntesten drei von insgesamt 13 Airline-Pleiten im Jahr 2012. Und allein bei der ungarischen Malèv blieben 700.000 Passagiere mit wertlosen Tickets stehen. Der Schaden daraus war der Europäischen Reiseversicherung (ERV) wohl zu hoch. Leise und ohne großes Aufheben darüber zu machen, hat sie die Police aus dem Programm genommen.
Versicherung stehe auf dem Prüfstand
Das könnte dem Urlauber egal sein, wenn er genügend Alternativen hätte. Doch jetzt denkt auch der letzte verbliebene Anbieter, die HanseMerkur, laut darüber nach, ihren vergleichbaren „Flugticket-Schutz“ einzustellen. Ja, die Versicherung stehe „auf dem Prüfstand“, bestätigte eine Sprecherin. Eine Entscheidung werde „noch in diesem Halbjahr fallen“, teilte sie dem Fachblatt „touristik aktuell“ mit. Bereits jetzt sind nicht mehr alle Airlines versicherbar. Nicht nur unbekannte Exoten, sondern auch EU-Gesellschaften wie Cyprus Airways und Wizzair, Tarom und Windjet können nicht abgesichert werden. Auch der US-Riese American Airlines ist nicht absicherbar.
Der sichere Weg führt über Reiseveranstalter
Ein Vorgeschmack auf künftige Zeiten? Der Dumme ist jedenfalls der Urlauber: Er soll jetzt das Risiko übernehmen, das die Versicherungen nicht mehr tragen wollen. Verbraucherschützer und auch der Deutsche Reiseverband (DRV) fordern die EU deshalb seit Jahren auf, Fluggesellschaften zu einem im Ticket inkludierten Pleiteschutz zu verpflichten. Dagegen läuft freilich die Airline-Lobby Sturm, die sich bereits von zu vielen Steuern und Gebühren eingekesselt sieht.
Was kann man als Reisender tun, um sich abzusichern? Zumindest vorläufig gibt es ja noch die Flugticketschutz-Versicherung bei der HanseMerkur. Man zahlt fünf Euro pro Person und Flugschein und bekommt dann im Fall des Falles den Rückflug mit einer anderen Airline erstattet. Wenn auch diese letzte Police vom Markt genommen werden sollte, bleibt dem vorsichtigen Reisenden allerdings nur noch, sehr genau zu überlegen, welcher Airline er sein Geld anvertraut und im Zweifelsfall mit einer sicherer erscheinenden zu fliegen.
Auf Nummer sicher gehen
Oder man geht ganz auf Nummer sicher und bucht seinen Flug zusammen mit einer weiteren Leistung wie Hotel oder Mietwagen bei einem Reiseveranstalter. Denn der ist laut deutschem Recht nicht nur verpflichtet, dem Reisenden gegen seine eigene Insolvenz einen Sicherungsschein auszustellen, sondern auch bei der Pleite eines Leistungsträgers den gestrandeten Passagieren zur Seite zu stehen. Das ist dann ganz so wie bei der guten alten Pauschalreise.