Königsleiten. Jeder kann Jodeln. Das galt schon immer, hält man sich vor Augen, dass schon die frühzeitlichen Jäger und Sammler das Jodeln als Kommunikationsmöglichkeiten nutzten. Auf einem eigens angelegten Wanderpfad kann man die nötige Technik dafür in Österreich erlernen.

Jeder kann Jodeln lernen, ist Christian Eder überzeugt. "Am einfachsten ist es am Berg." In den österreichischen Alpen hat der Hotelier diesen Sommer den ersten Jodelwanderweg eröffnet. Mit Blick auf verschneite Gipfel und grüne Almen üben Urlauber auf 2000 Metern Höhe den schnellen Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme zu lautmalerischen Silbenfolgen wie Ho-la-da-ro und Jo-dra-e-ho-du-li-o.

"Jodeln ist pur", schwärmt Eder, der die Technik selbst erst vor zwei Jahren in einem Kurs gelernt hat. "Ich hatte es mir immer einfacher vorgestellt. Aber es muss ja nicht zu 100 Prozent perfekt sein. Beim Jodeln muss ich vor allem ich sein." In den Pinzgauer Bergen hören nur die Almkühe zu, hier muss sich niemand für Krächzer oder Stimmversagen schämen.

Listen and repeat

An den fünf mit riesigen Kuhglocken und Echowänden ausgestatteten Stationen des Lehrpfads können sich die Wanderer die Jodelabfolgen zunächst anhören und anschließend mithilfe von Noten nachsingen.

Der Eintritt ist frei, mit einer Bergbahn ist der Weg auch für weniger geübte Bergsteiger bequem zu erreichen. "Ich bin fasziniert", sagt Astrid Berchtaler. "Schön, dass es so was gibt." Die Ernährungswissenschaftlerin ist fast 200 Kilometer weit gefahren, um neben dem Jodelwanderweg auch einen Tageskurs zu absolvieren. "Ich dachte immer, jodeln können nur ein paar besonders Begabte." Dabei machten ein paar inbrünstige Jodler das Naturvergnügen erst perfekt. "Es befreit, es öffnet die Seele, es macht einfach Spaß. Das tut dem Herzen und der Seele gut", sagt Berchtaler, die eine rot karierte Bluse zu einer Lederhose trägt.

Jodeln als uralte Tradition

Der musikalische Lehrpfad in den Bergen holt das Jodeln an seinen Ursprung zurück. Die traditionellen Lautfolgen haben sich in den Alpen und anderen Gebirgen entwickelt, als sich Hirten, Jäger und Sammler vor Jahrtausenden mit ihrer Stimme von Alm zu Alm verständigten.

Für den Volksmusiker und Forscher Hermann Härtel, der seit den 1970er Jahren Jodelkurse anbietet, ist es der Ausdruck von "Freude, Harmonie und Glück". In den vergangenen Jahren hat er ein wachsendes Interesse am Jodeln beobachtet - nicht nur bei Touristen, sondern auch bei einheimischen jungen Leuten: "Die Jodelseminare sind ausgebucht." Der 26-jährige Markus Moser hegt noch leise Zweifel, nachdem er den Wanderweg absolviert hat: "Naja, es ist nicht unmöglich, aber es ist schwierig", lacht er.

Für Jung und Alt

 "Man verbringt einfach einen wunderschönen Nachmittag bei herrlichem Wetter", sagt Barbara Glaser, eine 31- jährige Grundschullehrerin aus dem nahe gelegenen Mittersill. "Der Weg ist für Jung und Alt gemacht." Ziel beim Jodeln sei es, die eigenen Reserven zu aktivieren und seine Stimme zu entdecken, sagt Härtel.

Jodeln sei spontan und bringe Profis wie Anfängern Spaß - wie ein "Hurra"-Ruf. "Jodeln ist etwas ganz besonders", findet Barbara Glaser. "Das kann nicht jeder. Deshalb mache ich es auch nur, wenn ich vorher ein, zwei Schnäpschen getrunken habe."(afp)