Ein Tagesausflug vom spanischen Algeciras aus vermittelt erste Eindrücke von Ceuta, wo Afrika und Europa sich treffen.

Die Presse titelte vor einiger Zeit: „Ansturm auf die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla!" Immer wieder versuchen Afrikaner, den hohen Stacheldrahtzaun, der beide Städte vom afrikanischen Umfeld trennt, zu überwinden, um nach Europa, zu Arbeit und Brot, zu gelangen. Es ist aber nicht nur dieses politische Spannungsfeld, das die beiden nordafrikanischen Exklaven Spaniens so interessant macht, sondern auch ihre Rolle als Brücke zwischen den Kontinenten sowie ihre lange und wechselvolle Geschichte.

Geradezu in Sichtweite Europas liegt auf einer Halbinsel die autonome spanische Stadt Ceuta. Für Besucher Andalusiens bietet sich ein Tagesausflug an, um den nordwestlichsten Zipfel Afrikas zu besuchen, denn fast im Stundentakt legen moderne Fähren von der Hafenstadt Algeciras ab, einem Knotenpunkt des internationalen Schiffsverkehrs. Auf dem Weg zu dem nur etwas mehr als 20 Kilometer entfernten „Außenposten Europas" passiert man zunächst die felsige Halbinsel von Gibraltar, seit 1704 britische Kronkolonie. In einer halben Stunde ist die gleichnamige Meerenge überquert, die Europa von Afrika trennt und das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet.

Beim Verlassen des Hafens, in dem sich Handels- und Fährschiffe sowie Yachten aus vielen Ländern ein Stelldichein geben, macht sofort ein Hinweisschild auf die geografische Position aufmerksam: „Marokko - 3 km". Denn das Königreich, das 1956 aus den einstigen französischen und spanischen Besitzungen in Nordwestafrika entstand, ist unmittelbarer Nachbar. Westlich führt die Straße zur marokkanischen Grenze, durchquert große Wohnsiedlungen, Campo Exterior oder Außenbezirk genannt. Immerhin leben in der Stadt auf 18,5 Quadratkilometern etwa 75 000 Menschen.

Auf der anderen Seite befindet sich die geschäftige Altstadt. Den Weg dahin versperren grandiose Festungsanlagen mit einem gewaltigen Wassergraben. Die von Portugiesen und Spaniern vom 15. bis 18. Jahrhundert errichteten Murallas Reales - Königliche Wälle - trennen die Halbinsel vom afrikanischen Festland und sind heute die mächtigsten Zeugen der Vergangenheit Ceutas. Sie verdeutlichen die strategische Position, die dem Ort am Eingang zum Mittelmeer seit jeher beigemessen wurde.

Von Phöniziern gegründet, war Ceuta später eine der wichtigsten Städte der römischen Provinz Mauretania. Während der Völkerwanderung von den germanischen Vandalen erobert, setzten zu Beginn des 8. Jahrhunderts von hier aus die muslimischen Heere auf die Iberische Halbinsel über, vernichteten das Westgotenreich und errichteten ihr Kalifat. Nachdem Christen und Moslems lange Zeit um Ceuta gekämpft hatten, wurde es schließlich 1415 von Portugal besetzt und damit ein Ausgangspunkt seiner Expansion nach Übersee. Seit 1580 gehört die Stadt zu Spanien.

Heute überquert man den breiten Festungsgraben bequem über die moderne Christus-Brücke und betritt die Altstadt, die sich bis zur Zitadelle auf dem Berg El Hacho erstreckt. Bunt und laut drängt sich die Menge, vor allem Afrikaner, Europäer, Inder, durch die engen Geschäftsstraßen. Einkaufen lohnt sich, denn Zollvergünstigungen auf Waren wie Schmuck, optische Geräte, Alkohol, Tabak etc. machen diese besonders preisgünstig.

Afrikanische Händler bieten ihre Souvenirs an: bunten Schmuck, verzierte Dolche, Keramik, Lederwaren, Schnitzereien und vieles, vieles mehr. Nach dieser historischen und multikulturellen Vielfalt lässt man sich am besten an der Plaza de Los Reyes nieder und genießt seinen Kaffee. Wer noch mehr über die Stadt erfahren möchte, dem sei eines der vielen Museen empfohlen, vom Ceuta Museum bis zum Museum der spanischen Fremdenlegion, die 1921 hier gegründet wurde.

Besonders empfehlenswert ist die Bustour von der Plaza de Africa aus, unweit der Kathedrale. Zunächst geht es nach Westen zu den Massenquartieren des Campo Exterior. Dann schlängelt sich der Bus durch mehr oder weniger enge Gassen hinauf zum El Hacho. Vom Fuße des Leuchtturms aus eröffnet sich eine herrliche Sicht über Stadt und Hafen bis zu den marokkanischen Bergen und über die Meerenge bis zum Felsen von Gibraltar. Die Zitadelle nebenan ist jedoch nicht zu besichtigen, sie wird noch heute von der spanischen Armee genutzt.

Den ereignisreichen Tag beschließt ein Essen in einem der vielen landestypischen Restaurants. Dann heißt es sich sputen, um die Fähre zurück nach Spanien nicht zu verpassen.